Schreinern mit Eukalyptus

Bogener Schreinermeister arbeitet in Australien


Lucas Krebl aus Bogen hat sich vor knapp zwei Jahren in Australien selbstständig gemacht. Er arbeitet dort als Schreinermeister.

Lucas Krebl aus Bogen hat sich vor knapp zwei Jahren in Australien selbstständig gemacht. Er arbeitet dort als Schreinermeister.

Von Veronika Murr

Die Maschine dröhnt in den Ohren, die Späne fliegen, es duftet nach Harz und Holz. Um den fleißigen Schreiner herum glänzen die neuen Möbel in ihrer frisch aufgetragenen Politur. Plötzlich geht die Tür auf und ein Känguru hüpft herein. Zugegeben: Die Situation ist ungewöhnlich - aber nicht unmöglich. Bei dem 26-jährigen Lucas Krebl könnte so etwas schon mal passieren.

"Ich bin nach Australien gegangen, einfach weil ich es konnte", erklärt Lucas sein Auswandern. "Reisen habe ich immer schon gemocht und als junger Mensch will man natürlich die Welt sehen. Ich wollte unbedingt in anderen Betrieben Erfahrungen sammeln. Außerdem habe ich mir gedacht, wenn du schon weggehst, dann richtig weit."

Neue Existenz ohne Hilfe

In Englisch war Lucas schon immer gut. Die Weite des Landes und die vielfältigen Landschafts- und Klimazonen fand Lucas zudem faszinierend und es bieten sich viele Freizeit- und Reisemöglichkeiten an. Außerdem seien die meisten Australier für Neuankömmlinge aufgeschlossen, meint Lucas, da viele selbst einen Immigrantenhintergrund haben. "Was mich auch sehr gereizt hat, war die Erfahrung, wie es einem geht, wenn man im Leben völliges Neuland betritt. Wenn man sich ohne fremde Hilfe eine Existenz aufbauen muss und total auf sich allein gestellt ist." Gelandet ist Lucas schließlich in Melbourne, eine Stadt an der Küste im Südosten Australiens.

Schon Lucas' Urgroßvater war im Schreinerhandwerk tätig. Seither verfolgt die Familie dieses Gewerbe. "Da hat sich das Interesse fürs Schreinern bei mir quasi von selbst ergeben", meint Lucas. "Schon als Schulbub habe ich meinem Großvater oft über die Schulter schauen dürfen. Somit war für mich von Anfang an klar, dass ich das machen will." Per E-Mail bewarb sich Lucas von Deutschland aus bei einem australischen Betrieb. Bald musste er sich persönlich vorstellen. Die Firmen dort bräuchten auch meist sehr kurzfristig jemanden, meint Lucas. "Es ist also kaum zu vermeiden, erst einmal auf Risiko nach Australien zu fliegen und vor Ort zu erscheinen." Die Frage mit dem Visum ist auch noch rechtzeitig zu klären. Lucas rät allen, die daran denken, beruflich ins Ausland zu gehen, alles schon im Vorfeld gut vorzubereiten.

Wenig Klimabewusstsein

In Australien gibt es andere Hölzer, als man sie von zu Hause aus dem bayerischen Wald gewohnt ist. Zum Beispiel das Holz diverser Eukalyptusarten, "Gum Tree" genannt. "Unsere meistgenutzten deutschen Holzarten wie Fichte oder Buche verarbeitet man hier kaum", erzählt Lucas. "Auf dem australischen Kontinent gibt es aufgrund des Klimas ganz andere Pflanzen."

Die Werkzeuge unterscheiden sich nicht von denen auf dem deutschen Markt. Einige australische Betriebe sind aber maschinell karger ausgestattet als deutsche. "Da muss man sehr flexibel sein", meint Lucas. "Bauschreinerei, also Fenster und Türen, wird hier ausschließlich vor Ort gemacht." Für eine Weile hat Lucas am häufigsten den landestypischen Parkettboden aus einheimischen australischen Holzarten hergestellt. Wärmedämmung ist in Australien mit seinem warmen Klima längst kein so großes Thema wie in Deutschland. Auch Energiesparen ist der Bevölkerung aufgrund des langen Sommers und sonstiger Ressourcen nicht bewusst.

Das Handwerksgewerbe in Austr-alien sei kaum zentral organisiert, wie das in Deutschland der Fall sei, erzählt Lucas. So etwas wie Handwerkskammern, Dachverbände oder Innungen gäbe es dort nicht. Die Berufsausbildung selbst sei auch weniger zentral geregelt. Das bedeutet, dass es im Wissen und den Fähigkeiten der frischgebackenen Schreiner große Unterschiede geben kann. Daher sind Fachkräfte aus Europa durchaus gefragt: "Unser Know-how und die deutsche Zuverlässigkeit werden hier sehr geschätzt", erzählt Lucas. Einmal hat er auch ein Didgeridoo gebaut, das hölzerne Musikinstrument der australischen Ureinwohner. "Das hat aber kaum was mit dem Schreinern zu tun. Das war eher Spaß."