RKI-Coronastudie in Straubing

Teilnehmer hatten weniger Antikörper im Blut


Der Straubinger Stadtplatz im Frühjahr 2020 kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das Robert Koch Institut hat am Dienstagvormittag erste Ergebnisse der Antikörper-Studie in Straubing vorgestellt (Symbolbild).

Der Straubinger Stadtplatz im Frühjahr 2020 kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das Robert Koch Institut hat am Dienstagvormittag erste Ergebnisse der Antikörper-Studie in Straubing vorgestellt (Symbolbild).

Im September hat das Robert Koch Institut (RKI) in Straubing eine Antikörper-Studie durchgeführt. Die niederbayerische Stadt galt im Frühjahr zeitweise als Corona-Hotspot. Am Dienstag stellte das RKI erste Ergebnisse vor - doch zur Ursache, warum sich die Corona-Fälle in Straubing so häuften, konnten die Wissenschaftler noch keine eindeutigen Angaben machen.

2.361 Straubinger Bürger haben zwischen 8. und 26. September an der Studie des RKI freiwillig teilgenommen. Damit haben 30 Prozent der vom RKI Eingeladenen tatsächlich mitgemacht. Eine gute Zahl, wie Projektleiterin Dr. Claudia Santos-Hövener am Dienstag bei der Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Markus Pannermayr resümiert. Im Rahmen der Studie wurde bei allen Teilnehmern ein Rachenabstrich gemacht und eine Blutprobe entnommen. Außerdem befragten die Mitarbeiter des RKI die Teilnehmer zu den relevanten Informationen in Zusammenhang mit der Verbreitung des Virus.

Im Verlauf der Studie stellte das Team eine Person mit einer akuten SARS-CoV-2-Infektion fest. Zur Antikörper-Studie selbst verwendete das Institut zwei verschiedene Verfahren bei der Auswertung.

Weniger Antikörper nachgewiesen als in anderen Studien

Die sogenannte Seroprävalenz, also die Häufigkeit der Antikörper gegen das Virus im Blutserum, lag laut der Studie in Straubing bei 1,7 Prozent - und damit wesentlich niedriger als in Kupferzell (Hohenlohekreis) mit 12 Prozent und im oberbayerischen Bad Feilnbach mit 9,1 Prozent, wo bereits zuvor Antikörper-Studien durchgeführt worden sind. Ausgewertet wurden die Ergebnisse anhand der IgG-Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus im Blut der Getesteten, die sich im Verlauf der Immunantwort auf eine Infektion bilden und auf eine zurückliegende Infektion längere Zeit hinweisen. Die Zahl der Teilnehmer, die im Frühjahr bereits mit dem Coronavirus infiziert waren, liegt damit bei 40.

Die Wissenschaftler führen die Abweichung der Antikörperzahl unter anderem auf Unterschiede im Ausbruchsgeschehen zurück. Während in Kupferzell quasi alle Infektionen auf eine Veranstaltung zurückzuführen sind, habe sich in Straubing im Frühjahr ein eher diffuses Ausbruchsgeschehen gezeigt. Inwiefern die Corona-Fälle in diesem Zeitraum auf bestimmte Veranstaltungen zurückzuführen sind, zeige sich frühestens bei der Auswertung der Befragungsformulare, so Santos-Hövener.

Wie die Wissenschaftlerin weiter ausführte, ergaben erste Ergebnisse der Befragung, dass 33 Prozent der schon einmal positiv getesteten Teilnehmer keine typischen Krankheitssymptome wie Fieber, Atemnot, Lungenentzündung, Schnupfen, Husten, Schmerzen beim Atmen, Halsschmerzen, Geruchs- oder Geschmacksstörungen hatten. 67 Prozent litten mindestens an einem der genannten Symptome.

Die Auswertung der bisherigen Erkenntnisse aus der Studie ergab zudem, dass das Straubinger Gesundheitsamt 60 Prozent der Fälle im Frühjahr erfassen konnte - das sei, so das RKI, eine Bestätigung der guten Arbeit der Mitarbeiter und ein Zeichen dafür, dass die Teststrategie sowie die Testkapazitäten für die Erfassung da waren.

Mehr Fälle als bislang bekannt

Die Antikörper-Studie ergab zudem eine 1,6-mal höhere Anzahl an Infektionen, als vor dem Beginn der Studie bekannt war. Bei 53 Prozent der Erwachsenen, die bereits einmal positiv getestet wurden, konnten keine Antikörper nachgewiesen werden. "Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass keine Immunität besteht", betont die Projektleiterin.

Mit der Studie wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie hoch der Anteil der Infiziierten ist, die Krankheitssymptome haben oder hatten. So sollen Rückschlüsse unter anderem darauf möglich werden, wie stark sich das Virus in der Bevölkerung bereits ausgebreitet hat, was die Ursache für die Ausbreitung sein könnte und wie hoch die Dunkelziffer bei den Corona-Fällen ist. Die endgültigen Ergebnisse der Studie, vor allem zu den Ursachen und Faktoren für die Ausbreitung des Coronavirus, sollen voraussichtlich noch im Frühjahr bekanntgegeben werden.