Bayern

Schwere Vorwürfe gegen Gewofag-Chef - Stadträte fordern Rauswurf

Anonyme Briefe beschuldigen den Chef der städtischen Wohnbaugesellschaft schwer. Der wehrt sich, nun fordern Stadträte seinen Rauswurf.


Im August konnte er noch lachen: Gewofag-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler bei der Vorstellung einer Parkplatzüberbauung am Reinmarplatz. Hier mit Bürgermeisterin und Aufsichtsratschefin Verena Dietl.

Im August konnte er noch lachen: Gewofag-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler bei der Vorstellung einer Parkplatzüberbauung am Reinmarplatz. Hier mit Bürgermeisterin und Aufsichtsratschefin Verena Dietl.

Von Christina Hertel

Großer Ärger bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag: Schon seit Monaten erhebt ein Unbekannter schwere Vorwürfe gegen den Chef des Unternehmens Klaus-Michael Dengler. Darin hieß es: Er solle unliebsamen Mitarbeitern hohe Abfindungen gezahlt haben, um sie los zu werden. Seiner Frau solle er einen besseren Posten beschafft haben.

Das städtische Revisionsamt, das normalerweise die Rathauskassen überprüft, geht den Vorwürfen derzeit nach. Aber auch Gewofag-Chef Dengler wurde tätig. Er stellte Strafanzeige - und beauftragte eine Gutachterin, um die anonymen Schreiben linguistisch zu überprüfen und um so den Verfasser zu ermitteln. Kostenpunkt laut Gewofag: etwas mehr als 10 000 Euro.

Das Ergebnis: Der Betriebsratsvorsitzende Harald Wulf soll die Schreiben verfasst haben. Die Gewofag habe ihm bereits vergangenen Dienstag fristlos gekündigt, sagt Wulf. Dass er die Schreiben verfasst haben soll, weist er entschieden zurück. Wulf los zu werden, könnte schwierig werden: Der Betriebsrat müsste zustimmen und davon ist nicht auszugehen.

Auch der Münchner Stadtrat ist alarmiert. Denn der Gewofag-Chef hat mit dem linguistischen Gutachten mehrere Personen überprüfen lassen. Dazu gehörten auch CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl und CSU-Stadträtin Heike Kainz, die im Aufsichtsrat der Gewofag sitzt.

"Der Chef einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft lässt auf Kosten seiner Mieter den Betriebsratschef und die Opposition ausspionieren - das ist ein ungeheuerlicher Vorgang", sagt Manuel Pretzl und fordert Konsequenzen: Er erwarte, dass der Aufsichtsrat Dengler in der Sitzung heute bis auf Weiteres von seinen Aufgaben entbindet.

Auch FDP-Chef Jörg Hoffmann fordert: Dengler muss gehen. Denn eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat sei nun nicht mehr möglich. Den Aufsichtsrat auf Kosten der eigenen Firma auszuspionieren, gehe gar nicht, findet Hoffmann.

Das sieht auch Linken-Chef Stefan Jagel so. Dieser ist seit Längerem mit Dengler unzufrieden. Unter anderem mit Beschwerden von Mietern gehe er nicht richtig um, sagt Jagel. "Das ist nun die Spitze des Eisbergs." Außerdem spricht Jagel von einer "inakzeptablen Grenzüberschreitung". Schließlich solle jeder das Recht haben, sich auch anonym an das Revisionsamt zu wenden.

Etwas zurückhaltender äußert sich Grünen-Fraktionschef Dominik Krause. Er nennt Denglers Verhalten "irritierend bis verstörend". Aber er betont auch: "Wir fordern erst einmal Aufklärung, dann müssen wir weiterschauen."

Auch Aufsichtsratschefin und Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) verweist darauf, dass die Vorwürfe gerade alle überprüft werden. Bevor Ergebnisse vorliegen, will sie sich nicht dazu äußern, wie es mit Dengler weitergehen soll. Wichtig sei ihr, dass in diesem Jahr die Fusion von Gewofag und der anderen städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG vollzogen wird.

Nächsten Dienstag, am 21. März, soll das Revisionsamt seinen Bericht zu Dengler vorstellen. Er ist seit 2014 Geschäftsführer der Gewofag. Davor arbeitete er als Beamter für die Stadt. 24 Führungskräfte der Gewofag haben sich in einem Brief an den OB mit ihm solidarisiert.