Nach Kritik

München will ukrainische Flüchtlinge besser empfangen


Eine geflüchtete Frau aus der ukrainischen Stadt Donezk beschäftigt sich im Schlafsaal des Anker Zentrums mit ihrer ein-jährigen Tochter Damir.

Eine geflüchtete Frau aus der ukrainischen Stadt Donezk beschäftigt sich im Schlafsaal des Anker Zentrums mit ihrer ein-jährigen Tochter Damir.

Von dpa

Wer es bisher mit dem Zug von der Ukraine bis nach München geschafft hatte, war zwar in Sicherheit. Ein warmes Bett oder Essen gab es für die Flüchtlinge aber nicht immer. Das soll sich nun ändern.

Nach der massiven Kritik an der Situation für ukrainische Kriegsflüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Verbesserungen versprochen. "Ich werde nicht akzeptieren, dass Menschen, die aus einem Kriegsgebiet flüchten konnten und eine Reise von vielen Stunden hinter sich haben, bei uns am Bahnhof auf dem Boden schlafen müssen - obwohl es eigentlich noch Bettenplätze gegeben hätte. Das darf sich nicht wiederholen", sagte er am Mittwoch nach einem Ortstermin am Bahnhof in München.

Zur Verbesserung der Lage seien mit allen Beteiligten kurzfristigen Maßnahmen beschlossen worden. Demnach werde eine Meldekette eingerichtet, welche laufend über die Anzahl ankommender Personen informiere. Zudem sollen die Beschilderungen optimiert werden und städtische Mitarbeiter die Caritas am Info-Point bei der Betreuung und Weiterleitung der Geflüchteten unterstützen. Die Flüchtlinge sollen künftig per Shuttlebusse zu den Notunterkünften gebracht werden, und es soll ein professionelles Catering geben. Außerdem werde die Stadt in direkter Nähe des Hauptbahnhofs eine neue zentrale Anlaufstelle einrichten, in der Geflüchtete informiert und versorgt würden und auch übernachten könnten, bis sie eine Unterkunft erhielten.

Nötige Strukturen müssen aufgebaut werden

"Leider ist oft nicht klar, wie viele Menschen aus der Ukraine nachts noch am Hauptbahnhof ankommen. Wir erhalten keine verlässlichen Zahlen dazu. Nachdem nicht alle Menschen mit dem Zug aus der Ukraine zu uns kommen, sondern viele auch mit Pkw und privat organisierten Kleinbussen, wird die Situation auch etwas unkalkulierbar bleiben", betonte Reiter. Es sei aber klar, dass die nötigen Strukturen und ein gut koordiniertes Ankunftszentrum schneller aufgebaut werden müssten.

Zuvor war Kritik laut geworden, wonach die hohe Zahl an ukrainischen Kriegsflüchtlingen offenkundig das Aufnahme- und Unterbringungskonzept am Münchner Hauptbahnhof überfordere. "Es fehlt faktisch an allem: Vom Strom über Toiletten bis zur Schlafgelegenheit. Dass Menschen, die vor dem Bombenhagel in ihrer Heimat fliehen mussten, in unserer Landeshauptstadt auf dem Bahnhofsboden schlafen müssen, ist beschämend und muss sich umgehend ändern", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler im bayerischen Landtag, Fabian Mehring, der Deutschen Presse-Agentur in München. Auch er hatte sich zuvor am Bahnhof ein eigenes Bild über die Situation gemacht.

"Während Corona haben wir in Bayern erfolgreich Leben gerettet und die Menschen in unserer Heimat gut beschützt. Das dabei formulierte Credo vom "Whatever it Takes" muss jetzt auch für diejenigen Menschen gelten, die durch Putins Überfall der Ukraine unbeschreibliches Leid erfahren und bei uns Hilfe suchen", betonte Mehring. Dies wünschten sich nicht zuletzt auch die Menschen in Bayern, die derzeit eine gigantische Welle der Hilfsbereitschaft auszeichne. Die aktuelle Lage am Münchner Hauptbahnhof werde dem Anspruch leider nicht gerecht.

"Angesichts der Erfahrungen aus 2015 darf es nicht abermals passieren, die gigantische Solidarität der Bürgerinnen und Bürger durch politisches Chaos zu torpedieren und die Stimmung zum Kippen zu bringen", sagte Mehring. Dazu müsse auch die Landeshauptstadt München "ihr Scherflein beitragen, die derzeit leider weit hinter dem Organisationsgrad anderer Städte und dem Anspruch der Menschen in Bayern zurückbleibt"

Olya, die aus der ukrainischen Stadt Charkiw geflüchtet ist, wartet nach ihrer Ankunft am Hauptbahnhof in einer Halle mit Feldbetten.

Olya, die aus der ukrainischen Stadt Charkiw geflüchtet ist, wartet nach ihrer Ankunft am Hauptbahnhof in einer Halle mit Feldbetten.