Ein eigener Sofabezug

Von der Zeichnung auf die Ikea-Couch: Lena Maier lernt Kommunikationsdesign und hat einen Designwettbewerb gewonnen


Von Jakob Dreher

"Klar ist man da stolz", sagt Mama Monika über ihre Tochter Lena. Lena Maier ist 20 Jahre alt, hat braune Augen, die braunen Haare trägt sie hochgesteckt. Sie sitzt neben ihrer Mutter am Küchentisch. Lena kommt aus Haimelkofen, Gemeinde Laberweinting, ein Dorf mit nicht einmal 250 Einwohnern. Sie hat einen Preis für ein Stoffdesign gewonnen.

Dabei hat sie ihre Ausbildung zur Kommunikationsdesignerin noch nicht einmal abgeschlossen. Diese absolviert sie an der Designschule München, in der Berufsfachschule für Kommunikationsdesign. Die Hälfte ihrer staatlichen Ausbildung hat sie schon geschafft, sie befindet sich im 2. Lehrjahr. An dem Wettbewerb nahm sie im Rahmen des Wahlpflichtfachs "pattern", also Stoffmuster, teil. "Im Unterricht arbeiten wir immer an Projekten. Manche sind real - wie dieser Wettbewerb. Andere denken sich unsere Lehrer aus", sagt Lena Maier.

Die Schlagwörter "Skandinavisch, hohe Qualität, unverwechselbar, Design-orientiert" waren Thema des Wettbewerbs. Die Lehrkraft hatte zusätzlich vorgegeben, dass eine exotische Pflanze eingebracht werden sollte. Lena Maier entschied sich für eine Artischocken-Blüte. Den Design-Prozess begann sie mit Studien der Blüte, also Zeichnungen aus verschiedenen Blickwinkeln und mit verschiedenen Techniken.

Eigenes Werkzeug basteln

Die 20-Jährige arbeitet viel mit Naturmaterialien, sie druckt mit Blütenblättern und bastelt sich ihr Werkzeug selbst, wie einen "Pinsel" aus vier Zahnstochern. Mit ihm hat sie die vielen dünnen Blätter in der Mitte der Artischocken-Blüte gezeichnet hat. "Ich sitze oft im Garten, wenn ich an Projekten arbeite, da kommt das denke ich ganz von alleine", erklärt sie. In ihrem "Workbook", in dem sie die A3-Zeichnungen gesammelt hat, lässt sich der Entstehungsprozess nachvollziehen. Aus den verschiedenen Studien entstand ein Bild, das am Computer zu einem sogenannten Rapport-Stück wurde. Dieses Stück kann auf 148 Zentimeter breiten Stoff gedruckt werden, so oft hintereinander wie nötig.

Bis zum fertigen Rapport-Stück macht Lena alles selbst, das gehört zu ihrer Ausbildung. "Dadurch, dass wir viele Projekte machen, ist die Ausbildung sehr spannend", sagt sie. Auch für ihre Abschlussprüfung muss sie ein Projekt bearbeiten. "Dabei wird der ganze Prozess bewertet, von der Ideenfindung über den Entstehungsprozess bis zum fertigen Produkt."

Ein kreativer Beruf zeichnete sich bereits früh ab. Nach der 10. Klasse wechselte sie vom Gymnasium auf die FOS Straubing in den Gestaltungs-Zweig. Über eine Bekannte, die selbst die Designschule besucht hatte, kam sie auf die Idee, nach der 13. Klasse nach München zu gehen. Wer in der Designschule aufgenommen werden will, muss zuerst eine Mappe mit Arbeitsbeispielen abgeben. Nachdem ihre Mappe akzeptiert wurde, musste sie sich zwei weiteren Aufgaben stellen: ein Stillleben aus Turngeräten mit Bleistift zeichnen und Ausschnitte aus Zirkusfotografien zu einem Bühnenbild arrangieren.

Ab August wird produziert

Lena ist ehrgeizig. "Ich bin schon ein bisschen perfektionistisch", sagt sie lachend. Für ihr Stoffmuster hat sie viel Arbeitszeit investiert: "Ungefähr zehn Stunden habe ich daran gearbeitet", sagt sie zuerst. Da rechnet sie aber nur die Arbeit in der Schule zusammen. Dass sie zu Hause noch fast doppelt so viel Zeit investiert hat, scheint ihr fast peinlich zu sein. "Ich verliere aber viel Zeit, weil ich über unwichtige Details nachdenke", glaubt sie.

Ihr Stoffmuster geht im August in die Produktion und wird dann über die Design-Firma Bemz verkauft - entweder als Stoff oder bereits verarbeitet zu Kissen- oder Couchbezügen für Ikea-Möbel. Drei Prozent des mit ihrem Stoff verdienten Geldes bekommt Lena. Drei weitere Designschüler aus Schweden, England und Frankreich sind genauso weit gekommen wie die 20-Jährige. Ende April kürt eine Jury daraus noch einen Gesamtsieger, der 1 000 Euro Preisgeld und eine Reise nach Stockholm gewinnt. "Das wäre natürlich schon super", sagt sie und lacht wieder.