Aktion "Freude durch Helfen"

Spenden für die Chamer Alleinerziehenden


Seit über 32 Jahren ist Erna Steiner ein Sprachrohr für die Alleinerziehenden im Landkreis Cham. Bei der "jetzt red i"-Sendung in Cham machte sie auf deren Sorgen aufmerksam.

Seit über 32 Jahren ist Erna Steiner ein Sprachrohr für die Alleinerziehenden im Landkreis Cham. Bei der "jetzt red i"-Sendung in Cham machte sie auf deren Sorgen aufmerksam.

Die schwere Zeit gemeinsam durchstehen: Das ist der Leitgedanke der Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende in Cham. "Es wird besser, wenn die Kinder größer werden", sagt Erna Steiner, die die Gruppe von Beginn an, also seit über 30 Jahren, leitet. Die Verantwortung ganz alleine zu tragen, oft mit finanziellen Engpässen zu kämpfen, das hinterlässt Spuren. Die Alleinerziehenden brauchen den Austausch, um neue Kraft zu tanken.

Die Gruppe bietet regelmäßige Treffen an, die samstags stattfinden. Gemeinsam erarbeiten die Erwachsenen auch ein Jahresprogramm. Bei gemeinsamen Ausflügen, wie zum Minigolfspielen oder zum Christkindlmarkt, vertiefen sich die Freundschaften. Häufig bleiben die Teilnehmer jahrzehntelang in Kontakt.

Es braucht viel mehr Unterstützung

Steiner erzählt von vielen Einzelschicksalen, die sie auch nach den ganzen Jahren noch berühren. Wenn der Partner stirbt und die Kinder noch klein sind. Oder die Ehe aufgrund von Misshandlungen zerbricht.

Ins Detail gehen möchte sie nicht: "Alles, was wir bereden, bleibt unter uns. Wir bieten einen geschützten Raum, in dem wir ganz offen sprechen können. Das ist mir wichtig." Sie selbst war als dreifache Mutter alleinerziehend. Zwei, acht und 13 Jahre alt waren ihre Kinder damals. Sie weiß, dass die Entscheidung zu gehen, keiner leichtfertig fällt.

Die Hälfte der Alleinerziehenden erhält keinen regelmäßigen Unterhalt vom Ex-Partner, weiß Steiner. "Alle unsere Teilnehmer gehen in die Arbeit", sagt Steiner. Aber Vollzeit geht nicht, es fehlen schlichtweg die Kita-Plätze, darüber hinaus gibt es nicht an jeder Schule ein Ganztagsangebot.

Als der Bayerische Rundfunk bei Steiner anfragte, ob sie sich nicht zum Thema Inflation bei der in Cham gedrehten Sendung "jetzt red i" äußern möchte, musste sie kurz überlegen. Sie fragte in der WhatsApp-Gruppe bei den anderen Teilnehmern an, die ihr gut zuredeten. "Alleinerziehende haben keine Lobby", bedauert Steiner. Umso wichtig sei es gewesen, auf deren Sorgen in der Sendung aufmerksam zu machen. Bei wem das Geld schon vor der Inflation knapp war, bei dem ist die Hilflosigkeit jetzt groß.

Die Antworten der Politiker, die auf die angekündigte Kindergelderhöhung verwiesen, überzeugten sie nicht. Es brauche viel mehr Unterstützung für Alleinerziehende, sagt Steiner.

"Wir müssen uns nicht verstecken"

Eine Anlaufstelle ist die Selbsthilfegruppe. "Finanziell unter die Arme greifen können wir jedoch nicht", erklärt die Gruppenleiterin. Vielmehr gehe es um den Austausch und Tipps. Das Einzugsgebiet der Teilnehmer ist groß, denn viele Selbsthilfegruppen gibt es nicht mehr. Die Diözese hatte vor Jahrzehnten die Gründung der Selbsthilfegruppen besonders im Blick.

"So kam ich auch zu dem Amt", erzählt Steiner. Doch im Laufe der Jahre haben sich viele wieder aufgelöst. Cham blieb. Aber eigentlich sollten die Selbsthilfegruppen viel mehr in die Fläche: Denn bei Alleinerziehenden ist die Zeit knapp bemessen. "Und bei den hohen Spritpreisen, da überlegst du dir jede Fahrt doppelt..."

Wichtig ist Steiner, dass die Alleinerziehenden selbstbewusst sind, sich nicht schämen. "Wir müssen uns nicht verstecken, nur weil wir Alleinerziehende sind. Jeder hat seinen ganz eigenen Lebensweg!" Gemeinsam haben die Alleinerziehenden jedoch eines: "Wir tun alles für unsere Kinder, stecken selbst zurück", weiß Steiner aus Erfahrung. "Es ist schwierig, den eigenen Kindern zu sagen, dass etwas finanziell nicht drin ist." Noch schwieriger sei es, auf andere angewiesen zu sein.

Steiner denkt zurück, als ihre Kinder noch klein waren: "Ich konnte immer auf Hilfe bauen: Mein Vater war immer für mich da." Diese Unterstützung aus dem privaten Umfeld haben nicht alle. "Manche haben ja auch die Familie gar nicht in der Nähe wohnen."

Die Selbsthilfegruppe finanziert sich komplett durch Spenden. Eine solche werden sie auch durch die Verlags-Aktion "Freude durch Helfen" erhalten. Steiner weiß auch schon, wofür das Geld verwendet wird. "Für einen richtig schönen Ausflug", sagt sie augenzwinkernd. Denn einen solchen haben sie sich verdient.