American Football

Jakob Johnson: Aus Stuttgart in die NFL


Bestritt vier Spiele in der NFL: Jakob Johnson (links) aus Stuttgart.

Bestritt vier Spiele in der NFL: Jakob Johnson (links) aus Stuttgart.

Von Magnus Rötzer

Der Stuttgarter Jakob Johnson ist einer der wenigen deutschen Football-Spieler, die es in die NFL geschafft haben - und zwar auf besonderem Weg. Über das International Player Pathway Programm kam der gebürtige Schwabe zum aktuellen Super-Bowl-Champion, den New England Patriots. In seinem vierten Spiel verletzte sich der deutsche Fullback und steht nun vor einer ungewissen Zukunft.

In seiner Jugend spielte Jakob Johnson bereits American Football bei den Stuttgart Scorpions, ehe er eine High School in Jacksonville besuchte. Später wechselte er auf die University of Tennessee und spielte dort im Team der Universität Football. Aufgrund einer Verletzung konnte er sich nicht zum NFL-Draft anmelden und kehrte wieder zurück in seine deutsche Heimat. Doch der NFL-Traum war damit noch lange nicht ausgeträumt. Denn Anfang dieses Jahres nahm er am International Player Pathway Programm der NFL teil. Dieses ermöglicht nicht in den USA geborenen Footballspielern, sich für eines der 32 Teams der Profiliga zu empfehlen. In diesem Programm trainierten die Football-Talente über einen längeren Zeitraum sechs Tage die Woche.

Wie so ein Programm abläuft? Der Morgen begann für die Spieler mit einem Team-Meeting mit den Chefs des Programms. "Dort wurde uns viel über Football und legendäre NFL-Spieler beigebracht", sagt Johnson in einer Telefonkonferenz gegenüber idowa und anderen deutschen Medienvertretern. Weiter ging es mit Treffen mit den Positions-Coaches, "die uns die Basics zu derjenigen Position, Spielzüge und verschiedene Routen beigebracht haben." Danach ging es auf das Feld für ein Aufwärmtraining, "das anfangs echt hart war". Im Anschluss daran hatten Johnson und die anderen Teilnehmer des Programms etwa zwei Stunden Zeit, um die Routen mit den verschiedenen Positions-Coaches zu trainieren.

Nach dem Mittagessen stand meist ein weiteres Teammeeting auf dem Stundenplan, bei dem beispielsweise über die Regeln in der National Football League gesprochen wurde. Es folgten je nach Tag Combine-Workouts, bei denen zum Beispiel am sogenannten 40-Yard-Dash, einem Leistungstest im American Football, gearbeitet wurde. Zusätzlich gab es für die Spieler noch Pflichtprogramme wie Yoga, Massagen und Erholungseinheiten. Die hätte man laut Johnson in Anbetracht des straffen Tagesablaufs und harten Trainings auch gebraucht.

Jakob Johnson hat die Chance genutzt

Dass er den Sprung in die NFL schaffen kann, hat der Deutsche erst realisiert, "als mich die Patriots angerufen haben." In erster Linie habe er sich darüber gefreut, dass er überhaupt einen Anruf erhalten und die Chance bekommen hatte, Teil eines Teams zu werden. "Die Patriots sind natürlich ein sehr anspruchsvoller Club und du denkst daran, wie viel Erfolg es dort in den letzten Jahren gab. Da wird dir klar, dass du noch einen langen Weg zu gehen hast, und obwohl du die letzten Monate schon so hart gearbeitet hast, wahrscheinlich noch viel härter arbeiten musst, wenn du eine Chance haben willst, mitzuhalten."

Das hat er getan und so durfte er in der dritten Woche der Saison sein NFL-Debut im Gillette-Stadium beim 30:14-Sieg der New England Patriots über die New York Jets bestreiten. Am meisten seien ihm die Spielzüge, bei denen er auf dem Feld war und das Gefühl zu spielen in Erinnerung geblieben. "Ich war anfangs natürlich etwas nervös, aber die Nervosität ging dann eher in Adrenalin über", beschreibt der 24-Jährige. "Ich hatte noch nie so viel Spaß am Footballspielen wie in den paar Möglichkeiten, die mir zuletzt gegeben wurden. Das ist für mich Bestätigung genug, meinen Weg weiterzugehen."

Foto: dpa

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Diesen Weg angezweifelt habe er ohnehin nie. "Irgendwann wird das Ende kommen, aber es macht auch keinen Sinn, den Teufel an die Wand zu malen. Das einzige, was du tun kannst, ist das Meiste aus deiner Zeit zu machen und jeden Tag dein Bestes zu geben. Mit ein bisschen Glück reicht es dann für eine ordentliche Karriere."

Hart arbeiten für den Traum

Der Profi ist sich seiner Vorbildrolle für junge deutsche Footballspieler durchaus bewusst. Er rät jungen Spielern aus Deutschland "dort so gut wie möglich zu werden, wo man gerade ist." Viele Leute würden ihm auf Instagram schreiben, "die auf dem College spielen wollen, aber nicht einmal bei einer GFL-Mannschaft sind. Das ist natürlich nichts gegen Leute, die in unteren Ligen oder kleineren Teams spielen, aber ein guter Weg ist es erst einmal, sich in Deutschland zu behaupten und alles zu tun, was man in Deutschland tun kann, um ein besserer Footballspieler zu werden", erklärt der Profi. Dafür gebe es in Deutschland bereits einiges: Footballcamps, Fitnessstudios und einige Teams mit guten Coaches. Wenn es nach Johnson geht, sollte man versuchen, davon alles mitzunehmen.

Was viele vergessen: Auch die schulischen Leistungen und Englischkenntnisse müssen stimmen. "Für Jungs, die sich mit Englisch schwer tun, wird es schwer in den Meetings mitzukriegen, worum es geht". Der Sprung von der German Football League in die US-amerikanische NFL ist natürlich gewaltig. "Die Arbeit, die die zahlreichen Trainer in der NFL leisten, macht einen großen Unterschied in der Strategie und Spielweise aus", erklärt der gebürtige Stuttgarter. Im Vergleich zur GFL werde zudem auf sämtliche Statistiken und Analysen zurückgegriffen, um zu entscheiden, wann man welchen Spielzug verwendet. "Natürlich sind auch das Talentlevel und die Geschwindigkeit ganz anders als in Deutschland."

Trotz Verletzung: Aufgeben ist keine Option

Aktuell kann Johnson nicht auf dem Feld stehen. Denn im Spiel gegen die New York Giants zog sich der deutsche Fullback Anfang Oktober eine Verletzung zu. Er wurde auf die "Injured Reserve List" gesetzt, damit ist die Saison für ihn so gut wie sicher gelaufen. Bei seiner Blessur handelt es sich um eine Verletzung an der Schulter, genauere Details dazu darf er allerdings nicht nennen. "Verletzungen sind Teil des Sports. Natürlich will sich niemand verletzen, aber wenn es passiert, ist es auch nicht das Ende der Welt", sagt Johnson und zeigt sich optimistisch: "Für mich ist das jetzt nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Neuem."

Er verbringe weiterhin so viel Zeit wie möglich mit dem Team und den Coaches, um möglichst viel zu lernen. Eine Sache ist für den Deutschen sicher: "Ich arbeite jeden Tag weiter und gebe wie immer mein Bestes." Am Ende des Tages entscheiden die Trainer, ob der Club aus Foxborough weiter mit dem Stuttgarter plant. "Alles was ich machen kann, ist das zu kontrollieren, was ich kontrollieren kann. Ich werde hier so lange zur Arbeit kommen, bis der Schlüssel nicht mehr passt."