Rattenberg
Schluss mit der Raserei
23. Februar 2017, 10:00 Uhr aktualisiert am 23. Februar 2017, 10:00 Uhr
An Ruhe ist im Föhrenweg in Rattenberg (Kreis Straubing-Bogen) nicht zu denken. Zu Stoßzeiten rasen Autofahrer durch die enge Straße, obwohl Tempo 30 als Limit vorgeschrieben ist. Anwohner sind genervt und fordern Maßnahmen. Doch die Gemeinde ist machtlos.
Dem ersten Anschein nach dominiert die Idylle im Föhrenweg: Perfekte Aussicht auf die bergige Landschaft, spielende Kinder und herumlaufende Katzen. Plötzlich stört ein Autofahrer die friedvolle Kulisse und fährt mit fast Tempo 50 über die enge Fahrbahn. Fußgänger springen zur Seite und Tiere flüchten in einen Hof. Der Zorn schreibt sich in die Gesichter der Anwohner.
"Es ist schrecklich, dass sich fast niemand an das Tempolimit hält", schimpft Anna-Lena Sterr. Die Raserei hat vor gut zwei Jahren begonnen, als am Föhrenweg das Neubaugebiet Heuäcker angeschlossen wurde. Dass seitdem der Verkehr zugenommen hat, stört sie nicht. Was sie stört, ist die Unvernunft der Menschen: "An unserem Haus donnern Bauarbeiter, Lieferanten und Gäste der Anwohner mit ihren Fahrzeugen vorbei. Es interessiert sie gar nicht, dass sie damit Mensch und Tier in Gefahr bringen."
Katzen totgefahren
Die Familie musste bereits von zwei ihrer Katzen Abschied nehmen. "Man hat sie einfach totgefahren und die Schuldigen haben sich nicht einmal gemeldet", sagt Anna-Lena Sterr. Die Familie ergriff dann die Initiative, wie ihre Mutter Rosi Sterr erzählt: "Nach der ersten toten Katze, haben wir unserem Bürgermeister die Situation geschildert. Nach eineinhalb Jahren hat sich immer noch nichts geändert. Als dann unsere nächste Katze tot gefahren wurde, sind wir noch einmal zu ihm gegangen. Wieder ist nichts passiert."
Bürgermeister Dieter Schröfl zufolge gestaltet sich die Lage schwierig: "Unsere Möglichkeiten sind eingeschränkt bis nicht vorhanden." Er kann die Straße nicht weiter verengen, weil sie bereits eng ist. Er denkt vor allem an Lastwagenfahrer, die das Neubaugebiet dann nicht mehr mit Materialien beliefern könnten. Auch Polder, Blitzgeräte und Geschwindigkeitsanzeigen mit Smileys würden nicht den gewünschten Effekt bringen. "Sobald wir eine Idee gefunden haben, werden wir sie umsetzen."
Verkehrsteilnehmer zur Vernunft bringen
Bis die Gemeinde eine Lösung findet, versucht Familie Sterr selbst, die Verkehrsteilnehmer zur Besinnung zu bringen. "An beiden Enden unserer Hofausfahrt stehen ein Kinderfahrrad und ein Dreirad. Zusätzlich haben wir ein zweites Tempo 30-Schild aufgestellt", sagt Anna-Lena Sterr. Manche Autofahrer schreckt das ab und sie bremsen. "Das ist wenigstens ein kleiner Teilerfolg."
Nicht nur Anna-Lena Sterr und ihre Familie sind von der ständigen Raserei genervt, sondern auch die Menschen in ihrer Nachbarschaft. Ihre Hoffnung: Sobald weitere Häuser fertig gebaut sind, soll eine Zufahrt zur Kreisstraße SR38 errichtet werden. Das würde den Verkehr im Föhrenweg massiv reduzieren. Doch Schröfl dämpft die Zuversicht gleich wieder, weil für die Maßnahme erst Privatpersonen ihre Felder an die Gemeinde verkaufen müssten.