Oktoberfest-Schließung
Nach dem Großeinsatz in München: Wie geht es weiter?

Armin Weigel/dpa
Nach einer Bombendrohung wurde am Mittwoch das Oktoberfest gesperrt. Am Abend startete dann der Festbetrieb.
Am Tag nach dem Alarmzustand in München mit der Bombendrohung gegen das Oktoberfest, zwei Toten und einem Großbrand dauern die Ermittlungen an. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Tatverdächtig ist nach Polizeiangaben ein 57 Jahre alter Mann, der das Haus in Brand gesetzt haben soll und auf der Flucht vor Einsatzkräften Suizid beging. Der Tatverdächtige hatte demnach einen Rucksack dabei, in dem sich eine Sprengvorrichtung befand, die vor der Bergung seiner Leiche entschärft werden musste.
Die Behörden schlossen einen politischen Hintergrund für die Tat aus. Das Motiv des Mannes dürfte ein Familienstreit gewesen sein, hieß es. Der Mann zweifelte wohl die Vaterschaft für seine Tochter an und hatte in diesem Zusammenhang gar eine Petition an den bayerischen Landtag gestellt. Diese erklärte der Landtag aber im vergangenen Jahr für erledigt.
In dem abgebrannten Wohnhaus im Münchner Norden wurde am Donnerstag eine Leiche geborgen. Ob es sich dabei um den 90-jährigen Vater des Tatverdächtigen handelt, wollte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Das müsse noch ermittelt werden, auch im Rahmen der rechtsmedizinischen Untersuchung, sagte eine Sprecherin.
Aufgrund der großen Hitze konnten Einsatzkräfte das abgebrannte Gebäude zunächst nicht betreten. Zudem sollte ein Statiker dessen Zustand beurteilen. Inzwischen sind alle Verkehrssperrungen und Evakuierungsmaßnahmen aufgehoben worden, die Anwohner konnten alle wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Zwei Menschen waren bei dem Brand in den frühen Morgenstunden verletzt worden. Eine 21 Jahre alte Frau wurde von Einsatzkräften aus dem Obergeschoss des in Flammen stehenden Hauses gerettet. Sie trug leichte Verletzungen davon. Es handelt sich um die Tochter des 57-Jährigen. Mittelschwere Schussverletzungen hatte die 81 Jahre alte Mutter des Mannes erlitten. Sie befand sich vor dem Anwesen, als die Polizei eintraf.
Völlig unklar ist bislang noch, wie die Stunden vor dem Brand aussahen. Bekannt ist, dass der Täter Sprengfallen im Haus installierte, weshalb die Polizei das Gebäude lange nicht betreten konnte. Offen ist aber bislang, wo die Familie in dieser Zeit war. Die Ermittler gaben dazu zunächst keine Auskünfte.
Weil ein Schreiben des 57-Jährigen gefunden wurde, in dem er auch das Oktoberfest bedrohte, wurde die Wiesn stundenlang geschlossen und nach Sprengsätzen abgesucht. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnte der Mann davor, auf die Wiesn zu gehen, denn es könnte ein „bombiges Erlebnis“ geben. Diese Drohung habe man - insbesondere angesichts des abgebrannten Hauses - ernst nehmen müssen.
Ab 17.30 Uhr begann wieder der Festbetrieb. Besucherinnen und Besucher durften das Gelände wieder betreten. Vor dem Einlass hatten sich lange Warteschlangen gebildet. Dennoch schien es ruhiger zu sein als gewöhnlich: Die Gassen wirkten einem dpa-Reporter zufolge merklich leerer im Vergleich zu anderen werktäglichen Wiesn-Tagen. An vielen Verkaufsständen war wenig los, an einem Autoscooter fuhren zwei Mitarbeiter alleine im Kreis. Verkäufer und Sicherheitskräfte bestätigten, dass es leerer war. In den großen Zelten sah es anders aus: Weit und breit kein freier Platz, die Menge tanzte und feierte ausgelassen wie an anderen Wiesn-Tagen.
Nach derzeitigem Stand geht es am Donnerstag ganz normal auf der Wiesn weiter. Die Bierzelte öffneten um 10.00 Uhr.
Der Gastgewerbeverband Dehoga brachte eine Verlängerung der Wiesn ins Spiel. Dies wäre auch ein Zeichen, dass man sich die Lebensfreude nicht verderben lasse, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert der dpa. Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Sperrung könne man noch nichts Genaueres sagen. Ein Tisch, der jetzt nicht belegt worden sei, sei natürlich nicht nachzuholen. Andererseits sei die Wiesn bisher „sehr gut“ gewesen.
Wiesn-Chef Christian Scharpf (SPD) sieht wenig Chancen: „Eine spontane Wiesn-Verlängerung ist aus meiner Sicht unrealistisch“, sagte der Münchner Wirtschaftsreferent der dpa. „Von den Beschäftigten in den Bierzelten über die Schausteller bis hin zum Security-Personal ist alles bis Sonntag disponiert. Viele haben ab Montag wieder andere Verpflichtungen.“
Auch Wirte-Sprecher Peter Inselkammer sieht den Vorschlag kritisch und ist in seinem Urteil noch etwas klarer: „So kurzfristig ist das tatsächlich nicht möglich“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk (BR). „Für dieses Jahr können wir uns das nicht vorstellen.“ Angesichts der negativen Reaktionen betonte am Donnerstagvormittag auch Geppert: „Wir respektieren das natürlich“. Er sei froh, dass schon am Abend wieder Normalität eingetreten sei.