Deggendorf

Fundament-Fiasko am Karl-Hochhaus: Das sagt der Bauherr


Anfang Dezember wurde die Bodenplatte gegossen, die jetzt Stein des Anstoßes ist.

Anfang Dezember wurde die Bodenplatte gegossen, die jetzt Stein des Anstoßes ist.

Von Stefan Karl

Stillstand auf einer der größten Baustellen Deggendorfs: Weil die Bodenplatte die Baugrenzen um etwas über einen Meter überschreitet, hat die Stadtverwaltung einen Baustopp verhängt.

Jetzt muss der Deggendorfer Bauausschuss eine nachträgliche Genehmigung für das geänderte Fundament aussprechen. Gegenüber idowa hat Bauherr Günther Karl zur aktuellen Situation Stellung bezogen - sollten sich die Stadtratsmitglieder gegen die Genehmigung entscheiden, werde er das Projekt ad acta legen.

Noch immer ist Günther Karl sauer auf eine Spezialbaufirma aus Hessen. Mit deren Statik hätten die Probleme auf der Baustelle für das 36 Meter hohe Hochhaus begonnen: "Man hatte sich dort auf Pfahlbauweise geeinigt, weil das auch der Wunsch des Wasserwirtschaftsamtes war. Die Statik für die Pfähle war aber falsch und deshalb waren die weit unterdimensioniert." Das böse Erwachen kam prompt: "Die Pfähle sind gebrochen. Einen davon habe ich herausgezogen, der ist neunmal gebrochen!"

Dem Pfusch ein Denkmal

Karl will sich auf seine Art revanchieren und der Pfusch-Arbeit ein Denkmal setzen: "Den einen Pfahl werde ich in Deggendorf als Kunstwerk aufstellen, damit man diesen missglückten Pfahl auch besichtigen kann!" Ob er das Ernst meint, wird sich zeigen.

Warum aber wurde die Baugrenze überschritten? "Das ist im Eifer des Gefechts passiert, dass man 1,23 Meter rausgekommen ist", sagt Karl. Er verstehe und respektiere die Entscheidung der Verwaltung für den Baustopp: "Die Verwaltung hat reagiert, das muss sie tun. Sonst riskiert sie Vorwürfe vonseiten der Stadträte. Das muss ich zur Kenntnis nehmen und muss schauen, was rauskommt."

Lesen Sie im zweiten Teil, welche Konsequenzen der Baustopp mit sich bringt.

"Eine Bereicherung für Deggendorf"

Rauskommen soll nach Günther Karls Meinung die nachträgliche Erlaubnis, mit dem überstehenden Fundament weiter arbeiten zu dürfen. Die Mehrheit der Deggendorfer stehe hinter dem Projekt. Mehr noch als 2015, als der "Karl-Turm" Gegenstand eines Bürgerentscheids war, sagt Karl: "Als der Bürgerentscheid angestrengt wurde, hab ich mir schon überlegt, ob ich's überhaupt noch mache. Aber nachdem 75 Prozent dafür waren, habe ich diese Leute nicht enttäuschen wollen."

Die Bestätigung, dass er das Richtige tue, komme mittlerweile auch von jenseits der Stadtgrenzen: "Wir haben wahnsinnig viele Anfragen von auswärtigen Firmen, die dort als Mieter einziehen wollen, weil sie das Gebäude interessant finden. Deswegen wird es eine Bereicherung für Deggendorf."

Fertigstellung wohl erst Ende 2020

Was aber, wenn der Bauauschuss des Deggendorfer Stadtrats mehrheitlich gegen die Genehmigung stimmt? Was, wenn die Ratsmitglieder auf eben jenen 1,23 Metern beharren, die die 800 Meter große Bodenplatte über die verabredeten Grenzen hinausragt? "Dann bauen wir halt nicht weiter. Kein Problem" - auf die Frage, ob dann nicht das Projekt gescheitert wäre, erwidert Karl: "Das ist dann so, ja."

Der Deggendorfer Bauausschuss wird sich am 21. Januar mit der Sache auseinandersetzen - so oder so: der ursprüngliche Zeitplan der Baustelle mit Fertigstellung Ende 2019 wird wohl nicht zu halten sein, bestätigt Karl: "Jetzt wird's doch eher Ende 2020, weil wir durch die Firma jetzt ein Jahr verloren haben. Die hat uns juristisch blockiert bis zum Gehtnichtmehr." Somit steht das gesamte Bauprojekt vorerst auf wackligen Beinen.