Erholter Aufwachen mit einer Schlaf-App – ist das möglich? Wir haben einen Schlafforscher gefragt. Dr. Dirk Schwerthöffer arbeitet an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München. Er hat sich angesehen, ob die App funktionieren kann und was sie überhaupt bringt.
App-Tipp Müde darf auch sein. Ein Schlafforscher über Funktion und Nutzen der Schlaf-App
Ist es möglich, dass eine Schlaf-App ohne Körperkontakt, sondern nur durch Erkennen der Bewegungen meine Schlafzyklen analysiert?
Dr. Dirk Schwerthöffer: Das ist zwar indirekt über die Bewegung möglich, jedoch nur relativ „grob“. Für eine exakte Schlafstadienanalyse benötigt man auch eine Ableitung der Hirnströme über eine so genannte Elektroenzephalographie, also eine besondere Messmethode. Das ist vollkommen kabellos nicht möglich.
Fühlt man sich tatsächlich erholter, wenn man nicht in einer Tiefschlafphase geweckt wird?
Die meisten Menschen fühlen sich benommen, wenn sie direkt aus dem Tiefschlaf erwachen. Das merkt man zum Beispiel daran, wie zerschlagen man sich nach dem Aufwachen aus der Tiefschlafphase bei einem längeren Mittagsschlaf fühlt. Im Gegensatz dazu ist man nach einem kurzen „Power Nap“, bei dem man nur oberflächlich geschlafen hat, eher erfrischt. Allerdings sollte die morgendliche Müdigkeit nach einigen Minuten wieder verflogen sein. Ohnehin fallen die meisten Tiefschlafphasen in die erste Nachthälfte. Der Schlaf wird grundsätzlich in den frühen Morgenstunden leichter.
Kann eine Schlaf-App dann also das Aufwachen am Morgen angenehmer gestalten?
Ob eine App ein das von der Natur bereits eingerichtete langsame morgendliche Aufwachen noch verbessern kann, wage ich zu bezweifeln. Aber man kann sich fragen, warum man morgens, nach dem Aufstehen, nicht erst mal schläfrig sein darf und ob Müdigkeit und Erholungsphasen nicht auch zu unserem Alltag dazugehören.
Wie könnte man das Aufwachen am Morgen, auch ohne App, angenehmer gestalten?
Grundsätzlich sollte man sich Zeit nehmen, sein passendes Morgenritual zu finden. Soll man schon früh aufstehen, lange Zeitung lesen und ausgiebig frühstücken? Oder doch lieber länger schlafen und erst unterwegs oder in der Schule oder in der Arbeit frühstücken, sofern dies möglich ist? Hier ist jeder anders. Wichtig ist es, die passende Variante für sich zu entdecken.
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