Film-Tipp

"Beautiful Boy" ist keine typische Drogengeschichte


Nic (links) besucht nach einem Entzug die Familie seines Vaters. Sein Leben scheint wieder in geregelten Bahnen zu laufen. Foto: François Duhamel/Amazon

Nic (links) besucht nach einem Entzug die Familie seines Vaters. Sein Leben scheint wieder in geregelten Bahnen zu laufen. Foto: François Duhamel/Amazon

Der Absturz eines Jungen in den Drogensumpf und die Versuche seines Vaters, ihn da wieder herauszuholen - das mag im ersten Moment nicht gerade spannend, da nicht neu, klingen. Doch "Beautiful Boy" erzählt dieses Drama auf eine sehr stille und packende Art. Vater und Sohn haben ihre Sicht der Geschichte in jeweils einem Buch festgehalten. Diese Memoiren bilden die Grundlagen für den Film, der 2018 beim "Toronto International Film Festival" erstmals gezeigt wurde.

Darum geht's: In "Beautiful Boy" geht es nicht um eine typische Drogenkarriere. Da gibt es keine Arbeitslosigkeit, keine Verwahrlosung in der Kindheit, keine großen Versagensängste, kein schlechtes Umfeld. Nics Eltern sind zwar geschieden, doch Mutter und Vater kümmern sich liebevoll und einfühlsam um ihn. Nic hat zwei jüngere Halbgeschwister, die ihn vergöttern. Er führt ein ganz normales Leben.

Insbesondere die Beziehung zu seinem Vater ist gut: innig, aber nicht aufdringlich, ein wenig kumpelhaft, aber nicht zu viel. Nic sieht gut aus, ist klug, charmant und hat nach der Highschool die Möglichkeit, auf mehrere Colleges zu gehen. Dennoch: Nach den ersten Joints landet Nic schnell bei Crystal Meth und der Absturz beginnt. Der Zuschauer mag bis zum Schluss nicht so richtig verstehen, was genau ihn dazu bringt. Er will eigentlich nur eins: Ihn rütteln und sagen: "Hör auf damit!"

Nics Vater muss ratlos dabei zuschauen, wie Nic nicht von der zerstörerischen Droge loskommt, und immer und immer wieder rückfällig wird. Und dabei gibt es oft Grund zur Hoffnung. Nic macht Therapien und Entzüge. Vergeblich. Rückblenden in die Kindheit des "schönen Jungen" (Englisch: "Beautiful Boy") erzeugen schmerzende Momente beim Zuschauer, wenn Nic erneut eine Nadel in seine Vene sticht. Wie konnte es mit dem süßen, kleinen Jungen nur so weit kommen?

Fazit: Der Zuschauer kann kaum mitansehen, wie Nic sich kaputt macht und sein Vater dabei zusehen muss. Das Erschreckende an der Geschichte ist auch, dass in Nics Leben nichts so richtig schief gelaufen ist. Es kann also jeden treffen, lautet da der traurige Umkehrschluss.

Beautiful Boy, 121 Minuten, kostenlos zum Streamen verfügbar für Prime-Kunden bei Amazon.