Landkreis Regensburg

Tiergarten-Mitarbeiter sind tieftraurig: Auch zweiter Tigernachwuchs ist tot


Die junge Tigerin Suna hat zum zweiten Mal Nachwuchs bekommen. Leider wiederum mit tragischem Ende. (Foto: Archiv)

Die junge Tigerin Suna hat zum zweiten Mal Nachwuchs bekommen. Leider wiederum mit tragischem Ende. (Foto: Archiv)

Die Mitarbeiter des Tiergartens sind tieftraurig. In der Nacht auf Samstag, 5. September, hatte die junge Tigerin Suna erneut zwei Babys zur Welt gebracht. Die Freude darüber währte gerade einmal fünf Tage. Auch der zweite Tigernachwuchs ist tot, obwohl sich für die betreuenden Tierpfleger alles geradezu perfekt anfühlte.

Im Frühjahr waren zwei Tigerbabys binnen weniger Tage gestorben. Die unerfahrene Suna hatte sich nicht um den Nachwuchs gekümmert. Die Tierpfleger hatten daraufhin die Handaufzucht versucht. Vergebens. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die zwei Jungen schwere Organdefekte hatten, sprich sie waren nicht überlebensfähig. Wie in freier Wildbahn hatte das Muttertier das wohl gespürt.

Umso größer die Freude, dass Suna wenige Monate später - die Tragzeit von Tigern beträgt nur 105 Tage - erneut trächtig war. In der Nacht auf Samstag hat sie in der vorbereiteten Wurfbox im Raubtierhaus die beiden Tigerbabys auf die Welt gebracht. Zur Freude der Tierpfleger und von Tiergartendirektor Wolfgang Peter hat sie sich ideal um den Nachwuchs gekümmert, ihn angenommen, abgeleckt und gesäugt. "Wir hatten ein gutes Gefühl. Es hätte nicht besser laufen können."

Man habe das Verhalten als absoluten Fortschritt zum ersten Mal gewertet. Es sei mit Wurfbox, absoluter Ruhe, beschränktem Zugang nur der gewohnten Tierpfleger, die bis zu 30 Jahre Erfahrung in der Raubtierpflege haben, und Sperrung des Raubtierhauses fürs Publikum alles getan worden. Auch eine Videoüberwachung sei installiert gewesen. "Allerdings kann man nicht 24 Stunden persönlich vor Ort sein." Das wäre nicht leistbar, sagt Peter. Und einschreiten könnte man selbst dann erst nach aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen. Schließlich handle es sich um Raubiere.

Tatsächlich habe die Tigerin einen sehr entspannten Eindruck gemacht. Es habe nicht das geringste negative Anzeichen gegeben. Am Mittwoch schließlich fanden die Pfleger die beiden Babys tot in der Wasserschale des Geheges. Die Tigerin hatte sie nachts nacheinander dort abgelegt. Die nur jeweils etwa 1,5 Kilo schweren Tigerbabys sind ertrunken.

Tiergartendirektor Wolfgang Peter kann nur spekulieren über die tragische Wendung. Er ist überzeugt, die Tigerin wollte ihren Nachwuchs nicht töten, die Bindung des unerfahrenen jungen Tier sei wohl noch nicht tief genug manifestiert gewesen. "Sie hat die Babys im Tränkebecken abgelegt wie das früher dann und wann mit Spielzeug oder Knochen zu beobachten gewesen ist." Sie habe einfach einen guten Platz für sie gesucht.

Die Wasserschale sei notwendig zur Versorgung des Tiers, sagt Peter. Wenn man aus diesem tragischen Verlauf einen Schluss ziehe, dann diese Schale, sollte Suna erneut trächtig werden, künftig durch eine viel flachere zu ersetzen.

Suna, die die Geburt gut überstanden hat und sich auch nach dem Tod des Nachwuchses nicht auffällig verhalten habe, werde man nach einigen Tagen der Ruhe wieder zu Tiger Claudius ins Außengehege lassen. Es sei ein großes Glück gewesen, dass die beiden Tiger von Anfang an so gut harmoniert hätten und es rasch zu Nachwuchs gekommen sei.

Es gebe weltweit nur noch 350 bis 400 Sibirische Tiger, sagt Peter. Tiergärten käme angesichts dieser Situation die Funktion von Notausgängen der Natur zu. Sonst müsse man zuschauen, wie die Tiere aussterben.

Info
Die Nachzucht von Tigern im Tiergarten erfolgt auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungsprogramms für Sibirische Tiger (EEP) in London. Hier wird die Zucht von Tigern in Europäischen Zoos organisiert. Auch die spätere Weitergabe der Tiger an einen anderen Tiergarten bestimmt der dortige Tiger-Koordinator.