SSV Jahn Regensburg

Christian Keller spricht über Herrlich-Wechsel und Anteilsverkauf


Jahn-Sportchef Christian Keller (rechts) im Gespräch mit seinem nun Ex-Trainer Heiko Herrlich.

Jahn-Sportchef Christian Keller (rechts) im Gespräch mit seinem nun Ex-Trainer Heiko Herrlich.

Ereignisreicher Tag bei Jahn Regensburg. Erst verabschiedet sich Trainer Heiko Herrlich, dann übernimmt ein Münchner Investor die Anteile des BTT Bauteam Tretzel.

Doppelter Paukenschlag beim SSV Jahn Regensburg an diesem Freitag! Zunächst verabschiedete sich Erfolgstrainer Heiko Herrlich in Richtung Bayer 04 Leverkusen. Später wurde bekannt, dass das BTT Bauteam Tretzel (BTT) seine Anteile an der SSV Jahn Regensburg GmbH & Co KgaA an das Münchner Unternehmen "Global Sports Invest AG" (GSI AG) mit Vorstand Philipp Schober verkauft hat. Da musste auch Jahn-Geschäftsführer Christian Keller erst einmal tief durchatmen. Am Nachmittag stand er den Medien Rede und Antwort.

Keller erzählte, dass er am Donnerstagabend einen Anruf von Heiko Herrlich erhalten habe, in dem ihn dieser um seinen Segen für den Wechsel nach Leverkusen bat. Herrlichs Vertrag beim Jahn hätte sich im Fall des Klassenerhalts um eine weitere Saison verlängert, also nur für ein weiteres Jahr in der dritten Liga. Durch den Aufstieg verlängerte sich der Vertrag nicht automatisch und es standen nach der Saison erst noch Gespräche zwischen dem Verein und Herrlich an. "Wir haben miteinander gesprochen und waren uns eigentlich einig. Aber dann kam leider Leverkusen dazwischen und Heiko Herrlich wollte diese Chance wahrnehmen", erläuterte Keller. Natürlich sei er enttäuscht, vor allem aber dankbar für die eineinhalb Jahre, in denen Herrlich mit dem Jahn zwei Aufstiege feiern konnte, so Keller.

Testspiel und Leihen

Von seinem Trainerstab will Herrlich laut Keller seinen Co-Trainer Nico Schneck gerne mit nach Leverkusen nehmen. Da werde man sich sicher auch einigen, er werde Schneck keine Steine in den Weg legen, erklärte Keller. Mit Leverkusen wurden im Zuge des Wechsels verschiedene Vereinbarungen getroffen. So wird die Bayer-Elf ein Testspiel in der Continental Arena gegen den Jahn bestreiten, zudem wird man in Zukunft noch intensiver in Sachen Leihen kooperieren. In der abgelaufenen Saison war mit Patrik Dzalto ja bereits ein Bayer-Akteur nach Regensburg ausgeliehen.

Den Spielern wurde die Nachricht am Freitagmorgen in einer Rund-Mail mitgeteilt. "Grundsätzlich enttäuscht, verwundert und überrascht" seien die Reaktionen der Spieler laut Keller ausgefallen.

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht beim Jahn nun natürlich die Suche nach einem neuen Trainer. "Mit der Aufgabe hätte ich nicht gerechnet. Aber jetzt ist sie da, dann müssen wir sie lösen", sagte Keller. Er suche einen Trainer, der die Art des Fußballs aus der vergangenen Saison fortsetzen soll und der auch menschlich zum Verein passe, definierte Keller sein Anforderungsprofil. Ein Name, der nach dessen Aus auf Schalke schnell in den Ring geworfen wurde, war Markus Weinzierl. "Markus wäre natürlich sensationell", sagte Keller, schätzte die Situation aber auch realistisch ein: "Er ist inzwischen in ganz anderen Gefilden angekommen und gehört zu den Top-Trainern in der Bundesliga."

Ein "gewisser Zeitnachteil" sei es, jetzt einen neuen Trainer suchen zu müssen, sagte Keller, der eigentlich mitten in den Planungen für die Mannschaft steckte. Am 26. Juni ist Trainingsauftakt, bis dahin soll ein neuer Mann gefunden sein. "Es wird aber keinen Schnellschuss geben", betonte Keller. Weil nun die Trainersuche im Vordergrund steht, wird der Kader auch zum ersten Training noch nicht komplett sein. Mit zahlreichen Verlängerungen und ersten Neuzugängen steht das Gerüst aber bereits.

Keller reagiert mit "Gelassenheit" auf Anteilsverkauf

Während die Trainer-Situation Christian Keller völlig unvorbereitet traf, war die Übergabe der Anteile des BTT keine Überraschung mehr für ihn. Mit einem "extremem Maß an Gelassenheit" habe er diese Entscheidung aufgenommen, erklärte der Geschäftsführer. Schließlich befinde sich der Jahn in einer Rechtsform, in der "Investoren keinen Einfluss auf das operative Geschäft nehmen können." Weil der Jahn inzwischen auch finanziell nicht mehr abhängig von einem Investor ist, betrachtet Keller die Situation sehr nüchtern.

Die GSI AG ist laut Keller nur dazu gegründet worden, um die Anteile des Jahn zu übernehmen. Mit Vorstand Philipp Schober habe er auch schon telefoniert und das Gespräch sei in Ordnung gewesen. "Er weiß, dass er kein Mitspracherecht hat", so Keller. Der Geschäftsführer betonte auch, dass kein Fremdkapital in den Verein fließen werde, sondern nur Eigenkapital, da sich der Verein sonst in eine Abhängigkeit begeben würde.

Auch der Stammverein hatte ein Angebot für die Anteile des BTT gemacht, doch das der GSI AG sei "um ein Vielfaches höher" gewesen, so Keller. Warum Schober beim Jahn eingestiegen ist? Er habe sich in den Gedanken verliebt und habe schon immer einen Fußballverein haben wollen, sagte Keller.

"Solange wir gut arbeiten, besteht keine Gefahr", sagte Keller. Schon die abgelaufene Saison sei komplett autark finanziert gewesen, obwohl rund eine halbe Million Euro zugesagter Gelder von Tretzel nicht geflossen waren. "Der Verein ist souverän", betonte Keller, der aber auch sagte: "Geben wir der Sache eine Chance." Was anderes blieb ihm an diesem ereignisreichen Tag auch nicht übrig.