Russland-Ukraine-Krieg

Hier kommen Flüchtlinge in Ostbayern unter


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Viele Menschen aus der Ukraine sind derzeit auf der Flucht vor dem Krieg - auch in Bayern sind schon Flüchtlinge angekommen. (Symbolbild)

Hunderttausende Ukrainer fliehen vor dem Krieg - auch nach Bayern. Wir haben bei den Landratsämtern in der Region nachgefragt, wie sich die Landkreise auf den Zustrom vorbereiten und wie viele Flüchtlinge schon angekommen sind. Die Nachfrage zeigt: Das zu beantworten ist gar nicht so einfach. 

Die Landratsämter in Ostbayern scheinen sehr unterschiedlich über Flüchtlinge in ihren Landkreisen informiert zu sein - während die einen konkrete Zahlen nennen, können andere keine Einschätzung zur Lage geben. Woran liegt das? Wie es heißt, kommen in Bayern ankommende Menschen bei Freunden und Bekannten unter, ohne dass die Behörden davon wissen. Denn melden müssen sich Flüchtlinge erst nach 90 Tagen, falls sie weiter in der Region bleiben wollen.

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Die Züge aus Polen und der Ukraine sind voll ausgebucht. 

Im ANKER-Zentrum Regensburg wurden nach Angaben der Regierung der Oberpfalz bisher rund 1.300 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. 1.100 Menschen habe man auch schon weitervermittelt. Bisher hätten sich über 2.000 Flüchtlinge über das Postfach registrierung@reg-opf.bayern.de für eine Registrierung angemeldet. In Niederbayern sind nach Angaben von Katharina Kellnberger, Sprecherin der Regierung von Niederbayern, aktuell über 2.000 Kriegsflüchtlinge untergebracht. In den ANKER-Einrichtungen werde abgefragt, ob die Flüchtlinge etwa bei Verwandten oder Freunden unterkommen, oder ob sie eine Unterkunft brauchen. Die meisten Flüchtlinge im ANKER Niederbayern haben laut Kellnberger angegeben, dass sie privat unterkommen.

Wie werden die Flüchtlinge in den Landkreisen verteilt und wo kommen sie unter?

Das gilt für die meisten Geflüchteten, wie eine Umfrage bei Pressesprechern der Landkreise ergibt: Sie kommen bei Freunden oder Verwandten in Bayern unter. Alle anderen Flüchtlinge werden aus den ANKER-Einrichtungen auf Unterkünfte verteilt.

Außerdem hätten sich bereits viele Bürger gemeldet, die Wohnraum für Flüchtlinge bereitstellen wollen. Um diese Hilfsangebote besser zu koordinieren, hat das Bayerische Innenministerium eine Website eingerichtet, auf welcher Bürger mögliche Hilfsleistungen angeben können. Gefragt sind vor allem Dolmetscher und Personen mit ukrainischen Sprachkenntnissen.

Anzahl der Flüchtlinge und Unterkünfte in den ostbayerischen Landkreisen

Im Landkreis Cham sind nach Angaben des Landratsamtes aktuell 410 Menschen aus der Ukraine registriert. Derzeit bringe man die Menschen sowohl in bestehenden Flüchtlingsunterkünften, als auch im Redemptoristenkloster und in der ehemaligen Jugendherbege Lam unter. Die Hilfsbereitschaft der Bürger im Landkreis ist groß – das Landratsamt hat zahlreiche Angebote für private Unterkünfte erhalten, „vom Gästezimmer bis zu fertig eingerichteten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern“ fügte Kollner an. Außerdem hätten sich mehr als 20 Personen gemeldet, die als Dolmetscher einspringen können. Mehr dazu können Sie hier lesen: Landkreis Cham bereit für Geflüchtete

Im Landkreis Regensburg ist nach Angaben Landratsamtes eine große Anzahl an Flüchtlingen aus der Ukraine angekommen. In einer Notunterkunft in Zeitlarn seien 45 und in Tegernheim 43 Personen untergebracht. 72 Menschen habe man für private Wohnungen vermittelt. Das Landratsamt weiß außerdem von weit mehr als 100 Flüchtlingen, die bisher privat bei Freunden oder Bekannten untergekommen sind. Derzeit werde geprüft, ob man den mobilen Hilfskindergarten in Neutraubling als weitere Notunterkunft für etwa 42 Menschen nutzen könne. Sollte der Fall eintreten, dass plötzlich 2.000 Geflüchtete in der Region ankommen, so wolle man auf Unterkünfte, die im Rahmen des Katastrophenschutzes zur Verfügung stehen, zurückgreifen. Eine Möglichkeit wäre dabei die Tangrintelhalle in Hemau oder eine Halle im Gewerbegebiet Wörth-Wiesent, die derzeit noch geplant werde. 

