Straubing

Digitale Schule? ÖDP schreibt offenen Brief an Sibler


Beim Thema Digitalisierung an Schulen gehen die Meinungen auseinander (Symbolbild).

Beim Thema Digitalisierung an Schulen gehen die Meinungen auseinander (Symbolbild).

Der ÖDP-Kreisvorstand Straubing-Bogen hat sich in einem offenen Brief an Kultusminister Sibler gewandt, in dem auf die Gefahren der Digitalisierung für Kinder hingewiesen und die Verteidigung der analogen Kindheit postuliert wird. idowa gegenüber hat Kultusminister Sibler zum Appell der ÖDP Stellung bezogen.

Es geht um die Zukunft, so viel ist klar. Und zwar um die Zukunft unserer Kinder. Gestritten wird um die Ausgestaltung dieser Zukunft in vielerlei Hinsicht, konkret auch um die Frage, ab wann Schulkinder mit der digitalen Welt konfrontiert werden sollen. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die Kinder erst ab einem gewissen Alter bereit sehen, sich der digitalen Welt zu stellen. Vielfach wird aus dieser Ecke angeführt, dass die sonstige Entwicklung gehemmt werden könnte - von der Fertigkeit, mit der Hand zu schreiben, über die Ausbildung eigener Kreativität bis hin zur Fähigkeit, sich über längere Zeiträume zu konzentrieren. Auf der anderen Seite stehen die Befürworter einer konsequenten Digitalisierung, die den Kindern möglichst frühzeitig Medienkompetenz an die Hand geben und sie durch eine pädagogische Heranführung an die digitale Welt für ihr künftiges Leben fit machen wollen.

Analoge Grundschulbildung

Jüngstes Beispiel für den Sachverhalt ist ein offener Brief des ÖDP-Kreisverbandes Straubing-Bogen an den bayerischen Kultusminister Bernd Sibler. Die zentrale Position der ÖDP: "überall im Land wird derzeit der Versuch unternommen, die Schulen zu digitalisieren. Wir finden, dass dies in den Grundschulen viel zu früh ist und bitten Sie, die Digitalisierung des Grundschulunterrichts zu überdenken und zurückzunehmen", heißt es in dem Brief. Es gelte, die Weichen für eine "analoge Kindheit" zu stellen. Weiter heißt es, dass die Kommunen durch Zuschüsse zu einer Digitalisierung des Unterrichts gedrängt würden. Medienkompetenz sei zwar wichtig, in den unteren Klassen gehe es aber zunächst um den Erwerb von zentralen Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Und die negativen Auswirkungen der Digitalisierung, etwa Mobbing im virtuellen Raum, hätten in anderen Ländern wie Frankreich bereits zu einem strikten Handyverbot an Schulen geführt. Zum Abschluss fordert die ÖDP "eine zweite pädagogische Kraft und keine Aufrüstung mit Elektronik".

Pädagogischer Mehrwert gefordert

In seiner Erwiderung auf den Appell der ÖDP, der idowa vorliegt, betont Kultusminister Sibler ebenfalls die zentralen Bildungsinhalte in der Grundschule: "Hier vermitteln wir unseren Kindern die zentralen Kulturtechniken Lesen, Rechnen, Schreiben. Diese sind auch in unserer zunehmend digitalen Welt grundlegend für jedes Kind. Daran halten wir selbstverständlich weiter fest." Technik solle nur dann zum Einsatz kommen, wenn ein pädagogischer Mehrwert gegeben sei. Unter dieser Voraussetzung könne aber eine "reflektierte Nutzung digitaler Medien ... auch in der Grundschule sinnvoll und wichtig sein." Gleichzeitig betont der Kultusminister in seinem Schreiben, dass man sich bewusst dafür entschieden habe, die Grundschulen vom laufenden Modellversuch zur privaten Handynutzung an Schulen auszunehmen.

Die Formell lautet also: Ja zur Digitalisierung in der Schule, wenn sie einem praktischen pädagogischen Zweck dient und die Kinder in ihrer Entwicklung nicht behindert oder überfordert. Über Projekte wie den Modellversuch zur Handynutzung will die Staatsregierung derzeit empirische Daten erheben, um das zukünftige Vorgehen auf eine solide Basis zu stellen. Im Dialog mit Schulleitern, Lehrern und Schülern sollen dann etwa in Bezug auf die Handynutzung neue Regelungen ausgearbeitet werden. Schlussendlich über den "pädagogischen Mehrwert" entscheiden wird und muss dann wohl aber die Staatsregierung.

Zu erwarten ist derzeit also allem Anschein nach eine langsame Annäherung an eine sich schnell wandelnde, (digitale) Welt. Nicht zu erwarten ist, dass sich der fromme Wunsch der ÖDP nach einer zweiten pädagogischen Kraft im Klassenzimmer erfüllt.