Inklusion in der Werbung

Windelhersteller zeigt Babys mit Down-Syndrom in Spot


Ein britischer Windelhersteller zeigt erstmals Babys mit Down-Syndrom in einem Werbespot.

Ein britischer Windelhersteller zeigt erstmals Babys mit Down-Syndrom in einem Werbespot.

Von Redaktion idowa

Ein britischer Windelhersteller will seine Werbung inklusiv gestalten und damit ein Zeichen setzen. Unter den Kleinkindern, die für die Marke werben, sind auch zwei Babys mit Down-Syndrom.

Das ist mal ein breites, so richtig ansteckendes Grinsen. Und davor ein mahnender Zeigefinger, weil 90 Prozent der gängigen Baby-Feuchttücher Plastik enthalten würden. Die Babys, die ein britischer Windelhersteller in einem aktuellen Werbespot für ein neues Produkt zeigt, kann man nur als eines bezeichnen: supersüß. Das ist nun wenig erstaunlich, schließlich muss ja das Kundenklientel, junge Eltern, angesprochen werden. Das für Werbung aber nach wie vor außergewöhnliche: Es werden zum Teil auch Kleinkinder mit Trisomie 21, auch als Down-Syndrom bezeichnet, in dem Spot gezeigt.

Babys und auch Erwachsene mit Beeinträchtigungen waren in der deutschen Werbeöffentlichkeit über Jahre praktisch nicht vorhanden. Und das obwohl es beispielsweise allein zwischen 30.000 und 50.000 Menschen mit Trisomie 21 in unserem Land gibt. Mittlerweile ist allerdings ein Umdenken in der Werbebranche gegeben. In zunehmendem Maße wirken Menschen, die dem langjährigen Werbe-Idealbild nicht entsprechen, auch in Anzeigen und Spots mit.

In der Werbung unterrepäsentiert

"Das wurde auch Zeit", sagt Petra Heidrich, Sprecherin des Allgemeinen Behindertenverbands in Deutschland. "Menschen mit Behinderung sind aber in der Werbung noch immer unterrepräsentiert." Das ist nach Heidrichs Wahrnehmung aber nicht nur in der Werbung und den Medien, sondern vor allem auch in der Arbeitswelt der Fall. "Menschen mit Handicap werden oft abgestempelt und ausgegrenzt", sagt die Verbandssprecherin.

Der Jahresbericht der Antidiskriminierungsstelle für 2019 scheint Petra Heidrichs These zu bestätigen. Bei der Bundesstelle gingen demnach im vergangenen Jahr am dritthäufigsten Hilferufe wegen Diskriminierung von Menschen mit Behinderung ein. Das entspricht gut einem Viertel der Beratungsanfragen, die 2019 gestellt werden. Die häufigsten Diskriminierungen geschehen laut Bericht am Arbeitsplatz und bei Alltagsgeschäften wie der Wohnungssuche oder dem Einkauf, außerdem in der Gastronomie oder bei Versicherungs- und Bankgeschäften.

Model mit Down-Syndrom auf dem Laufsteg

Einige wenige Firmen haben bereits vor Jahren Menschen mit Trisomie 21 als Darsteller und Werbeträger in ihren Kampagnen eingesetzt. Dazu gehört etwa der amerikanische Softdrink-Riese Coca-Cola, der 2015 auf Menschen mit Down-Syndrom in der Werbung für ein Produkt setzte. Im selben Jahr lief Jamie Brewer als erstes Model mit Trisomie 21 auf der New York Fashion Week über den Laufsteg und spielte von 2011 bis 2018 unter anderem gemeinsam mit Lady Gaga in einer TV-Serie.

Die positiven Ansätze sind also vorhanden. Petra Heidrich vom Allgemeinen Behindertenverband sieht allerdings nach wie vor großen Handlungsbedarf, gerade auch in der Werbebranche. Sie plädiert in diesem Zusammenhang für eine Quote: In allen Spots sollten zu entsprechend gleichen Teilen Menschen mit und Menschen ohne Behinderung gezeigt werden. Heidrich sagt: "Jeder Mensch hat eine Daseinsberechtigung. Wir sind alle gleich. Auch in der Werbung."