Hochwasser

Lage im Landkreis Deggendorf spitzt sich zu

Auch im Landkreis Deggendorf sind die Feuerwehren wegen des Dauerregens im Dauereinsatz. Besonders in Niederalteich im Bereich der Deichbaustelle ist die Situation aktuell sehr angespannt.


Ein Blick auf den Deich in Niederalteich am Sonntagnachmittag zeigt, wie weit das Wasser bereits gestiegen ist.

Ein Blick auf den Deich in Niederalteich am Sonntagnachmittag zeigt, wie weit das Wasser bereits gestiegen ist.

Der Dauerregen der vergangenen Tage sorgt auch im Landkreis Deggendorf für eine zugespitzte Hochwasserlage. Der Pegel der Isar erreichte im Laufe des Sonntags mit über 3,50 Meter bereits die höchste Meldestufe 4. Für die Donau wurde der Scheitelpunkt am Pegel Deggendorf in der Nacht zum Montag weit über der höchsten Meldestufe 4 erwartet. Gerechnet wird nach aktuellen Prognosen des Hochwassernachrichtendienstes mit einer Pegelhöhe von über sieben Metern.

Dammbaustelle im Fokus

Besonders dramatisch ist die Situation in Niederalteich. Hunderte Einsatzkräfte aus über 55 Freiwilligen Feuerwehren unter Leitung von Kreisbrandrat Erwin Wurzer waren seit Samstagnachmittag teils im Schichtbetrieb tätig, um dort mit Sandsäcken abzusichern. Unterstützung erhielten sie von zahlreichen Helfern der Wasserwacht und des THW sowie den örtlichen Bauhöfen. Bereits vor elf Jahren war der Ort vom Hochwasser stark betroffen. Dementsprechend hatten die Niederalteicher dieses Szenario direkt wieder vor Augen. An der Baustelle für den Hochwasserschutz im Bereich der Fähranlegestelle galt es, den Damm auf einer Länge von gut 150 Metern zu sichern.

Alle aktuellen Informationen zum Hochwasser in Ostbayern finden Sie unter idowa.de/hochwasser

Im Akkord Sandsäcke befüllt

Als große Hilfe erwies sich hier die Sandsackfüllanlage des Landkreises, mit ihr wurden im Bauhof Niederalteich jede Menge Sandsäcke gefüllt. Mithilfe eines Traktors eines örtlichen Landwirtes wurde die Anlage betrieben. Auch mit Pylonen, die mit der Spitze nach unten in eine Leiter gehängt wurden, füllten Feuerwehrkräfte Sandsäcke. Der Deich wurde mit Planen bedeckt und das ganze dann mit vielen Sandsäcken, die zum Teil über die neu gebaute Hochwasserschutzmauer mit einer Menschenkette gebracht wurden, beschwert. Im Anschluss wurde dann auf der Hinterseite des Dammes aufgefüllt und weiter abgesichert. Dementsprechend wurden auch zahlreiche Kräfte in Niederalteich benötigt. Zunächst wurden die Feuerwehren aus Niederalteich, Altenufer, Deggendorf, Frohnstetten Osterhofen, Pankofen und Waltersdorf sowie die Wehren aus Schaufling und Schwanenkirchen und die Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung alarmiert.

Im Laufe des späteren Abends und der Nacht wurden die Wehren aus Plattling, Forsthart, Langenarming, Rottersdorf, Loh-Wischlburg, Berg, Greising und Wallerdorf, Iggensbach, Schöllnstein, Bernried und das Technische Hilfswerk Deggendorf nachalarmiert, vor allem auch, um den erschöpften Kräften eine Pause zu gönnen und diese durch frische Einsatzkräfte zu ersetzen. Mehr als 200 Ehrenamtliche waren bereits am Samstag in Niederalteich eingesetzt. Auch Bürger der Gemeinde Niederalteich, vor allem aber Firmen halfen unbürokratisch, indem sie Lastwägen und Bagger losschickten. Das BRK stellte indes die Verpflegung der Einsatzkräfte sicher.

Die Einsatzleitung oblag dem ersten Kommandanten der Feuerwehr Niederalteich, Michael Messert. Er wurde unterstützt durch Kreisbrandrat Erwin Wurzer, Kreisbrandinspektor Bernhard Süß und Kreisbrandmeister Michael Ertl. Auch Landrat Bernd Sibler informierte sich über die Lage in Niederalteich, und sprach den vielen ehrenamtlichen Einsatzkräften, aber auch den Firmen und Freiwilligen seinen Dank für ihre großartige Hilfe aus "Es ist einfach toll, was hier wieder von den Einsatzkräften geleistet wird", so Sibler.

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Die Donaupromenade steht unter Wasser. Aus Sicherheitsgründen hat die Stadt auch das Parkdeck Donau und die Zufahrt zur Ackerloh gesperrt.

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Im Bereich der Kläranlage Metten wurde am Samstag der Deich wieder erhöht, der im Rahmen der Baustelle für den Hochwasserschutz zuvor abgebaut wurde.

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Im Bereich des Ruderhauses setzte der städtische Baubetriebshof zur Vorsorge die Deichbalkenverschlüsse ein.

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Seit Samstag haben hunderte Einsatzkräfte den Deich in Niederalteich mit Sandsäcken gesichert.

