Interview zu seinem WM-Song

Dr. Christian Günther: „Den Herzensschluss mit der Mannschaft herstellen“


Die Leidenschaft von Dr. Christian Günther ist Fußball. Und wegen dieser Leidenschaft schreibt er regelmäßig neue Strophen für seinen WM-Song.

Die Leidenschaft von Dr. Christian Günther ist Fußball. Und wegen dieser Leidenschaft schreibt er regelmäßig neue Strophen für seinen WM-Song.

Nach seinem Studium in Leipzig floh Dr. Christian Günther 1989 aus der DDR. Er war 13 Jahre Chefarzt des Deutschen Zentrums für Osteoporose in Bad Füssing. Mittlerweile ist der 72-Jährige eigentlich im Ruhestand, eigentlich. Denn er ist seit 2011 Leitender Arzt für Osteologie in der Fachklinik in Schwarzach. Außerdem ist er Chefredakteur einer medizinischen Fachzeitschrift. Als kleiner Junge hat er mit dem Fußballspielen begonnen. Seiner Leidenschaft verleiht er in Liedform Ausdruck: Er schreibt regelmäßig neue Strophen für seinen WM-Song.

Sie haben ja bereits 2010 einen WM-Song gemacht. Nun haben sie für die aktuelle WM einen neuen Text zu ihrer Melodie geschrieben. Wie kommt ein Arzt dazu, sich als Fußball-Liederschreiber zu betätigen?

Dr. Christian Günther: Der Antrieb war, dass ich von Kindesbeinen an immer Fußball gespielt habe. Ich habe '54 das WM-Finale am Radio meines Bruders angehört. Später habe ich Horst Eckel kennengelernt. Ich habe 2010 den Song gemacht, als die WM anstand, frei nach Herrn Beethoven: ‚Musik ist eine größere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.' 2014 habe ich dann die ersten drei Strophen des Songs aus 2010 übernommen, die letzte Strophe für den Song 2014 habe ich dann im Zug zwischen Regensburg und Passau geschrieben. Aktuell habe ich nun unter der Überschrift "Zum 5. Stern in Putins Land" einen neuen Text gemacht.

Haben Sie die Melodie für den Song selber komponiert?

Die habe ich selber komponiert und mit dem Blechbläser-Ensemble des Leipziger Gewandhaus-Orchesters eingespielt. Die Melodie stammt eigentlich von einem anderen Song von mir. Ich bin ja Knochendoktor und Patientenbeauftragter für Deutschland, Österreich und die Schweiz. In dem Zusammenhang habe ich einen Osteoporose-Song gemacht, der hatte 2009 in Athen Weltpremiere vor 4.500 Ärzten. Ich wollte damit die Awareness, also das Bewusstsein um die Krankheit, fördern. Was den WM-Song anbelangt, sagen zwar manche, dass es gut wäre, wenn das Lied von einem professionellen Sänger eingesungen werden würde. Mir geht es aber gar nicht darum, einen Hit zu machen.

Was möchten Sie mit Ihrem Song für die WM 2018 erreichen?

Ich will einfach die Solidarität zu unserer Mannschaft bekunden und den Schulterschluss oder vielmehr den Herzensschluss mit der Mannschaft herstellen. Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass das Kind zwar noch nicht in den Brunnen gefallen ist, aber doch in den Brunnen schaut.

Was war denn für Sie die beste DFB-Mannschaft?

Für mich ist das die 54er Mannschaft. Der Geist von Spiez… Ich habe neulich das Interview mit Breitner gesehen, 1974 hatten sie ja wohl angedroht, dass sie nach Hause fahren, wenn sie nicht 70.000 Mark bekommen. Leuten wie Horst Eckel - er ist ja der Einzige, der noch lebt von der '54er Mannschaft - wäre das vollkommen fremd gewesen. Die haben noch mit dem Herzen für Deutschland gespielt. Wenn ich das sage, bekomme ich Gänsehaut.

Was trauen Sie denn der aktuellen DFB-Auswahl bei der WM in Russland zu?

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe ja getextet: ‚Auf zum fünften Stern'. Ich habe die innerliche Hoffnung, davon ausgehend, dass die Jungs auch brennen, dass wir das noch schaffen können. Als ich 2014 im Zug den Text für die damalige WM geschrieben habe, wusste ich einfach, dass wir Weltmeister werden. Bei der aktuellen WM ist meine Überzeugung etwas gewichen, als ich gesehen habe, wen der Löw aufgestellt hat. Gleichzeitig sage ich aber: Sie können es noch schaffen, wenn sie sich ihrer innersten Beweggründe, für unser Land zu spielen, bewusst werden, und alles dafür tun, um zu gewinnen. Es ist doch das Edelste für einen Fußballspieler, für sein Land zu spielen. Manche sagen zwar jetzt: ‚Sie sollen ruhig rausfliegen.' Das sollte man aber nicht so sehen. In der Zukunft wird es sicherlich einige Veränderungen geben, unabhängig davon, ob sie es schaffen.

Der aktuelle Songtext ist noch nicht online zu finden. Jedoch kann man sich den WM-Song 2010 von Dr. Christian Günther auf Youtube anhören, ebenso den WM Song von 2014.

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Die aktuelle Strophe zum "Mexiko-Debakel als Weckruf gegen Schweden" lautet so:

"Die Zeit der Selbstkritik ist vorbei, jetzt geht der Blick nach vorn!

Die Schweden sind mehr als ernst zu nehmen, doch wir blasen ins Horn!

Mit Reus im Team - er hat's verdient! - lasst kämpfen uns mit Mut,

den Geist von '54 tief drin im Herzen,//: dann wird noch alles gut! ://

Refrain:

Deshalb,

haltet fest zusammen, weckt Eure Mannschafts-Power,

denn Ihr spielt fürs Vaterland und könnt knacken die Schweden-Mauer!

Drum, haut das Ding bloß rein, das Runde muss ins Eck!

Und einen Sieg zur rechten Zeit ebnet Euch den weitren Weg!"