10.32 Uhr vor dem Ostportal des Tunnels Deschlberg: Drei Polizeistreifenwagen mit Blaulicht kesseln einen roten Peugeot ein, drängen ihn auf die Haltebucht vor der Tunneleinfahrt. Kaum stehen die Fahrzeuge, springen aus ihnen mehrere Polizisten, teils in Zivilkleidung. Mit vorgehaltener Waffe zwingen sie die beiden Insassen zum Aussteigen.

Sekunden später liegen die junge Frau und der Mann auf der Straße, werden abgetastet, festgenommen. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich: Der Zugriff erfolgte mit Polizeikräften aus Bayern und Böhmen. Und das unter prominenter Beobachtung. Denn am Seitenrand verfolgten Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und sein tschechisches Pendant, Milan Chovanec, diese grenzüberschreitende Übung.

Sie sollte - elf Monate nach dem Inkrafttreten des deutsch-tschechischen Polizeivertrags, der die grenzüberschreitende Polizeimaßnahme zwischen den beiden Ländern ermöglicht - zeigen, wie gut Gesetzeshüter mittlerweile über die Grenze hinweg kooperieren. Angenommen wurde bei der Übung ein Banküberfall in Horsovsky Tyn, nach dem die beiden Räuber in Richtung Deutschland flüchten - und sie letztendlich auf der B20 kurz vorm Tunnel Deschlberg gestoppt werden können.

Die beiden Minister zeigten sich nach der Übung beeindruckt. Herrmann sprach gar von einem "der fortschrittlichsten Polizei-Verträge Bayerns". Zudem sei es unter anderem dank der Schleierfahndung der bayerischen Polizei gelungen, die Zahl der Straftaten im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet von über 40.000 im Jahr 2007 auf rund 34.000 im vergangenen Jahr zu senken - und das bei einer Aufklärungsquote von 71,9 Prozent.

Auch für Tschechiens Innenminister Milan Chovanec sei das Leben auf beiden Seiten der Grenze wieder sicherer geworden. Er ließ keinen Zweifel daran, dass sein Land auch weiterhin mit Bayern zu Wohl der Sicherheit zusammenarbeiten wolle.