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Kommentar: Der Kampf der Kaiserinnen


Von Redaktion idowa

Welches Mädchen träumt nicht davon, einmal "Sissi" zu sein? Wie viele andere bewunderte auch die 29-jährige Italienerin Christiana Capotondi jedes Jahr Romy Schneider in dem bekannten Dreiteiler "Sissi". Das erzählt sie zumindest der Deutschen Presseagentur. Während wir nun alle weiter träumen, wurde dieser Wunsch für Christiana Wirklichkeit. Sie spielt in der neuen Verfilmung von Xaver Schwarzenberger die "Sisi" - ja, wir schreiben sie nun mit einem "s". Das sei historisch korrekt, Kaiserin Elisabeth selbst soll so unterschrieben haben. Rund 55 Jahre nach der Erstausstrahlung mit Romy Schneider heißt es jetzt "Sissi" gegen "Sisi". Während Sat.1 das Märchen um die österreichische Kaiserin weiterhin rund um Weihnachten zeigt, hatte das ZDF den Sendetermin der Neufassung auf 17. und 20. Dezember vorverlegt. Damit wir schön Zeit haben, beide Filme miteinander zu vergleichen. Aber um Konkurrenz soll es hier nicht gehen, heißt es von den Verantwortlichen.

Vor 18 Jahren hat sich schon einmal jemand an eine Neuverfilmung des "Sissi"-Stoffes gewagt: Christoph Böll. Er wollte eine weniger romantische Version drehen, die näher an die echte Person Elisabeth heranreicht. Aber Romantik ist es doch, die "Sissi" so besonders macht. Besonders deshalb steht die Trilogie ganz oben auf meiner persönlichen Filmliste. Mit dem Namen "Sissi und der Kaiserkuß" sollte die Neuverfilmung ein Hit werden. Ob die Kinogänger von damals ähnliche Ansichten hatten wie ich, bleibt dahingestellt. Fest steht: das Remake brachte nur wenige Tausend Zuschauer in die Kinos und floppte so gewaltig.

"Schließlich hat auch niemand versucht, die Mona Lisa neu zu malen", wie ein Kollege von mir treffend formuliert hat. Und wenn doch, dann hatte er wohl nicht sonderlich viel Erfolg damit. Warum auch? Sie ist schön, so wie sie ist.
Natürlich gibt es noch jede Menge anderer Versuche, das Leben der Kaiserin Elisabeth zu erzählen. Eine Zeichentrick-Serie sowie das Musical "Elisabeth" verarbeiten den Stoff auf andere Weise. Auch der Animationsfilm "Lissy und der wilde Kaiser" aus dem Jahr 2007 von Michael Herbig lässt sich gerade noch tolerieren. Diese Parodie sei laut Herbig ein "Kniefall" vor der "Sissi"-Trilogie. Mit 2,8 Millionen Kinobesuchern erzielte Herbig aber letztlich mit "Lissy" eines seiner schlechtesten Einspielergebnisse. Über die "Kaiserliche Hoheit" macht man eben keine Witze.

Es gab schon vor 1955 viele Interpretationen von "Sis(s)i"s Leben und auch danach: das Musical "Elisabeth" erzählt ihr reales Leben bis zu ihrem Tod, eine Kinder-Zeichentrickserie schafft den kleinen Mädchen neben Barbie auch eine Prinzessin, die sie bewundern können, und Michael Herbig parodiert den Mythos in "Lissy und der wilde Kaiser". Doch die wahre "Sissi", den Liebesfilm, den Heimatfilm, die Romanze zu Weihnachten, die ganze Mädchenscharen bei gemeinsamen Fernsehabenden zum Schluchzen und Träumen bringt, ist definitiv einmalig. Diese Trilogie schafft eine Traumwelt, in die man jedes Jahr gern eintaucht. Aber nicht nur Romy Schneider war als "Sissi" einzigartig, auch Karlheinz Böhm als "Kaiser Franz"oder Gustav Knuth als "Papili" sind unersetzbar. Und auch den Charme und die Ironie des Original-"Oberst Böckl" (Josef Meinrad) ist nicht zu übertreffen.

Ich möchte Christiana ihre schauspielerische Leistung auf keinen Fall abspreche. Zudem sieht sie der echten Elisabeth tatsächlich sehr ähnlich. Aber Romy Schneider ist und bleibt die wahre Sissi auf ewig - zumindest für die kleine Prinzessin von früher in mir, das dieses Märchen der jungen Kaiserin mit all seinen Eigenheiten und Besonderheiten über alles liebt. Die neue "Sisi" habe ich nun einmal gesehen, aber "Sissi" schon unzählbare Male und ich möchte es kein Weihnachten missen. Sie gehört zum Fest wie der Weihnachtsbaum und die Geschenke. Ich freue mich schon sehr auf morgen wenn Romy im ersten Teil von "Sissi" den Mädchentraum von märchenhaften Kleidern, Hofbällen und der großen Liebe lebt.