Marathon-Ersatz

"Every Single Street": Andreas Kirschbauer (33) läuft alle Straßen Regensburgs ab


Der 33-jährige Andreas Kirschbauer will bis Ende des Jahres alle Straßen in Regensburg abgelaufen haben.

Der 33-jährige Andreas Kirschbauer will bis Ende des Jahres alle Straßen in Regensburg abgelaufen haben.

Eigentlich wollte Andreas Kirschbauer dieses Jahr beim Regensburger Marathon mitlaufen. Eigentlich. Doch dann fällt die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie ins Wasser. Für den 33-Jährigen kein Grund, die Füße still zu halten. Er suchte sich kurzerhand ein alternatives Laufziel, dass ihn durch alle Gassen und Straßen Regensburg führen soll.

Wer in den nächsten Wochen einen Mann in blauem Marathonhemd dabei beobachtet, wie er von Sackgasse zu Sackgasse läuft und immer wieder umdreht, der sei beruhigt: Andreas Kirschbauer ist weder verwirrt noch orientierungslos, denn er hat sich für dieses Jahr ein neues Laufprojekt überlegt, um die Zeit bis zum nächsten Marathon in Regensburg zu überbrücken.

Herr Kirschbauer, Sie wollten in diesem Jahr den Regensburger Marathon laufen. Doch dann kam Corona. Wie groß war die Enttäuschung, als Sie hörten, dass der Marathon ausfällt?

Kirschbauer: Zunächst war die Enttäuschung schon relativ groß, weil ich mich schon darauf gefreut hab und mich darauf vorbereitet habe. Aber dann dachte ich mir, das ist halt jetzt so, das kann ich nicht ändern und dann such ich mir etwas anderes, das ich dieses Jahr anstreben kann.

Sind Sie den Regensburger Marathon schon einmal gelaufen?

Das wäre dieses Jahr das erste Mal gewesen, dass ich so eine lange Distanz angegangen wäre. Ich bin ansonsten immer nur die zehn Kilometer mitgelaufen. Dieses Jahr wollte ich es eigentlich endlich anpacken.

Inzwischen haben Sie sich ein alternatives Laufziel gesucht. Statt des Marathons wollen Sie alle Straßen Regensburgs ablaufen. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Über Facebook habe ich losen Kontakt zu anderen Läufern und von denen ist einer auf Rickey Gates gestoßen, der unter anderem sein Projekt "Every Single Street in San Francisco" [Anm. d. R.: "Jede einzelne Straße in San Francisco"] vorgestellt hat. In 41 Tagen ist der alle Straßen in San Francisco abgelaufen und ich fand das so faszinierend, dass ich mir gedacht habe, ich könnte das auch in Regensburg machen.

Regensburg hat viele kleine Gassen. Wie behalten Sie da den Überblick?

Zum einen über die App Strava, die hat so eine Heat Map Funktion, bei der man praktisch genau sieht, wo man schon gelaufen ist. Sie nimmt alle Läufe in ihre Karte auf, die man über GPS aufzeichnet. Und zum anderen habe ich auch eine physikalische Karte und markiere da mit einem Marker die Straßen, die ich schon gelaufen bin.

Sind Sie auf der Straße schon einmal auf ihre Laufverhalten angesprochen worden?

Tatsächlich haben mich schon drei Menschen darauf angesprochen, ob ich mich verlaufen hätte, weil ich immer wieder in eine Straße rein- und wieder rausgelaufen bin. Und bei der nächsten Straße auch wieder. Das hat wohl so ausgesehen, als würde ich etwas suchen (lacht). Die fanden das alle ganz spannend, was ich da mache.

Haben Sie sich bereits einen Punkt in der Stadt überlegt, der ganz am Ende Ihres Laufs stehen soll?

Ich habe mir eigentlich noch keine genauen Gedanken gemacht, was ich als letztes Ziel nehme. Ich könnte mir vorstellen, dass es der Regensburger Dom wird.

Seit über zwei Monaten laufen Sie schon durch Regensburg. Wie lange, denken Sie, werden Sie brauchen, bis Sie alle Straßen geschafft haben?

Ich vermute, dass ich jetzt ungefähr die Hälfte geschafft habe. Ich mach das jetzt zweieinhalb Monate und ich denke, dass ich ungefähr nochmal genauso lange brauchen werde. Mein Ziel wäre es, es bis zum Oktober zu schaffen, aber ich habe keinen Zeitdruck. Es reicht auch bis zum Ende diesen Jahres.