Jahn-Gegner im Interview

Ulrich Taffertshofer: "Der Jahn war schon ein wenig Vorbild"


Ulrich Taffertshofer trifft am Sonntag mit dem VfL Osnabrück auf den SSV Jahn Regensburg.

Ulrich Taffertshofer trifft am Sonntag mit dem VfL Osnabrück auf den SSV Jahn Regensburg.

Von Magnus Rötzer

Der SSV Jahn Regensburg empfängt am Sonntag den VfL Osnabrück. VfL-Spieler Ulrich Taffertshofer blickt im Interview auf die Partie voraus.

Ulrich Taffertshofer kennt den SSV Jahn Regensburg als Gegner nur allzu gut. In drei verschiedenen Ligen hat er bereits gegen die Domstädter gespielt. In der Regionalliga Bayern mit Unterhaching, in der 3. Liga mit Wacker Burghausen und in der 2. Bundesliga mit seinem aktuellen Verein, dem VfL Osnabrück. Im Juli 2018 wechselte er von Unterhaching zu den Lila-Weißen, mit denen er gleich in seinem ersten Jahr den Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse schaffte. Auch Taffertshofers zweite Spielzeit in Osnabrück endete zufriedenstellend, konnte man doch als Aufsteiger die Klasse halten. Auch der Jahn sicherte sich ein weiteres Mal den Ligaverbleib und so trifft der Oberbayer erneut auf die Oberpfälzer.

Im idowa-Interview spricht Ulrich Taffertshofer über den guten Saisonstart, die Osnabrücker Euphorie im Aufstiegsjahr und den Jahn als Vorbild für seinen Ex-Verein. Zudem erzählt er, welche bayerische Spezialitäten ihm im Norden Deutschlands fehlen.

Herr Taffertshofer, der VfL Osnabrück ist eines von zwei Teams in der 2. Bundesliga, das nach sechs Spieltagen noch ungeschlagen ist. So kann's weitergehen, oder?
Ulrich Taffertshofer: Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, wenn du die Saison ungeschlagen beendest, steigst du auf jeden Fall nicht ab (lacht). Aber im Ernst, das war jetzt schon ein wahnsinniger Saisonstart von uns, darauf kann man aufbauen. Und wenn man schon so eine kleine Serie hat, will man die auch so lange es geht fortsetzen.

Wie erklären Sie sich den guten Saisonstart?
Taffertshofer: Charakterlich sind wir wieder ein richtig gutes Team. Wir haben in dieser Saison schon wieder ein paar Rückstände aufgeholt. Das sagt schon etwas aus über den Charakter einer Mannschaft aus. Gerade nach der Quarantäne-Situation war es nicht so einfach für uns, weil wir vor dem nächsten Spiel nicht normal trainieren konnten. Ich glaube, der Charakter des Teams spielt eine große Rolle.

Haben Sie damit gerechnet, dass der VfL so gut in die Saison startet?
Taffertshofer: Vielleicht nicht ganz so gut (schmunzelt). Man will natürlich jedes Spiel gewinnen, egal gegen welchen Gegner. Aber wir sind natürlich sehr erfreut, dass wir so gestartet sind.

Mit Marco Grote hat Osnabrück seit diesem Sommer einen neuen Cheftrainer. Welche neuen Impulse hat er der Mannschaft gegeben und wie sehr greifen diese schon?
Taffertshofer: Er hat auf jeden Fall richtig Lust, Fußball spielen zu lassen - auch von hinten raus. Ich denke, diesbezüglich sind wir auf einem guten Weg - aber noch lange nicht fertig. Mit der Quarantäne-Situation war über zwei Wochen hinweg kein richtiges Training möglich, das hat uns natürlich nicht unbedingt nach vorne gebracht. Aber er hat von Anfang an gesagt, dass er gerne Fußball spielen lässt, einfach Bock darauf hat und es ihm gefällt, dass wir Lust haben, das umzusetzen.

Anhand der jüngsten Ergebnisse in dieser Saison lässt sich vermuten, dass die Mannschaft Lust hat…
Taffertshofer: Wahrscheinlich schon, ja (lacht). Ich glaube, dass sich unsere Gegner nicht gerade freuen, dass sie gegen uns spielen müssen. Das sagt dann auch ein bisschen was aus.

Im November wird wieder vor leeren Rängen gespielt. Wie bewerten Sie die Entscheidung der Geisterspiele von Seiten der Politik?
Taffertshofer: Die Entscheidung muss man einfach so akzeptieren. Das kann man nicht ändern. Unsere Zuschauer sind jedenfalls brutal wichtig für uns und es ist sehr schade, dass es nun diesen Schritt zurück gibt. Im ersten Heimspiel gegen Hannover hatten wir schon wieder 3.200 Zuschauer im Stadion. Unsere Fans sind schon sehr wichtig für uns und unterstützen uns - zuhause wie auswärts - immer prächtig. Aber wir müssen das Beste aus der Situation machen. Am Ende des Tages spielt jede Mannschaft vor leeren Rängen.

