London

Tag der Wahrheit: Hat May den Plan B(rexit)?


Pro-Eu-Demonstranten protestieren mit EU-Fahnen in der Nähe des britischen Parlaments gegen den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union.

Pro-Eu-Demonstranten protestieren mit EU-Fahnen in der Nähe des britischen Parlaments gegen den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union.

Von dpa/idowa

Die britische Premierministerin steuert mit ihrem Brexit-Deal im Parlament am Dienstag auf eine Niederlage zu. Dennoch hält sie an ihrer Strategie fest. Wie geht es nach der Abstimmung weiter?

Nur die Zustimmung zum Austrittsabkommen könne einen chaotischen EU-Austritt am 29. März oder eine Abkehr vom Brexit verhindern, warnte May am Montag bei einem Auftritt im Unterhaus. "Geben Sie diesem Deal eine zweite Chance", rief May den Abgeordneten zu.

Ob der Appell der Premierministerin auf fruchtbaren Boden fällt, ist allerdings fraglich. Trotz neuer Zusicherungen aus Brüssel werden May kaum Chancen eingeräumt, eine Mehrheit für ihren Deal zu bekommen. Zu groß ist der Widerstand dagegen.

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Die britische Premierministerin Theresa May während einer Rede im Parlament in London.

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Fähren im Ärmelkanal: Die britische Regierung hat Verträge mit Reedereien abgeschlossen, um mögliche Engpässe nach dem Brexit mithilfe von gecharterten Fähren abzufedern.

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Werbetafel einer Wechselstube zum Tausch von Pfund und Euro an der Grenze zwischen der Republik Irland und der britischen Region Nordirland.

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Ein pro-europäischer Demonstrant vor dem Parlament.

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Jacob Rees-Mogg ist einer der ärgsten innerparteilichen Gegner der britischen Premierministerin Theresa May.

Sollte das Parlament das Abkommen am Dienstag mit großer Mehrheit ablehnen und sich auch in den kommenden Wochen nicht auf ein weiteres Vorgehen einigen, droht ein Austritt ohne Abkommen mit dramatischen Konsequenzen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk sprangen May am Montag mit einem langen Brief zur Seite, um die Bedenken der Kritiker im Parlament auszuräumen. Die nordirisch-protestantische DUP, die Mays Minderheitsregierung stützt, bezeichnete diese Zusicherungen jedoch als "bedeutungslos".

Misstrauensvotum angekündigt

Neben der DUP haben sich etwa 100 Abgeordnete aus dem Regierungslager bereits gegen das Abkommen ausgesprochen. Die Oppositionsparteien wollen geschlossen gegen Mays Deal stimmen. Labour-Chef Jeremy Corbyn kündigte im Fall einer Niederlage Mays ein Misstrauensvotum im Parlament an. Wann genau, ließ er offen.

Mit den Abstimmungen wird gegen 20 Uhr (MEZ) gerechnet. Die Beschlussvorlage der Regierung kann vor dem eigentlichen Votum noch abgeändert werden. Es kann sogar sein, dass der ursprüngliche Beschlusstext so stark verändert wird, dass die eigentliche Abstimmung gar nicht erst stattfindet.

Die Abgeordneten könnten neben der Ablehnung von Mays Deal eine Richtung vorgeben, wie es weitergehen soll oder die Zustimmung mit Bedingungen verknüpfen. Doch noch zeichnet sich für keine der möglichen Optionen eine Mehrheit ab.

Auch bei einer deutlichen Niederlage der Regierung wäre nicht klar, was als nächstes passiert. Viele Abgeordnete forderten am Montag, den EU-Austritt zu verschieben, eine Möglichkeit die auch in Brüssel nicht mehr ausgeschlossen wird. Doch das lehnte May am Montag vehement ab.

Nach dem Willen des Parlaments muss die Regierung im Falle einer Niederlage bis zum kommenden Montag (21.1.) einen Plan B vorlegen, über den innerhalb von sieben Sitzungstagen abgestimmt werden soll - spätestens am 31. Januar. Doch es ist unklar, ob die Regierung rechtlich an diese Vorgaben gebunden ist.

So könnte der weitere Fahrplan bis zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union aussehen: 21.01.: Wird ihr Brexit-Deal abgelehnt, muss Premierministerin Theresa May einem Beschluss des britischen Parlaments zufolge spätestens in drei Sitzungstagen - also am 21. Januar - einen Plan B vorlegen. Es ist aber unklar, ob die Regierung an diese Frist rechtlich gebunden ist. 31.01.: Spätestens sieben Sitzungstage später - also am 31. Januar - muss die Regierung über den Plan B abstimmen lassen. Die Abgeordneten könnten den Plan B ändern und eine engere Anbindung an die EU fordern oder sogar ein zweites Referendum. 29.03.: An diesem Tag um 23 Uhr britischer Zeit tritt das Vereinigte Königreich aus der Staatengemeinschaft aus - falls der Brexit nicht auf Wunsch Großbritanniens verschoben wird.