Tanzen

Straubinger Hip-Hop-Tänzer bei der deutschen Meisterschaft


Jump! Georg (links) und Barthi sind sich einig: Langweilige Grundschritte beim Hip-Hop gehen gar nicht.

Jump! Georg (links) und Barthi sind sich einig: Langweilige Grundschritte beim Hip-Hop gehen gar nicht.

Von Melanie Nusko

Georg und Barthi sind begeisterte Hip-Hop-Tänzer. Dieses Jahr waren die beiden sogar bei der Deutschen Meisterschaft. Gewonnen haben sie zwar nicht, aber das ist ihnen egal. Hauptsache Tanzen.

Die Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Der Boden bebt. Georg und Barthi fangen sofort an zu tanzen. Der Beat verrät ihnen, welche Bewegung als nächstes kommt. Georg Horner (15) aus Leiblfing und Barthi Leitner (17) aus Straubing tanzen seit einigen Jahren Hip-Hop in der Tanzschule Seidel in Straubing. Was für einige schon Hochleistungssport ist, ist bei Barthi und Georg nur das Aufwärmen. Das Training beginnt. Trainer Patrick Weißbrodt (31) dreht die Musik lauter. "One kiss is all it takes, falling in love with me, possibility ..."

Sprung nach links. Sprung nach rechts. In die Hocke. Wieder hoch. Schritt vor. Schritt zurück. Die beiden bewegen sich perfekt zum Beat. Der nächste Song. Die Herzfrequenz steigt. Die Füße immer weiter auseinander, bis sie fast im Spagat stehen. Dann wieder hoch und alles nochmal von vorne. Außer Atem sind die beiden nach dem Aufwärmen nicht.

"Machen wir mit Freestyle weiter!", schlägt Patrick vor und erklärt: "Die Musik gibt den Jungs die Bewegungen vor." Beim Freestyle wissen die Tänzer nicht, welcher Song sie erwartet. So war es auch bei der Deutschen Meisterschaft. "Die Musik hat immer die gleichen Beats und die Geschwindigkeit ist vorgegeben. Der Rest ist unbekannt", erklärt der Tanzlehrer. Bei einer Meisterschaft treten die Tänzer beim Freestyle gegeneinander an und versuchen sich zu übertrumpfen.

Freestyle: Sich gegenseitig pushen

Die Jungs zeigen, wie gut sie freestylen können. Den Anfang macht Georg. Der 15-Jährige verschmilzt mit dem Beat. Einstudiert ist nichts. Ein Beben in der Musik. Georgs Oberkörper vibriert. Nach 30 Sekunden ist Barthi dran. "Plopp!" Die Musik klingt, als würde jemand eine Bierflasche öffnen. Barthi stellt das in seinem Tanz nach. Ein paar Drehungen und Breakdance-Figuren später ist seine Zeit um. Georg macht weiter.

"Beim Freestyle kann man seinem Geist freien Lauf lassen, man kann sich so bewegen, wie man will und ist nicht an irgendwelche Grundschritte gebunden", schwärmt Georg. "Und außerdem sieht es ziemlich cool aus!", wirft Barthi ein.

Einige Wochen vorher. Barthi und Georg sind bei der Deutschen Meisterschaft. Gleich beginnt die erste Kamikaze-Runde: eine Bühne, 35 Tänzer. Darunter: Barthi und Georg. Die Aufregung steigt. Die Musik startet. Aus jedem Beat entsteht eine neue Bewegung. Die Jury schaut sich jeden einzelnen Tänzer an. Wer nicht punktet, fliegt raus. Nach 60 Sekunden ist alles vorbei. Die Punktrichter treffen eine erste Auswahl. Barthi und Georg sind weiter.

Jetzt müssen sie sich jeweils in einem Eins-gegen-Eins Duell mit einem anderen Tänzer beweisen. Wieder eine einzige Minute Zeit, um zu überzeugen. Die Straubinger Jungs gewinnen auch diese Runde und tanzen sich damit ein bisschen näher ans Sieger-Treppchen heran. Am Ende des Tages haben Barthi und Georg im Solo jeweils den 12. und mit ihrem Duo den 21. Platz erreicht. "Für den nächsten Contest wäre es natürlich toll, wenn wir noch weiter kommen würden", sagt Georg. "Aber wir machen uns da keinen Druck, es soll ja Spaß machen und nicht stressen", fügt Barthi hinzu.

"Die Jungs hatten ein Jahr Zeit, sich für die Deutsche Meisterschaft vorzubereiten", erzählt Tanzlehrer Patrick. "Wir waren relativ spät dran. Wir haben mit der Choreografie für das Duo erst im vergangenen Jahr im September angefangen", berichtet Barthi. Um beim Duo zu einer Person zu werden, trainieren die beiden viermal pro Woche. "Wir mussten zuerst unter die besten Zwölf der Süddeutschen Meisterschaft kommen, um uns für die Deutsche zu qualifizieren", erklärt Barthi. "Und bei 50 Teilnehmern muss man da schon ordentlich abliefern", ergänzt Tanzlehrer Patrick.

Nach 45 Minuten Tanzen: Zeit für den Kopfstand

Wie kamen Barthi und Georg eigentlich zum Tanzen? "Meine Mum und ich waren vor vier Jahren in der Stadt unterwegs, als die Hip-Hop-Tänzer gerade einen Auftritt hatten. Es hat mir echt gut gefallen. Zu Weihnachten habe ich einen Gutschein über vier Tanzstunden bekommen und seitdem bin ich dabei", erzählt Georg. Barthi ist seit sechs Jahren Teil der Hip-Hop-Gruppe: "Ein Kumpel hat mich gefragt, ob ich Lust hätte mal bei Hip-Hop mitzumachen. Ich dachte erst, das ist nur was für Mädels. Dann war ich zwei-, dreimal dort und hab mich letztlich angemeldet."

Nach 45 Minuten Training holt Barthi zwei Kissen und wirft sie auf den Boden. Im nächsten Moment liegt er schon darauf und versucht einen Kopfstand. Georg ist sofort dabei. Die beiden sind ständig in Bewegung.

Patrick Weißbrodt: Das ist Hip-Hop

"Generell spricht man im Hip-Hop-Tanz von einer Tanzkultur, die sich auch als Urban Dance bezeichnen lässt", erklärt Tanzlehrer Patrick Weißbrodt. Die Anfänge hatte Hip-Hop Ende der 70er Jahre im später betitelten Breakdance. "Die Multikulti-Gemeinschaft und die vielen verschiedenen Musikstile prägen die Kultur bis heute", fügt Patrick an. Rund um den Globus tanzen die Menschen somit überall "anders" Hip-Hop oder Breakdance, da sie sich von anderen Rhythmen, Musikstilen und Kulturen beeinflussen lassen. Man spricht von vier vorherrschenden Stilen im Hip-Hop-Tanz: Breaking, Pop & Locking, House und Dancehall.

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Wahre Athleten: Auch Breakdance-Moves gehören zum Hip-Hop.

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Georg (unten) und Barthi sind durch das Tanzen enge Freunde geworden.