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Mehr als jeder zweite Häftling in der JVA Passau ist Schleuser

Weil die Balkanroute über die A3 führt, belastet die Schleuserkriminalität gerade das Passauer Gefängnis stark. Wie die JVA mit den vielen Schleusern in U-Haft umgeht, erklärt Leiter Amannsberger im Gespräch.


Stacheldraht vor der JVA Straubing. Unter anderem hierhin werden Schleuser verlegt, um die Passauer Anstalt zu entlasten. Doch a

Stacheldraht vor der JVA Straubing. Unter anderem hierhin werden Schleuser verlegt, um die Passauer Anstalt zu entlasten. Doch auch in Straubing kaum mehr Betten frei.

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Passau ist übervoll: Seit August nimmt die Polizei entlang der Autobahn A 3 immer mehr Schleuser fest, die in der Passauer JVA in Untersuchungshaft genommen werden, wie Anstaltsleiter Hans Jürgen Amannsberger unserer Redaktion am Telefon sagt. „Die Festnahme-Zahlen sind geradezu hochgeschnellt – die tägliche Arbeit in der JVA hat sich verdoppelt.“

Eigentlich ist in Passau Platz für 74 Gefangene – Ende September saßen allerdings 90 Menschen ein. Teils waren Gemeinschaftshafträume statt mit drei mit sechs Personen belegt. Mitte dieser Woche saßen 84 Häftlinge in der JVA Passau, davon 45 wegen Schleuserkriminalität – also mehr als jeder Zweite.

Hans Jürgen Amannsberger.

Hans Jürgen Amannsberger. (Archiv)

Um Passau zu entlasten, werden Gefangene in die JVA Straubing verlegt. Doch auch Straubing sei schon „gut voll“, sagt Amannsberger, der neben der Passauer auch die Straubinger JVA leitet. Schleuser werden darum auf Anstalten in ganz Bayern verteilt. So seien seit August mehr als 80 gefangene Schleuser von Passau wegverlegt worden. Das sei auch belastend für die Polizei, sagt Amannsberger, die die Gefangenen von Passau nach Hof, Bayreuth oder Kempten fahren.

Vergangenes Wochenende seien Festgenommene bereits direkt nach Nürnberg zur U-Haft gebracht worden, ohne Zwischenstopp in der JVA Passau. Denn gerade das Aufnahmeverfahren in den Anstalten sei aufwendig: Überprüfung der Personalien, ärztlicher Check, Abgabe der Habe, Durchsuchung der Person – das macht Arbeit.

Amannsberger bewertet die Situation in Passau derzeit ähnlich wie 2015/16. Ob die kommende Kälte im Winter oder mehr Kontrollen an der Grenze eine Entlastung bringen, könne er nicht einschätzen.

Für den Einsatz seines Personals in den Anstalten sei er dankbar: Trotz Klagen über die Belastung arbeite man professionell weiter.

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1 Kommentare:


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Frank H.

am 26.10.2023 um 07:47

Dass es so viele sind hätte ich nicht erwartet. Interessant wäre die durchschnittliche Strafdauer. Ich persönlich halte diese Strafen allerdings nicht für ganz angemessen: Solange illegale Einwanderung de facto nicht bestraft und stattdessen eine Willkommenskultur propagiert wird, bestraft man Beihilfe für Nicht-Straftaten oder sogar Erwünschtes. Irgendwie paradox und ziemlich unehrlich ...



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