Sperrmüll-Chaos in Neutraubling

Wenn Wohngebiete zum Schandfleck werden


Tatort Schlesische Straße in Neutraubling. Ein Bild wie auf einer Mülldeponie. Stadt und Landkreis suchen jetzt nach einer Lösung für das Sperrmüll-Chaos.

Tatort Schlesische Straße in Neutraubling. Ein Bild wie auf einer Mülldeponie. Stadt und Landkreis suchen jetzt nach einer Lösung für das Sperrmüll-Chaos.

Von Redaktion idowa

Haufenweise Probleme in Neutraubling - und das buchstäblich. Immer wieder wird dort bergeweise Sperrmüll illegal abgeladen. Etlichen Anwohnern stinkt's gewaltig und bei der Stadt selbst scheint man ratlos.

"Das geht schon länger so. Nach etlichen Wochen wird wieder mal was abgeholt. Dann dauert es nicht lange und der Sperrmüll-Berg wächst wieder", macht ein Anwohner gegenüber idowa seinem Ärger Luft. Vor allem in der Schlesischen Straße und in der Sudetenstraße sieht es sprichwörtlich aus, als ob dort eine Bombe eingeschlagen hätte. Über mehrere Meter verteilt findet man dort neben den Müllcontainern nahezu alles, was hier nicht hingehört: Sofas, Matratzen, Schränke, Käfige und sogar Kloschüsseln. Einige Anwohner haben deshalb bereits einen Brandbrief an die Stadt geschrieben und fordern sie zum Handeln auf.

Doch ganz so leicht scheint das nicht zu sein, wie Ordnungsamts-Leiter Werner Schwarz betont: "Wir sind eine kreisangehörige Gemeinde und können nicht über die Sammlungen bestimmen. Dafür ist der Landkreis zuständig." Gleichwohl ist dem Ordnungsamts-Leiter das Problem natürlich bekannt. Auch in der Max-Planck-Straße und in der Keplerstraße sehe es ähnlich aus. Schwarz: "Mit der Moral vieler Leute geht es augenscheinlich bergab. Die Situation ist im ganzen Landkreis nicht gut, aber in Neutraubling ist es besonders schlimm." Ihm wurden sogar Fälle gemeldet, in denen in einer Nacht- und Nebelaktion Vermummte im Schutz der Dunkelheit ihren Müll einfach neben der Straße abgeladen haben - ihr Autokennzeichen hatten sie dafür eigens abmontiert.

Dreister geht kaum. Dabei wäre prinzipiell alles so einfach. "Bei uns kostet die Sperrmüll-Entsorgung ja noch nicht mal was. Man muss es nur rechtzeitig anmelden und dann am Vortag rausstellen. Alternativ kann man den Sperrmüll auch selbst beim Entsorger anliefern. Und schon hätten wir das aktuelle Müll-Problem nicht", zeigt sich Schwarz verärgert. In Reihen der Stadt scheint man deshalb mit seinem Latein am Ende. Man könne nur immer wieder an die Vernunft der Leute appellieren. Doch das scheint wenig zu fruchten.

Das sagt der Landkreis zu dem Problem

Und was sagt der Landkreis dazu? "Das Problem ist uns bekannt. Wir stehen in dieser Thematik immer wieder mit der Stadt Neutraubling und der Entsorgungsfirma in Verbindung. Über einen aktuellen Fall hat uns die Stadt am Montag informiert", berichtet Landratsamts-Sprecherin Astrid Gamez. Allerdings liege der Sperrmüll auch diesmal wieder auf einem Privatgrundstück. Gamez: "Zuständig für die Beseitigung wäre demnach der Grundstückseigentümer. Wir bemühen uns trotzdem in Absprache mit der Stadt Neutraubling eine rasche Lösung zu finden."

Die Müllsünder zu ermitteln ist bislang nicht gelungen. "Das sind ja meist anonyme Wohnsiedlungen mit Mehrfamilienhäusern. Da kennt einer den anderen nicht mehr. Dann zieht jemand aus, wirft das, was er nicht mehr braucht, neben die Straße und schon ist er weg und nicht mehr auffindbar", berichtet der Leiter des Ordnungsamts. Er würde sich wünschen, dass Anwohner, die entsprechende Beobachtungen machen, Anzeigen erstatten würden. Doch auch das werde kaum gemacht. "Vielleicht haben die Bürger Angst, weil sie dann als Zeuge genannt werden würden?", rätselt Schwarz. Von Seiten der Stadt sei man in dieser Angelegenheit ohnehin in Kontakt mit der Polizei.

"Werden spürbare Bußgelder verhängen"

"Aus polizeilicher Sicht ist das bis dato noch nicht das große Problem. Aber ich will das jetzt auch nicht bagatellisieren. Es handelt sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit, die wir dem Landratsamt melden würden", berichtet Polizeisprecher Rainer Irrgang. Ihm zufolge würde man der Sache im Rahmen der polizeilichen Möglichkeiten nachgehen. Das setzt aber eben eine konkrete Anzeige voraus. "Am besten wäre es, man würde mal einen erwischen, dann würde sich das vielleicht rumsprechen, dass das richtig teuer werden kann", sagt Werner Schwarz. Eine Kameraüberwachung wäre zwar theoretisch möglich, ist aber nicht so einfach umzusetzen. Schwarz: "Die müsste der Hauseigentümer auf eigene Kosten anbringen und er darf sie nur dort platzieren, wo er nicht in den öffentlichen Raum filmt."

Immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber doch für die Anwohner: am 18. Dezember wird der Sperrmüll abgeholt. Allerdings nicht alles. "Alles was kein brennbarer Sperrmüll ist, wird von der Entsorgungsfirma nicht mitgenommen. Haustüren, Elektrogeräte und so weiter bleiben also liegen", erklärt Gamez. Man werde in dieser Sache Kontakt mit der Hausverwaltung aufnehmen. Gamez: "Sobald ein oder mehrere Verursacher ermittelt sind, werden wir entsprechende Schritte einleiten und spürbare Bußgelder verhängen."