Wetterwechsel in Sicht

Dürre: Kann der Regen die Ernte noch retten?


Weil Regen ausbleibt, müssen Landwirte ihre Felder vielerorts bewässern. Die extreme Wettersituation macht den Bauern zu schaffen. Der Wetterwechsel ab Dienstag lässt aber hoffen.

Weil Regen ausbleibt, müssen Landwirte ihre Felder vielerorts bewässern. Die extreme Wettersituation macht den Bauern zu schaffen. Der Wetterwechsel ab Dienstag lässt aber hoffen.

Von Redaktion idowa

Der Landwirtschaft droht eine Missernte. Forschern bereiten die Wasserspeicher der Böden und der bislang fehlende Frühjahrsregen Sorgen. Etwas Regen immerhin soll nun kommen. Aber kann der Niederschlag die erwarteten Defizite bei der Ernte der Feldfrüchte überhaupt noch aufhalten?

Beim Deutschen Wetterdienst (DWD) hieß es am Wochenende: "Die derzeitige Wetterlage erinnert etwas an den Dürresommer 2018." Nach einer längeren Trockenphase mit wenig Regen werden nun ab Dienstag in Bayern Schauer erwartet. Im Osten des Freistaats soll es in der Nacht zum Mittwoch regnen, die Temperaturen sinken auf bis zu fünf Grad im Bayerischen Wald. Laut DWD kann es sogar zu Sturmböen kommen.

Ist der angekündigte Regen ein Tropfen auf dem heißen Stein? Wie groß ist die Gefahr einer erneuten Dürre? "Die letzten beiden Jahre waren außergewöhnlich trocken. Die Böden brauchen nun Regen. Ihre Wasserspeicher sind nur zum Teil wieder aufgefüllt worden", sagt der Klimaforscher Mojib Latif, der am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel arbeitet. Der Landwirtschaft drohe eine Missernte: "Die Bauern haben aber noch Hoffnung. Wenn es in den kommenden zwei bis drei Wochen kräftig regnet, kann dies den trockenen April ausgleichen."

Aber wie viel müsste es denn regnen, um die drohende Missernte aufhalten zu können? Franz Schreyer ist Landwirt in Straubing. Auf seinem Hof baut er Weizen, Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais an. Auch er bestätigt, dass der Boden der Felder sehr trocken ist. Um das erwartete Defizit auszugleichen, müsse es entsprechend viel und gleichmäßig regnen.

Schreyer meint, dass sich pauschal keine Angabe zur idealen Niederschlagsmenge machen lässt. Gleichzeitig schätzt er für sich: "200 Liter Niederschlag wären nötig". Das werde aber wohl nicht passieren und würde auf einmal auch nichts bringen. Da die Böden derzeit zu trocken sind, könnten sie zu viel Regen gar nicht aufnehmen. Bei plötzlich einsetzendem Starkregen bestehe die Gefahr, dass das Regenwasser nicht abfließen kann. Das hätte dann wiederum Überschwemmungen zur Folge. Hilfreich wäre regelmäßiger und gleichmäßiger Regen, sagt Schreyer.

Unter der anhaltenden Trockenheit hätten dem Landwirt zufolge zumindest Zuckerrüben und Kartoffeln noch nicht stark gelitten. Hier sei bei den Ernteerträgen noch alles möglich. Bei Weizen, Gerste und Roggen allerdings zeichnen sich bereits Schäden ab, so Schreyer. Trotz Regen könne man jetzt schon sagen, dass vielerorts zumindest bei den Getreidesorten nicht mehr der "Topertrag" erwirtschaftet werden könne. Vor allem beim Wintergetreide sei das der Fall.

Effekt der Niederschläge könnte verpuffen

Die von Schreyer geschätzten 200 Liter Niederschlag setzt Andreas Mörser, Agrarmeterologe beim DWD, in Relation. Bis zur Getreidereife Ende Juli/Anfang August seien beispielsweise um die 60 bis 70 Liter Niederschlag pro Quadratmeter pro Monat nötig, um die erwarteten Defizite bei der Ernte ausgleichen zu können. Ein Richtwert von 200 Litern Niederschlag bis dahin ist also plausibel, sagt Mörser.

Der vorhergesagte Regen in dieser Woche schaffe aber schon einmal Abhilfe auf den Feldern. Sollte der Niederschlag in der darauffolgenden Woche aber wieder vollständig ausbleiben, verpuffe der Effekt, den der Regen in dieser Woche erzielt, wieder. In zwei Wochen könnten die Felder wieder auf dem Stand von heute sein, sagt Mörser.

Nach Berechnungen des DWD fielen von 14. März bis 18. April verbreitet weniger als zehn Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Zugleich sorgte an vielen Tagen Sonnenschein, sehr trockene Luft und zeitweise auch frischer bis starker Wind für hohe Verdunstungsraten von etwa sechs Litern pro Quadratmeter am Tag. Der Wasserbedarf der Pflanzen war deutlich höher als die Niederschlagsmenge und musste aus dem Wasserspeicher im Boden gedeckt werden. Über den Bodenwasserspeicher konnte vielerorts allerdings nur ein Teil des Bedarfs gedeckt werden.

In einer Mitteilung des DWD von vergangener Woche hieß es, die erwarteten Regenmengen dürften vorerst nicht ausreichen, um die aktuelle Trockenheit flächendeckend und nachhaltig zu beenden. Ob der Mai nach dem sehr trockenen April mehr Niederschlag bringt, lasse sich noch nicht abschätzen. Ein Blick ins Klimaarchiv des DWD zeige nur: "Nach zu trockenen Aprilmonaten traten in der Vergangenheit trockene und nasse Maimonate etwa gleich häufig auf."

Die anhaltende Trockenheit macht aber nicht nur Landwirten zu schaffen, auch Waldbesitzer bringt das Wetter in Bedrängnis. Sturm, Käfer, Klima: Von allen Seiten ist der Wald bedroht, sagt Hans Ludwig Körner, der Vorsitzende des Waldbesitzerverbands in Bayern. Lesen Sie dazu Hans Ludwig Körner: "Multiples Organversagen im Wald". Im Interview spricht Körner über den Zustand und die Perspektiven der Wälder der Region.

Aktuelle Karte vom Zustand des Bodens in Bayern (Oberboden).

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