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Regionale Züge in Bayern immer öfter zu spät


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Im Morgendunst liegen die Bahngleise der Zugstrecke Kaufbeuren-Kempten kurz vor Sonnenaufgang.

Von Valerie Tielich und mit Material der dpa

Die Regionalzüge in Bayern werden immer unpünktlicher. Im Schnitt zählte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) nur 87 Prozent der Regionalzüge und S-Bahnen im vergangenen Jahr als pünktlich, wie sie am Montag mitteilte. Dafür reichte es bereits, wenn die Züge weniger als 6 Minuten Verspätung hatten. Zudem fielen weitere 6,3 Prozent der Verbindungen ganz aus. Die Pünktlichkeit liege damit auf dem niedrigsten Stand seit der Bahnreform in den 90er-Jahren, hieß es. 2022 hatte sie mit 88,1 Prozent noch etwas höher gelegen.

Wichtigster Grund für Verspätungen war lauf BEG die Infrastruktur, die - ohne Bauarbeiten - für 27,2 Prozent aller Verspätungsminuten verantwortlich war. Gut 23 Prozent der Verspätungen hatten demnach betriebliche Gründe, gefolgt von externen Einflüssen mit 18,7 Prozent. Unpünktlichster Monat war der November mit 81,2 Prozent, pünktlichster der Januar mit 91,1 Prozent.

Wichtigster Grund für Ausfälle waren mit 39,5 Prozent Baustellen. Dementsprechend war nur ein Teil der Ausfälle kurzfristig. Die meisten Ausfälle mit mehr als 15 Prozent gab es dabei im Dezember. Die BEG nennt hier zwar keinen direkten Grund, es liegt aber nahe, dass sich hier unter anderem der starke Schneefall Anfang Dezember niederschlug, der den Bahnverkehr zeitweise lahmlegte.

"Die aktuellen Werte bestätigen leider einmal mehr, dass das System Schiene jenseits der Belastungsgrenze ist. Wir brauchen dringend eine Trendumkehr", forderte der bayerische Verkehrsminister und BEG-Aufsichtsratsvorsitzende Christian Bernreiter (CSU). "Es ist höchste Eisenbahn, dass Bund und DB InfraGO ihre Infrastruktur auf Vordermann bringen und zukunftssicher machen."

BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs zeigte sich zudem über die erwarteten Auswirkungen der anstehenden Generalsanierung der Hochleistungskorridore besorgt: "Monatelange Komplettsperrungen sind für Fahrgäste ein Albtraum", monierte sie. "Es braucht deshalb Schienenersatzverkehr auf einem ganz neuen Niveau, mit einem dichten Takt und Expressbussen. Sonst laufen wir Gefahr, viele Fahrgäste wieder an den Individualverkehr zu verlieren."

Erneut deutlich überdurchschnittlich von Verspätungen betroffen war laut BEG das Netz Alex-Nord der Länderbahn mit Sitz in Viechtach (Kreis Regen). Im vergangenen Jahr waren nur 64,3 Prozent der Züge pünktlich (Vorjahr: 68,6 Prozent). Unterhalb des bayernweiten Durchschnitts blieben auch der Donau-Isar-Express des Betreibers DB Regio mit 76,6 Prozent (77 Prozent) und das Netz Regensburg/Donautal (zuvor Agilis-Mitte) mit 82,2 Prozent (82,1 Prozent).

Auch die Länderbahn verweist auf die Grenzkontrollen: Diese könnten "auch mal eine halbe Stunde dauern", heißt es. "Damit kann der Fahrplan nicht eingehalten werden, weil der fahrplanmäßige Halt in Furth im Wald nur zwei Minuten betragen dürfte." Entstünden dadurch Verspätungen würden diese im weiteren Verlauf oft wachsen und darüber hinaus seien eingleisige Streckenabschnitte ebenfalls besonders anfällig für Verspätungen.

Über dem Durchschnitt lagen der Linienstern Mühldorf der Südostbayernbahn mit 87,3 Prozent (88,1 Prozent), der Flughafenexpress der DB Regio mit 89,9 Prozent (87,6 Prozent), die Oberpfalzbahn/Waldbahn des Betreibers Länderbahn mit 91,1 Prozent (91,8 Prozent) und Agilis Nord des Regensburger Unternehmens Agilis mit 91,1 Prozent (92,3 Prozent).

Der BEG zufolge lässt sich die Leistung der Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Blick auf die Pünktlichkeitswerte nur bedingt vergleichen: Strecken, auf denen Regionalzüge komplett oder überwiegend allein unterwegs seien, würden besser abschneiden als Strecken mit Mischverkehr aus Regional-, Fern- und Güterzügen. Das treffe etwa auf die beiden bestplatzierten Netze zu. So erreichte die Bayerische Zugspitzbahn auf ihrer kurzen eigenen Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Grainau eine Pünktlichkeitsquote von 98 Prozent (99,1 Prozent). Auf der Strecke Gotteszell – Viechtach, die als eigenes Netz geführt wird, waren 96,2 Prozent der Züge pünktlich – ebenso wie im Jahr 2022.

Die beiden S-Bahnen in München und Nürnberg schnitten vergleichsweise gut ab. In der Landeshauptstadt lag die Pünktlichkeitsquote mit 90 Prozent ein Stück über dem Durchschnitt. Nürnberg kam mit 94,8 auf einen der besten Werte aller Netze. Beide verschlechterten sich damit aber leicht.