Politischer Gillamoos

"Idioten" und "Wahnsinnige": AfD teilt gegen Bundesregierung aus


AfD-Bundeschefin Alice Weidel wettert gegen eine vermeintliche Verbotspolitik der Bundesregierung: "Niemand geht an mein Schnitzel."

AfD-Bundeschefin Alice Weidel wettert gegen eine vermeintliche Verbotspolitik der Bundesregierung: "Niemand geht an mein Schnitzel."

"Jetzt reicht's", steht auf einem Wahlplakat am Eingang zum Abensberger Schlossgarten, wo die AfD am Montag ihren politischen Gillamoos ausrichtet. Dasselbe sagt irgendwann auch die Polizei, die den vollen Veranstaltungsort kurz nach 10 Uhr abriegelt - rund 1.000 Personen seien erlaubt, mehr dürften nicht rein, sagt der Kelheimer AfD-Kreisvorsitzende Georg Bergermeier zur Begrüßung.

Diejenigen, die draußen bleiben müssen - Bergermeier spricht von "über Hundert" - verpassen unter anderem die Co-Bundesvorsitzende Alice Weidel sowie die niederbayerische Bezirkschefin Katrin Ebner-Steiner. Der bayerische AfD-Vorsitzende Stephan Protschka ist zwar auch als Redner angekündigt, aber nicht da. Er hänge noch in Berlin fest, sagt Bergermeier, ohne im Detail auf die Gründe einzugehen.

Bier aus Plastikbechern unter freiem Himmel

Mangels Zelt muss die AfD ihre Veranstaltung unter freiem Himmel abhalten. Bierbänke stehen auf der Wiese, das Bier wird in Plastikbechern ausgeschenkt. Doch als Ebner-Steiner an der Reihe ist, sorgt sie schnell für Bierzeltatmosphäre. "Hier sind die normalen, fleißigen und bodenständigen Leute", ruft sie in den Schlossgarten. Ihnen gegenüber stellt sie die "verwahrlosten Gesellen da oben in Berlin". In der Bundesregierung säßen neben dem "Kanzlerdarsteller" Olaf Scholz "Esel, Kamele und handverlesene Rindviecher". Und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist für Ebner-Steiner wegen seines unionsinternen Zwists mit Armin Laschet (CDU) vor der Bundestagswahl 2021 "der Samenspender dieser Ampel-Missgeburt".

"Rechts blinken, links abbiegen"

Auch für Hubert Aiwanger hat Ebner-Steiner nicht viel übrig. Er "spielt nur Opposition" und sei Teil des "Systems Söder", das etwa während der Corona-Pandemie "Zwangsmaßnahmen" beschlossen habe. Aiwangers Aufgabe sei es, Stimmen am rechten Rand einzufangen: Er sei "der brüllende Bierzelt-Tiger, der als Schmusekätzchen bei Söder auf dem Arm landet."

Ähnlich formuliert es der Landshuter Stimmkreis-Direktkandidat Bernhard Kranich: Wie Goethes Faust habe Aiwanger seine Seele an den "Dr. Mephisto" Söder verkauft. "Die sogenannten Freien Wähler sind das trojanische Pferd der CSU: rechts blinken, links abbiegen." Aiwanger kopiere von der AfD, lieber solle man das Original wählen.

"Niemand geht an mein Schnitzel!"

Die AfD-Bundesvorsitzende Weidel streift die Flugblatt-Affäre um Aiwanger nur am Rande. Sie diagnostiziert ein "Chaos in der Landesregierung. Da braucht es die AfD als ordnende Kraft." Dann keilt sie gegen die Bundesregierung, vor allem Grüne und SPD, die laut Weidel Schweinshaxe, Bratwurst und Schnitzel verbieten wollen: "Niemand geht an mein Schnitzel!"

Weidel beklagt zudem die ihrer Auffassung nach falsche Prioritätensetzung der Ampel. Während die Wirtschaft abschmiere und die Inflation galoppiere, könne sich der Bürger nun "einmal im Jahr aussuchen, welches Geschlecht man hat" sowie legal Cannabis rauchen. Das Bürgergeld sei ein "Migrationsmagnet" und Deutschland das Sozialamt der Welt. Sie wettert außerdem gegen die "Abzocksteuer CO2-Abgabe" sowie gegen "Heizungs- und Elektrodiktat".

Weidel: Söder ein "Selbstdarsteller und Wendehals"

Das lässt laut Weidel nur einen Schluss zu: "Wir werden von Wahnsinnigen regiert und von Idioten!" Die FDP ist für sie in der Bundesregierung kein Korrektiv, sondern wolle lediglich ihre Privilegien wahren. Auch die CDU, deren Vorsitzenden Friedrich Merz Weidel durchweg "Merzel" nennt, "macht alles mit, von Energiewende bis zu Massenmigration". Söder, dessen Erwähnung bei den Zuhörern Buhrufe auslöst, sei ein "Selbstdarsteller und Wendehals", der gestern noch Bäume umarmt habe.

Weidel spricht gut 25 Minuten. Um 11.20 Uhr muss sie "weiter nach Berlin", wie sie sagt. Nach ihrer Rede leert sich der Schlossgarten deutlich. Dem Vernehmen nach wollen viele noch auf den Festplatz nebenan, zur Aiwanger-Rede.

2 Kommentare:


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Frank H.

am 06.09.2023 um 12:48

Hier gilt dasselbe was ich auch schon zum Hass in der Causa Aiwanger geschrieben habe. Bin ich der Einzige, der persönliche Beleidigungen auf niedrigstem Niveau und Schmutzkampagnen in der Politik verabscheut ? Mir kommt es so vor, als ob die Attacken umso gehässiger werden, je weniger die eigene Politik zu bieten hat. Ich will eine Demokratie zurück, in der wieder mit sachlichen Argumenten gestritten wird, und in der die Wähler nicht die schamloseste Dreckschleuder, sondern die erwartete Regierungskompetenz der Kandidaten honorieren ! Langweilig muss es ja trotzdem nicht sein, wie man etwa an Reden von Wehner oder Strauss sieht.



Albin Michael L.

am 04.09.2023 um 17:50

**"Idioten" und "Wahnsinnige": AfD teilt gegen Bundesregierung aus ** - Kann nur zustimmen!! Gut, daß ich das nicht geschrieben oder gesagt habe, wäre niiiieeee veröffentlicht worden.



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