Pegel steigt weiter

Am Sonntagmorgen konnten die Feuerwehren das erste Mal etwas durchatmen. Die Dammabschnitte konnten in der Nacht vorläufig gesichert werden und die Anzahl der Kräfte etwas zurückgefahren werden. Aufgrund des stetig steigenden Pegels auch am Sonntag waren die Feuerwehren aus Untergessenbach, Grafling, Bergern, Altenmarkt, Göttersdorf, Schwanenkirchen, Hirschberg und Neuhausen weiterhin für Sicherungsmaßnahmen im Einsatz. Weitere Wehren wurden im Laufe des Tages zur Unterstützung alarmiert. Der Führungsstab im Landratsamt Deggendorf beobachtet die Lage weiterhin laufend.

Deich in Metten erhöht

Auch im Markt Metten wurden Vorkehrungen gegen das Hochwasser getroffen. Eine besondere Gefahrenstelle liegt dabei an der Donau im Bereich der Kläranlage. Hier wurde im Rahmen der Hochwasserschutzmaßnahmen die Deichkrone in jüngster Vergangenheit abgesenkt, um Spundwände neu zu versenken. Aufgrund des steigenden Donaupegels wurde die Deichkrone allerdings wieder erhöht, so dass ein Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser besteht. Allerdings fehlen hier nun aktuell noch die Spundwände. Bürgermeister Andreas Moser zeigt sich dennoch zuversichtlich, dass Metten unbeschadet bleibt. Die mobilen Deichverschlüsse wurden am Sonntagnachmittag durch die Freiwillige Feuerwehr Metten eingesetzt, so dass auch dort ein Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser besteht.

Im Stadtgebiet Deggendorf wurden bereits am Freitag der Donaupark sowie die Bogenbachwege gesperrt. Am Samstagnachmittag kamen die Deichhinterwege vorwiegend rechts der Donau in den Stadtteilen Fischerdorf und Natternberg für den motorisierten Verkehr sowie für Fußgänger und Radfahrer hinzu. Außerdem wurde die Geh- und Radwegunterführung der B11 bei Niederkandelbach aufgrund der Folgen einer Überflutung gesperrt. Im Bereich der Probstei kam es am Samstag zum Austritt von Hangwasser im Bereich der Fahrbahn. Die Stadtwerke Deggendorf konnten das Problem beheben, sodass dort keine Überflutungsgefahr herrscht. Der betroffene Bereich wurde für den Verkehr wieder freigegeben. Ab Montag, 3. Juni, sind hier weitere Arbeiten zu erwarten.

Sperrungen in Deggendorf

Da es durch die anhaltenden Niederschläge im gesamten Deggendorfer Stadtgebiet zu punktuellen Überflutungen kommen kann, ergriff die Stadt am Sonntag weitere Maßnahmen, um Gefahren zu vermeiden. Diese sehen wie folgt aus: Neben den Wegen entlang des Bogenbaches werden auch die übrigen Wege sowie die Zuwegungen des Stadtparks gesperrt. Dies betrifft auch die Zufahrt zum Rondell. Der Betrieb von Biergarten und Minigolfanlage ist daher vorübergehend nicht mehr möglich. Das Parkdeck Donau wird geschlossen. Ebenso wird die Zufahrt zum Festplatz Ackerloh gesperrt, genauso wie die Unterführung der Neusiedler Straße in diesem Bereich. Darüber hinaus ist die Eginger Straße gesperrt. Im Berthold-Heckscher-Sportzentrum werden Fahrbahn und Parkplätze ab Höhe Feuerwehrzufahrt gesperrt. Der Schiffmeisterweg wird gesperrt ebenso wie die Zufahrten zur Donau in Richtung Freihafen. Die Zufahrt zum Luberweiher im Stadtteil Seebach muss geschlossen werden. Im Bereich des Winterhafens und am Bahnübergang Ruderhaus werden die Deichbalkenverschlüsse gesetzt.

Isar in Plattling flutet Vorland

Auch die Isar im Bereich Plattling schwoll aufgrund des Dauerregens stark an. Am Sonntagmittag wurde hier bereits die Meldestufe 4 erreicht, das angrenzende Vorland vor den Deichen ist aktuell überflutet. Da der Hochwasserschutz in Plattling bereits auf dem neusten Stand ist, konnte Schlimmeres bislang verhindert werden, und bebaute Flächen waren nicht betroffen.

Bei der Feuerwehr Stephansposching wurden ab Sonntagmittag als Sicherungsmaßnahme ebenfalls Sandsäcke befüllt und verbaut, um gefährdete Höfe im Gemeindebereich vor dem erwarteten Hochwasser in der Nacht zum Montag zu schützen. Am Sonntagnachmittag wurde im Landkreis außerdem mit den Deichwachen durch die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren begonnen.

Gesperrte Wege meiden

Stadt und Landkreis bitten die Bevölkerung nochmals eindringlich, Dämme und sonstige Hochwasserschutzeinrichtungen nicht zu betreten. Auch abgesperrte Dammhinterwege oder bereits überflutete Flächen sollen keinesfalls betreten oder befahren werden. Darüber hinaus werden die Bürger vorsorglich darauf hingewiesen, rechtzeitig selbst Vorsorgemaßnahmen für Starkregen- und Hochwasserereignisse zu treffen. Dazu zählen unter anderem das Kontrollieren von Rückstauklappen in den Untergeschossen sowie das Entfernen von Fahrzeugen aus Tiefgaragen.