Das Landratsamt Landshut weiß von 120 Geflüchteten. Diese werde man ebenfalls auf private Unterkünfte im Landkreis verteilen. Die Notunterkunft in Ergolding sei nun mit zwei Hallen für die Nutzung bereit. Ingesamt könne man dort 430 Menschen unterbringen. Das Zentrum diene dazu, dass sich die Menschen von der Flucht erholen und registriert werden können. Danach werden sie laut Carina Weinzierl an kleine Unterkünfte weitervermittelt. Insgesamt stünden dem Landratsamt 1.200 Plätze zur Unterbringung bereit - 422 Angebote würden dabei von Bürgern stammen. Mehr dazu aus Landshut können Sie hier lesen: 50 Geflüchtete am Landratsamt Landshut angekommen

Tobias Welck, Pressesprecher des Landratsamtes Straubing-Bogen, spricht von 220 Flüchtlingen, die bereits im Landkreis angekommen und bei Bekannten und Verwandten untergekommen sind. Für die Erstunterbringung stünden die Dreifachturnhalle des Burkhart-Gymnasiums in Mallersdorf-Pfaffenberg und die Dreifachturnhalle in Bogen zur Verfügung. In beiden Halle gebe es Platz für rund 100 Menschen. Für die weitere Verteilung würde man Verträge mit drei größeren Objekten abschließen - dort fänden 140 Flüchtlinge Platz. Für eine kurzfristige Unterbringung gebe es außerdem zwei bis drei weitere Möglichkeiten für rund 50 Menschen und 84 Angebote von Privatpersonen für rund 230 Flüchtlinge. Das Straubinger Jugendamt bereitet sich derzeit ebenfalls auf unbegleitete Minderjährige vor. Den Artikel dazu lesen Sie hier: Straubinger Jugendamt bereitet sich auf Unbegleitete vor

Im Landkreis Dingolfing-Landau sind nach Angaben des Landratsamtes bislang 300 Flüchtlinge registriert - der Landkreis rechne in den nächsten Wochen mit rund 1.000 Menschen. Aktuell könne man drei Großunterkünfte, darunter die Turnhalle Höll-Ost in Dingolfing, die Turnhalle in Pilsting und vier Immobilien in Dingolfing und Landau mit jeweils 15 Plätzen nutzen. Außerdem hätten Bürger 677 Wohnplätze für eine private Unterkunft angeboten.

Nach Angaben der Pressesprecher vom Landratsamt Kelheim sind bereits 276 Geflüchtete im Landkreis angekommen. Sollten sie eine Unterkunft benötigen, so vermittle zunächst das Landratsamt entweder eine kostenlose Wohnungsmöglichkeit in Gastfamilien oder eine kostenpflichtige Wohnung. "Sollte keine genannte Wohnungsmöglichkeit zur Verfügung stehen, verteilt die ANKER-Einrichtung oder das Landratsamt in bestehende Sammelunterkünfte", erklärte Lukas Sendtner. Für Minderjährige, die ohne Eltern angereist sind, suche man derzeit Gastfamilien. Aktuell stünden zwei Turnhallen als Notunterkünfte zur Verfügung, eine dritte werde derzeit vorbereitet. Man habe drei dezentrale Asylbewerberunterkünfte mit insgesamt 50 Plätzen angemietet - diese seien jedoch schon fast belegt. Bürger hätten rund 100 Angebote für private Unterbringungsmöglichkeiten gemeldet.

Bisher sind rund 220 Flüchtlinge im Landkreis Regen gemeldet, erklärt Heiko Langer, Pressesprecher des Landratsamtes. In einer Unterkunft in Langdorf befänden sich derzeit rund 100 Flüchtlinge, alle anderen seien privat untergekommen. Die Grundschulturnhalle in Ruhmannsfelden diene als Notquartier. Außerdem gebe es rund 120 Angebote von Privatleuten oder Firmen, die Wohnraum für die Flüchtlinge anbieten. 50 dieser Angebote seien als unentgeltlich gemeldet worden.

Im Landkreis Erding sind nach Angaben des Landratsamtes derzeit 318 Menschen aus der Ukraine untergebracht. "Die ukrainischen Personen sind derzeit in bestehenden Asylunterkünften (dezentrale Unterkünfte und Gemeinschaftsunterkünfte), in Hotels sowie bei Privatpersonen untergebracht" erklärt eine Sprecherin. Aktuell habe man 46 Angebote von Bürgern für die private Unterbringung vorliegen. 

Nach Angaben des Landkreises Freising sind derzeit 373 Menschen aus der Ukraine registriert. Für die Unterbringung stünden zwei Turnhallen zur Verfügung, eine davon sei bereits belegt. Zudem nutze man zwei Hotels und bestehende Flüchtlingsunterkünfte. Das Landratsamt berichtet von weit über 200 Unterbringungsmöglichkeiten von Privatpersonen.

Im Landkreis Deggendorf sind mittlerweile 150 Menschen in Unterkünften untergebracht, wie ein Sprecher des Landratsamtes erklärt. Derzeit könne man auf rund 280 Erstunterbringungsmöglichkeiten, beispielsweise große Gebäude oder Turnhallen, zurückgreifen. Für eine zwischen- und mittelfristige Unterbringung gebe es 550 Möglichkeiten, die auf private Angebote zurückgehen.