Es ist nun Ihre dritte Saison in Osnabrück. Wie hat sich der Verein in dieser Zeit entwickelt?
Taffertshofer: Wenn du aufsteigst, entwickelst du dich sportlich auf jeden Fall weiter. Ich glaube, wir haben uns personell auch nochmal verstärken können. Da sind wir auf einem guten Weg. Nach dem Aufstieg sind außerdem ein paar neue Funktionen geschaffen worden, das Betreuerteam ist etwas größer geworden. Da kann man schon einen Fortschritt erkennen. Zudem ist ein neues Trainingszentrum in Planung. Das ist der nächste Schritt für den Verein, um dann ein neues Nachwuchsleistungszentrum zu bauen.

2019 gelang der Aufstieg in die 2. Liga. Wie haben Sie die Euphorie im Verein und in der Stadt wahrgenommen?
Taffertshofer: Die Euphorie war schon brutal. Es war ja relativ früh schon sicher, dass wir aufsteigen werden. Ich glaube, vier Spiele hatten wir danach noch zu bestreiten. Man muss sagen, die ganze Stadt ist ausgeflippt (lacht). Es war gutes Wetter, nach dem Spiel haben wir schön durchgefeiert. Egal wo du hingegangen bist in der Stadt, die Menschen haben dich auf den Aufstieg angesprochen und haben sich mit dir gefreut. Das hat sich durch die ganze restliche Saison bis zur Sommerpause gezogen. Das hier in Osnabrück einmal erleben zu dürfen, ist eine besondere Erfahrung.

Also hat sich ihr Wechsel nach Osnabrück gelohnt…
Taffertshofer: Auf jeden Fall. Sportlich sowieso, da ich es dadurch in die 2. Bundesliga geschafft habe. Aber auch persönlich. Wenn du raus aus der Komfortzone und dem gewohnten Umfeld kommst, dann entwickelst du dich, was die Persönlichkeit angeht, auch nochmal ein Stück. Das schadet nie. Von dem her ist der Wechsel für mich persönlich komplett aufgegangen.

Wie groß waren denn die Anpassungsschwierigkeiten für Sie als Bayer im Norden Deutschlands?
Taffertshofer: Servus sagen hier jedenfalls nicht viele Leute. Ich habe es aber geschafft, dass das mein alter Trainer relativ schnell zu mir gesagt hat (lacht). Insgesamt wurde es mir aber schon relativ einfach gemacht in dieser Mannschaft. Gute Weißwürste habe ich schon mal gesucht, aber nicht wirklich gefunden (lacht). In einem Interview habe ich mal erwähnt, dass ich immer noch Leberkäs suche. Daraufhin hat mir privat jemand eine Empfehlung geschrieben, wo man welchen kaufen kann. Aber in Bayern ist der Leberkäs dann doch was Anderes (schmunzelt).

2017 haben Sie noch mit Unterhaching in der Regionalliga gespielt. Haben Sie damals gedacht, dass Sie es in Ihrer Karriere in die 2. Bundesliga schaffen?
Taffertshofer: Es war auf jeden Fall mein großes Ziel. Selbst als ich in Unterhaching in der Regionalliga war - da haben wir ja doch recht schnell den Aufstieg geschafft - habe ich schon daran geglaubt. Aber ich bin ehrlich: Als ich nach Osnabrück gekommen bin, habe ich nicht erwartet, dass wir den Aufstieg in die 2. Bundesliga gleich im ersten Jahr schaffen. Das war wahrscheinlich für die meisten eine Überraschung.

In welchen Bereichen haben Sie sich in Ihrer Zeit in Osnabrück entwickelt?
Taffertshofer: Ich glaube, ich habe hier in Osnabrück mehr Konstanz in mein Spiel gebracht, um einfach über eine komplette Spielzeit hinweg bestmögliche Leistung abzurufen. Wenn ich nicht verletzt oder gesperrt war, stand ich fast immer auf dem Platz. Ich denke, ich habe mich fast in allen Bereichen weiterentwickelt, ansonsten kannst du in deinem ersten Zweitliga-Jahr nicht so viele Spiele bestreiten.

Am Sonntag geht's für Sie nach Regensburg. Wie schätzen Sie den SSV Jahn ein?
Taffertshofer: Regensburg leistet meiner Meinung nach eine richtig solide und vernünftige Arbeit. Als ich in Haching war, war Regensburg schon ein bisschen Vorbild mit den Aufstiegen und dem neuen Stadion. Mich freut es, dass der Jahn mittlerweile ein gestandener Zweitligist ist. Als Bayer freut es mich eh mehr, wenn nochmal eine bayerische Mannschaft mehr in der 2. Bundesliga ist. Ich kenne auch den einen oder anderen Spieler mit Bene Saller oder Andi Geipl, der ja jetzt nicht mehr da ist. Aber dann verfolgt man das schon noch ein bisschen mehr.

Der Jahn spielt nun das vierte Jahr in Folge in der 2. Bundesliga. Kann dieser Weg auch für Osnabrück als Vorbild dienen?
Taffertshofer: Ja, auf jeden Fall. Für uns ist es sehr wichtig, dass wir langfristig in der 2. Liga spielen, damit auch strukturelle Themen wie ein neues Trainingsgelände oder das Nachwuchsleistungszentrum angegangen werden können. Soweit ich weiß, hat der Jahn auch ein neues Trainingszentrum bekommen. Dafür ist es entscheidend, dass man lange in der 2. Liga spielt. Ich glaube, der Jahn ist für den VfL in der Hinsicht ein Vorbild.