Frankfurt am Main

China am Main: Mehr Geschäfte in chinesischer Währung in Frankfurt


Seit einem Jahr können Unternehmen ihre China-Geschäfte auch von Frankfurt aus in Yuan abwickeln.

Seit einem Jahr können Unternehmen ihre China-Geschäfte auch von Frankfurt aus in Yuan abwickeln.

Seit einem Jahr können Unternehmen ihr China-Geschäft von Frankfurt aus in der chinesischen Währung Yuan abwickeln. Die erste Clearing-Bank im Euroraum soll Firmen helfen, Zeit und Kosten zu sparen. Ziel: Den Handel befeuern.

Bernd Meist ist zufrieden, aber nicht begeistert. Zwar setzen deutsche Unternehmen bei Geschäften mit chinesischen Handelspartnern zunehmend auf Zahlungen in Renminbi (Yuan), berichtet der Geschäftsleiter der Frankfurt-Niederlassung der Bank of China. Doch die Entwicklung läuft langsamer als erhofft.

Seit einem Jahr (17.11.) können Firmen ihre Geschäfte mit Handelspartnern in Fernost über die Frankfurter Clearing-Stelle bei der Bank of China in der chinesischen Währung abwickeln. Das macht Geschäfte einfacher und schneller.

"Wir haben Zahlungen im Wert von fast 1,25 Billionen Renminbi abgewickelt", sagt Meist. Das sind umgerechnet etwa 182,5 Milliarden Euro und eine Steigerung um ein Drittel gegenüber dem, was die Bank of China ein Jahr zuvor getätigt habe, wie Meist erklärt.

Die Entwicklung sei zwar zufriedenstellend, bilanziert der Geschäftsleiter: "Aber sie ist nicht dramatisch positiv." Ein Grund dafür könne sein, dass Chinas Wirtschaft 2015 nicht mehr so rasant wachse wie in den Vorjahren. Zudem seien inzwischen auch in Luxemburg, Paris und London Clearing-Stellen eröffnet worden.

Beim ersten Handelszentrum für die chinesische Währung im Euroraum haben derzeit deutlich mehr als 1000 Unternehmen Renminbi-Konten, wie Meist betont. Zudem nutzten knapp 50 Banken - auch aus dem Ausland - das Yuan-Handelszentrum für Geschäftsabwicklungen ihrer Kunden.

Die Frankfurter Clearing-Bank für Zahlungen in Renminbi war am 17. November 2014 bei der Bank of China an den Start gegangen. Weil der Yuan nicht frei handelbar ist, mussten deutsche Unternehmen Zahlungen zum Beispiel an Zulieferer früher etwa über Hongkong laufen lassen.

Ziel der Yuan-Drehscheibe ist es, den Handel einfacher, schneller und billiger zu machen - und ihn damit anzutreiben. "Konkret heißt das: Gleiche Zeitzone, gleiche Sprache, nur einmal Kosten für den Währungswechsel - im Vergleich zum Weg über den Dollar in Hongkong", erklärt Hubertus Väth, Geschäftsführer der Finanzplatzinitiative Frankfurt Main Finance. "Das kommt insbesondere dem Mittelstand zugute."

Auch für chinesische Geschäftspartner sei das Angebot im Euroraum ein Vorteil: "Bei Abrechnung in Euro - also bei 80 Prozent aller Fälle - trägt der chinesische Handelspartner das Währungsrisiko", betont Väth. Könnten die europäischen Firmen aber in Renminbi abrechnen, entfalle das Währungsrisiko: "Die Unternehmen können ihren Geschäftspartnern in China so Rabatte zwischen zwei und sechs Prozent gewähren." Das dürfte das Geschäft ankurbeln.

Mit der Ansiedlung der Clearing-Bank in Frankfurt habe Deutschland im Wettstreit der globalen Finanzplätze ein Ausrufezeichen gesetzt, sagt Werner Steinmüller, der das globale Transaktionsgeschäft der Deutschen Bank leitet. "Damit hat Deutschland ein wichtiges Signal nach China gesendet, nämlich, ein zuverlässiger Partner bei den Plänen der chinesischen Regierung zu sein, den Renminbi als Weltwährung zu etablieren."

Davon profitiert auch Deutschland. Denn die Bedeutung des Renminbi im Welthandel nimmt rasant zu. China ist nicht nur zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde und Export-Weltmeister. Peking lässt seit Jahren auch nichts unversucht, seine Währung salonfähig zu machen. Ziel ist, dass der Internationalen Währungsfonds (IWF) den Yuan als globale Leitwährung anerkennt.

Noch im August 2012 rangierte der Yuan auf Platz zwölf der globalen Zahlungsmittel. Im August 2015 aber landete das Geld der Volksrepublik erstmals sogar knapp vor dem japanischen Yen auf Rang vier der wichtigsten Währungen der Welt.

Den Kanadischen und Australischen Dollar sowie den Schweizer Franken hat der Yuan schon länger hinter sich gelassen, wie Väth erklärt: "Tatsache ist, dass im August 2015 knapp 2,8 Prozent der weltweiten Zahlungen in Renminbi abgewickelt wurden. Nun sind nur noch der Amerikanische Dollar, der Euro und das britische Pfund bedeutsamer." Dies allerdings zum Teil noch mit gehörigem Abstand.

Dennoch habe der Renminbi seine Bedeutung als Handelswährung kontinuierlich ausgebaut, betont Väth: "Daran hat auch das Frankfurter Clearing-Center seinen Anteil, weil Deutschland mit Abstand der größte Handelspartner Chinas in Europa ist." Umgekehrt ist China der bedeutendste Handelspartner Deutschlands in Asien.

Die Bundesbank hatte schon im Juni eine positive Zwischenbilanz gezogen: Der Renminbi-Handel in Deutschland habe sich gut entwickelt. Unternehmen sollten das Frankfurter Angebot stärker als Chance begreifen, warb Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel nun zum Jahrestag: "Die Umsatzzahlen der Clearingbank in Frankfurt lassen derzeit sicherlich noch Luft nach oben." Allerdings benötigten die Anpassungen der Zahlungsabwicklungen in den Unternehmen auch Zeit.