Feiertagsabschaffung
Stadt Bad Kötzting fordert in Brandbrief: „Hände weg vom Pfingstmontag“

Jürgen Hirtreiter
Der Kötztinger Pfingstritt: Für Bad Kötzting wäre die Abschaffung des Pfingstmontags als Feiertag ein kulturelles, gesellschaftliches und wirtschaftliches Fiasko.
Geht es nach einigen Wirtschafsbossen, dann sollen in Bayern Feiertage abgeschafft werden, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Eine Forderung, die derzeit für Diskussionen sorgt. In Bad Kötzting erinnert man sich an die Debatte um die Abschaffung des Pfingstmontags in den 90er-Jahren. Mit einem offenen Brandbrief schaltet sich daher Bürgermeister Markus Hofmann in die Debatte ein. Er schreibt:
„Mit großem Befremden und tiefem Unverständnis nehmen wir die aktuelle Diskussion zur Kenntnis, wonach der Pfingstmontag als gesetzlicher Feiertag abgeschafft werden soll - diesmal mit Verweis auf eine angeblich notwendige Anpassung der Arbeitswelt. Besonders irritierend zeigt sich dabei die Forderung des vbw-Geschäftsführers und seiner Mitstreiter, erneut an einem über Jahrhunderte gewachsenen Feiertag zu rütteln, der in vielen Regionen Deutschlands - und ganz besonders in Bad Kötzting - nicht nur ein freier Tag, sondern gelebtes Kulturgut und spirituelle Identität ist. Darüber hinaus ist der Pfingstmontag in vielen Regionen in Bayern ein ganz besonderer Fest- und Feiertag.
Bereits 1993 sollte der Pfingstmontag zur Finanzierung der Pflegeversicherung geopfert werden - damals wie heute ein Angriff auf unsere religiöse und kulturelle Substanz.
„Wäre ein Fiasko“
Für Bad Kötzting wäre eine Abschaffung des Pfingstmontags ein kulturelles, gesellschaftliches und wirtschaftliches Fiasko. Seit über 600 Jahren zieht jedes Jahr am Pfingstmontag der Kötztinger Pfingstritt mit rund 700 festlich gekleideten Reitern als eucharistische Prozession zu Pferde durch unsere Stadt und die umliegenden Gemeinden. Tausende Besucher aus ganz Bayern, Deutschland und dem Ausland strömen zu diesem einmaligen Ereignis, das weit über die Grenzen hinaus für gelebte Glaubenstradition, bayerische Heimatverbundenheit und friedliches Miteinander steht. Der Pfingstmontag ist Herzstück und Höhepunkt dieser festlichen Tage. Wer diesen Tag streicht, gefährdet nicht nur eine der ältesten Bittprozessionen Europas, sondern reißt eine traditionsreiche Region aus ihrem kulturellen Takt.
Zudem wäre ein solcher Schritt auch aus touristischer Sicht für den Freistaat Bayern ein fatales Signal. Gerade in einer Zeit, in der regionale Identität, Brauchtum und kultureller Tourismus immer wichtiger werden, braucht es Verlässlichkeit - nicht Verunsicherung.
Bayern ist das Tourismusland Nummer eins in Deutschland - als Bürgermeister eines Kurortes in einer Ferienregion, die wirtschaftlich stark auf den Tourismus ausgerichtet und davon abhängig ist, möchte ich dabei auch auf die wirtschaftliche Bedeutung der Feiertage für unsere gesamte Region verweisen. Die Feiertage sind für den Tourismus bei uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, am Feiertag selbst und als Anlass für einen attraktiven Kurzurlaub und Tagesausflug - mit der Abschaffung schwächt man die gesamte Tourismus- und Dienstleistungsbranche in Bayern.
Wir sagen mit aller Deutlichkeit: Das lässt sich die Bevölkerung von Bad Kötzting und der gesamten Region nicht gefallen. Hier geht es nicht nur um einen Feiertag - es geht um Identität, um Brauchtum, um Heimat. Wir verlassen uns in dieser Debatte auch auf die klare und unmissverständliche Aussage unseres Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, der im März 2025 betonte: ,Bayern wird definitiv keine Feiertage abschaffen.„ Wir fordern daher mit Nachdruck ein klares Bekenntnis zur Bewahrung des Pfingstmontags als gesetzlichem Feiertag, eine wertschätzende öffentliche Debatte, die Tradition und Glaubensleben nicht als verzichtbare Randerscheinung behandelt und ein Ende von ökonomisch motivierten Schnellschüssen, die das soziale und kulturelle Gefüge unserer Gesellschaft in Frage stellen.
Im Namen der Stadt Bad Kötzting, ihrer Bürger sowie der vielen Ehrenamtlichen, Geistlichen, Vereine und Traditionsträger, die jedes Jahr mit Herzblut für den Fortbestand des Pfingstritts arbeiten, sagen wir: Hände weg vom Pfingstmontag!“
 
  