Umfrage der Woche

Das halten Leser von einer "Frauenquote" auf der Walhalla


Werden hier berühmte und einflussreiche Frauen unterrepräsentiert und damit diskriminiert? Die meisten unserer Leser finden: Nein - und außerdem: Es gibt Wichtigeres. (Archivbild)

Werden hier berühmte und einflussreiche Frauen unterrepräsentiert und damit diskriminiert? Die meisten unserer Leser finden: Nein - und außerdem: Es gibt Wichtigeres. (Archivbild)

Von Redaktion idowa

Anfang September hat die Grünen-Politikerin Claudia Roth die berühmte Walhalla in Donaustauf besucht - und war direkt ungehalten: Dort gebe es viel zu wenige Büsten von Frauen, fand sie, Männer seien überrepräsentiert. Wir wollten deshalb von unseren Lesern wissen: Braucht das ostbayerische Wahrzeichen eine "Frauenquote"? Die Reaktionen waren ziemlich eindeutig.

186 Büsten und Gedenktafeln sind in der Walhalla ausgestellt, nur 13 davon sind Frauen. Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth gefällt das nicht. Nach ihrem Besuch auf dem Wahrzeichen hoch über Donaustauf schrieb die Grünen-Politikerin auf Facebook, es gäbe doch so viele Frauen in Deutschland, die diese Ehrung verdient hätten. Sie meinte damit vor allem eine ganze Reihe von Schriftstellerinnen und Schauspielerinnen wie etwa Marieluise Fleißer oder Romy Schneider, die sich dem Nazi-Regime widersetzten und deshalb aus Deutschland fliehen mussten.

Umfrage-Tendenz recht eindeutig

Dass es hier ein Ungleichgewicht gibt, bestreitet auch Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU) nicht - verweist aber auf einen historischen Grund dafür: "Die Walhalla als Ort ist ein Spiegel der Zeit", sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. "Dies erkennt man auch an der Ungleichverteilung von Männer- und Frauenbüsten. Diese Zeiten haben sich glücklicherweise geändert." Denn immerhin: Seit 1998 wurden abwechselnd je vier Frauen und vier Männer mit einer Abbildung in der Walhalla geehrt.

Bei unserer Umfrage zum Thema nahmen im Lauf der Woche 2.228 Leser teil - und ihre Tendenz ist relativ eindeutig. 1.381 oder 62 Prozent der Abstimmenden finden, man müsse nicht jeden Stein der Vergangenheit umdrehen, und stimmen Siblers Aussage, dass die Walhalla ein "Spiegel der Geschichte" sei, zu. Hier solle alles so bleiben, wie es ist. Immerhin 34 Prozent oder 757 Menschen geben an, dass allein die Leistungen einer Person das Kriterium für die Aufnahme in die Ruhmeshalle sein sollten - egal, ob Mann oder Frau. Nur 89 Abstimmende (vier Prozent) finden, dass es mit der "Männerdomäne" bei den Büsten und Gedenktafeln vorbei sein sollte, und sprachen sich dafür aus, mit Frauen "aufzufüllen", bis ein Gleichgewicht herrscht.

Viele Leser finden das Thema nicht wichtig

Ein Blick in die Kommentare unter unserem Facebook-Post zum Thema zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Leser dieses Thema schlicht für nicht besonders wichtig hält. "Wenn es sonst keine Probleme gibt", schreibt etwa ein User, viele weitere äußern sich ähnlich. Eine Leserin kritisiert Roth scharf: "Wir brauchen keine Frauen, die wegen so nem Quatsch ein Fass aufmachen", findet sie. Eine andere Nutzerin sagt, sie sei schon oft auf der Walhalla gewesen, habe sich aber noch nie wegen der wenigen Frauen-Büsten diskriminiert gefühlt.

Ein weiterer Leser vermutet eigennützige Motive hinter dem Vorstoß der Grünen-Politikerin: "Es hört sich so an, als ob Claudia Roth vor allem sich selbst berufen fühlt, dort einen Platz einzunehmen." Eine mutmaßliche Hoffnung, die ein weiterer Nutzer für aussichtslos hält. "Mit Ihren Leistungen und auch denen Ihrer Grünen-Fraktion werden Sie niemals in die Walhalla einziehen", ist er sich sicher. Fürsprecher einer Frauenquote auf der Walhalla, zumindest unter den Kommentierenden: Fehlanzeige.