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Time Warp Juni 2011: Chemie auf dem Brot? Nein, danke.

Gesund leben ist ja ziemlich populär geworden in den vergangenen Jahren. Dazu gehört auch Essen ordern oder kaufen zu können, das halbwegs anständig auf dem Teller daherkommt. Zweifellos sind zwar immer noch viel zu viele Zusatzstoffe, die bösen E-Zugaben, in den Speisen, jedoch sind diese wenigstens nicht sofort mortal. Anders als Gift, Chemie-Bäh-Zeug - das freilich auch weit überm Tellerrand gefährlich und schädlich für uns und die liebe Umwelt ist.
Dafür, dass Mensch und Tier und Pflanzerl vor richtig fiesen chemischen Einwirkungen geschützt werden, wurde in Deutschland am 25. Juni 1980 das Chemikaliengesetz (ChemG) von allen Fraktionen des Bundestags - hört, hört! - übereinstimmend verabschiedet. Recht stolz erklärten die Politiker auch, dies sei "ein erster Schritt zum Schutz von Mensch und Umwelt".
Im Gesetz selbst steht: "Zweck des Gesetzes ist es, den Menschen und die Umwelt vor schädlichen Einwirkungen gefährlicher Stoffe und Zubereitungen zu schützen, insbesondere sie erkennbar zu machen, sie abzuwenden und ihrem Entstehen vorzubeugen." Weiterhin werden unter anderem alle möglichen Änderungen aufgezählt und freilich die bösen Giftstoffe, die man hierzulande nicht haben mag und darf, und auch bestraft wird, sollte man es wagen, damit anzutanzen. Interessant sind wiederum die Ausnahmen, wie Atommüll, Kosmetik oder Futtermittel, die dem Futtermittelgesetz entsprechen. Richtig sicher fühlt man sich da als Verbraucher, der nicht hunderttausend Gesetze aus dem Effeff herbeten kann, ja nicht.
Das Gesetz dient auch zum "Schutz von Beschäftigten". Zum Beispiel von jenen "Beschäftigten", die mit Atommüll oder Sprengstoffen hantieren müssen. Die sollen erst einmal prüfen, um welche Stoffe es sich handelt und die dann dementsprechend, so wie sie es gelernt haben, händeln. Könnte man auch ohne Gesetz drauf kommen, oder? Kein Chef der Welt wird sagen: "Du Toni, wir haben da so ein Nitro-Glycerin reinbekommen, kümmer dich mal drum.", weil in seinem Betrieb sonst in Sekunden-Zeitzünderschnelle eine Bombenstimmung herrscht.
Die Grundidee, Mensch und Umwelt zu schützen, per Gesetz, ist allerdings sehr gut. Und bei Betrachtung der üblen Katastrophen für Mensch und Umwelt, die immerzu geschehen, kann man froh sein, dass wenigstens das Käsebrot mit dem frischen Gartenschnittlauch einem nicht die Magenwand wegfressen wird, während einem die Südchemie um die Ohren fliegt.