Weihnachten im Ausland

Lena Kainz, 22 Jahre, aus Straubing über Weihnachten in Schweden


Lena studiert Skandinavistik, Politik und Arabisch in Berlin. Sie verbringt gerade ein Auslandsjahr an der Universität in Göteburg.

Lena studiert Skandinavistik, Politik und Arabisch in Berlin. Sie verbringt gerade ein Auslandsjahr an der Universität in Göteburg.

Von Redaktion idowa

Brennende Kerzen im Haar, Disney-Figuren im Fernsehen und Hackbraten-Gelee auf dem Tisch - das alles sind traditionelle Bestandteile der schwedischen Weihnachtszeit. Auf Schwedisch nennt man Weihnachten "jul", ausgesprochen klingt das wie "jül". Während der jul-Zeit neigen die Menschen im skandinavischen Norden aufgrund der früh einbrechenden Dunkelheit und des kalten Winters von Natur aus zu Gemütlichkeit. Um in weihnachtliche Stimmung zu kommen, gibt es vermutlich keinen besseren Ort als das verschneite Schweden. Dabei gibt es in Schweden teils
ähnliche Adventstraditionen wie in Deutschland: Anfang Dezember wird auch hier die erste Kalendertür geöffnet und die erste von vier Kerzen angezündet. Jedoch findet das vorweihnachtliche Hauptereignis jährlich am 13. Dezember statt. An diesem Tag wird ein meist von den Bürgern der Stadt gewähltes Kind zur "Lucia". Gekleidet mit einer langen, weißen Robe und einen Kranz aus (oft elektrischen) Kerzen auf dem Kopf tragend ziehen Lucia und ein Chor-Ensemble schwedischer Kinder singend durch die Straßen. Geschlechtliche Gleichstellung spielt in Schweden auch in der Vorweihnachtszeit eine wichtige Rolle: Als Lucia können heutzutage sowohl Mädchen als auch Jungen auftreten.

lussebulle, knäck und pepparkator

Verbunden mit der Lucia-Tradition ist das Gebäck "lussebulle", ein in S-Form gekringelter Hefezopf mit Safran und Rosinen. Neben lussebulle haben Schweden während der jul-Zeit eine Vorliebe für "knäck", eine zum Toffee erstarrte Mischung aus Sahne, Butter, Zucker, Sirup und gehackten Mandeln. Die schwedische Variante von Plätzchen nennt sich "pepparkakor". Während Naschfreunde aus dem Lebkuchenteig kleine Männchen oder sogar Häuser fertigen, fädeln andere die pepparkakor-Figuren auf Schnüre und benutzen diese als weihnachtliche Fensterdekoration. Der Beginn des eigentlichen Weihnachtsfestes am 24. Dezember ist in Schweden von einer eher eigentümlichen Tradition geprägt. Die Hauptrolle kommt nicht etwa dem Christkind oder Weihnachtsmann zu, sondern "Kalle Anka", der schwedischen Variante von Donald Duck. Am frühen Nachmittag versammelt sich ein Großteil aller Familien vor dem Fernseher, um jährlich über dieselben Ausschnitte aus verschiedenen Disney-Filmen zu lachen. Anschließend wird der "julbord", der sogenannte Weihnachtstisch,
mit traditionellen Speisen gedeckt. Dazu gehört neben Schinkenbraten, Fleischbällchen und kleinen Würstchen auch "sylta", eine Art Hackbraten-Gelee. Zu den üblichen Getränken zählt "julmust". Das beliebte Gebräu sieht aus wie Cola, ähnelt geschmacklich jedoch einer Mischung aus Malzbier und Hustensaft. Auch "glögg", die skandinavische Variante von Glühwein mit Mandeln und Rosinen, darf nicht fehlen. Um das herzhafte Festmahl zu verdauen, genehmigen sich viele Schweden nach dem Essen zudem einen Schluck hochprozentigen "brännvin".

Ikea-Werbung trifft zu

Die in einer Ikea-Werbung dargestellte Tradition, Weihnachtsbäume nach Neujahr durch einen Wurf aus dem Fenster zu beseitigen, trifft stellenweise zu. Tatsächlich schaffen manche Vermieter Container vor ihren Wohnobjekten an, mit denen sich kräftige Schweden in ihrer Treffsicherheit im Weihnachtsbaum-Werfen messen können. Eine Frage bleibt offen bei dem Gedanken an verschneite, rote Häuser mit weißen Fensterrahmen, in denen sich der Geruch des Tannenbaums mit dem von pepparkakor und den Köstlichkeiten des "julbords" mischt, während "Kalle Anka" im Fernsehen Unfug treibt, nämlich: Wer könnte sich eine weihnachtlichere Umgebung vorstellen als Schweden?