Dürresommer - Archiv

Das Getreide dörrt dahin

Landwirte rechnen mit hohen Ernteausfällen – Selbst Tierfutter und Stroh werden knapp


sized

Magere Zeiten auf den Äckern: BBV-Chef Josef Wutz rechnet mit Ernteeinbußen von 50 Prozent.

Ein Blick auf die Äcker und Wiesen treibt Josef Wutz, Kreisvorsitzender des bayerischen Bauernverbandes, derzeit die Sorgenfalten auf die Stirn. "Wir müssen mit der Hälfte des Ertrags rechnen", prophezeit er hohe Ernteausfälle angesichts der anhaltenden Trockenheit. Die Berufskollegen im Osten des Landkreises hat es freilich noch viel schlimmer erwischt: Das Unwetter am Montagabend hat ihre Felder verwüstet. "Der Hagel hat den Mais regelrecht gehäckselt", staunt Wutz. Gerade im Bereich Waldmünchen-Schäferei ist die Ernte nicht mehr zu retten.

Dieser Artikel ist zum ersten Mal am 13. Juni 2018 in der Chamer Zeitung erschienen.

"Zwei, drei Tage lang ein staader Landregen. Das wäre es jetzt."



Perfektes Wetter gibt es aus Sicht eines Landwirts kaum. Doch in diesem Jahr sieht die Lage noch schlimmer aus als sonst. "Die Trockenheit ist extrem, dazu tun die hohen Temperaturen ihr Übriges", zählt Wutz die ungünstigen Faktoren auf. Seit dem Frühjahr hat es kaum geregnet. Und wenn, dann war es ein Platzregen. Der BBV-Vorsitzende und Landwirt in Wullnhof erinnert sich an die Regenfront, die vor wenigen Tagen auf seinen Hof niederprasselte. In zehn Minuten fielen 40 Liter Niederschlag je Quadratmeter. "Das kann der Boden gar nicht aufnehmen. Es schwemmt alles ab", so Wutz.

Auf den Feldern sieht es entsprechend trocken aus. "Das Getreide hat nur die halbe Ährenzahl. Dazu sind die Halme sehr kurz und dünn", berichtet Wutz. Stroh könnte in diesem Jahr zur Mangelware werden, warnt er.

Dasselbe gilt für das Grünland. "Der zweite Schnitt war sehr mager. Nur ein paar Halme stehen derzeit auf den Wiesen." Die Weidetiere werden von dem dürren Grün längst nicht mehr satt. So mancher Bauer greift bereits auf die für den Winter gedachten Futtervorräte zurück und füttert bei seinem Vieh zu. Aber was ist dann im Herbst? Wird das Futter knapp? "Das kann schon sein", überlegt Wutz, "für den Fall sollten sich die Landwirte schon jetzt ihre Gedanken machen." Denn wenn Grasschnitt und Mais rar sind, kann auch weniger siliert und damit als Grundfutter für den Viehbestand aufbereitet werden.

Der BBV-Chef will die Hoffnung aber nicht aufgeben. "Zwei, drei Tage lang ein staader Landregen. Das wäre es jetzt." Dann könnte sich das Blatt nochmal wenden. Zumindest würde der dritte und vierte Grünlandschnitt ertragreicher ausfallen.

Getreidehähnchen und Borkenkäfer freuen sich über die Hitze



Dass sich die Erntebilanz noch wesentlich verbessert, ist hingegen unwahrscheinlich. Die Trockenheit hat alle Pflanzen zu sehr in ihrem Wachstum ausgebremst, als dass ein paar Regentage das Minus wieder ausgleichen könnten. Und das Wenige, das derzeit auf den Feldern wächst, müssen sich die Bauern auch noch mit einer größer werdenden Schädlingspopulation teilen. Denn die Krabbler gedeihen bei der trockenen Hitze prächtig. "Getreidehähnchen sind heuer ein echtes Problem", hat Wutz beobachtet. Dabei hat der Schädling in den vergangenen Jahren überhaupt keine Rolle mehr gespielt.

Das gilt freilich auch für den Borkenkäfer. "Wir haben erstmals vier Käfergenerationen im Wald. Das gab es noch nie", warnt der Kreisvorsitzende und rechnet mit einem "enormen Schadholzanfall". Sein Appell an die Waldbesitzer: unbedingt den eigenen Baumbestand kontrollieren. "Das gilt auch für die urbanen Waldbesitzer. Wenn sie selbst keine Zeit haben, sollten sie jemanden beauftragen."