Bundesliga

Heiko Herrlich: "...dann haben wir auch gegen Bayern eine Chance"


Auf Heiko Herrlich wartet mit seinem neuen Club Bayer 04 Leverkusen gleich ein großer Brocken zum Saisonstart: es geht zum FC Bayern München.

Auf Heiko Herrlich wartet mit seinem neuen Club Bayer 04 Leverkusen gleich ein großer Brocken zum Saisonstart: es geht zum FC Bayern München.

Von AZ

Nach dem Aufstieg hat Trainer Heiko Herrlich in diesem Sommer Jahn Regensburg nach eineinhalb Jahren in Richtung Bayer Leverkusen verlassen. Mit seinem neuen Club steht er nun vor dem ersten Bundesliga-Spiel - ausgerechnet bei Serienmeister Bayern München. Im Interview spricht Herrlich über sein Debüt gegen den FC Bayern, seinen Meisterfavoriten Borussia Dortmund und seine Beziehung zu Gott.

Herr Herrlich, am Freitag (20:30 Uhr, ZDF) steht im Eröffnungsspiel Ihr Bundesliga-Debüt als neuer Trainer von Bayer Leverkusen an - ausgerechnet beim FC Bayern.
Heiko Herrlich: Irgendwann muss man ohnehin gegen die Bayern spielen, warum also nicht gleich am ersten Spieltag? Auch die Münchner hätten sich sicher einen leichteren Gegner zum Saisonstart vorstellen können. Das Selbstbewusstsein haben wir. Wir kommen jedenfalls nicht mit dem olympischen Gedanken "Dabeisein ist alles" in die Allianz Arena. Wir werden versuchen, etwas mitzunehmen.

Von 2013 bis 2015 trainierten Sie die U17 des FC Bayern. Eine besondere Rückkehr für Sie?
Herrlich: Der FC Bayern ist ein super Verein, meine Zeit in München war prägend, aber eben nicht nur beruflich. Ich habe dort auch privat viele Kontakte, viele Freunde und bin immer gerne in der Stadt. Das liegt natürlich auch an meiner wunderbaren Zeit bei Manni Schwabl in Unterhaching...

Sie tippen auf Dortmund als kommenden deutschen Meister. Sind die Bayern in dieser Saison also verwundbar?
Herrlich: Natürlich bleiben die Bayern in der Verlosung. Aber auch der BVB hat einen unheimlich starken Kader und ich glaube, dass die Spieler, die letztes Jahr noch nicht so durchgestartet sind wie erhofft, im zweiten Jahr ihre Qualität werden abrufen können. Der BVB hat Chancen. Grundsätzlich wäre es für die Bundesliga ja auch nicht so schlecht, wenn mal wieder ein anderer Klub Meister werden könnte.

Bayer wurde in der vergangenen Saison nur Zwölfter. Ihr Sportdirektor Rudi Völler gibt nun die Europa League als Mindest- und die Champions League als Wunschziel aus.
Herrlich: Bayer 04 will wieder ins internationale Geschäft, und da sehe ich uns auch. Das ist für uns kein Druck, sondern ein realistischer Anspruch. Alle wollen beweisen, dass das Abschneiden in der letzten Saison ein Ausrutscher war.

Sehen wir schon gegen Bayern "herrlichen" Fußball und wie soll der aussehen?
Herrlich: Wir wollen attraktiven, offensiven Fußball spielen, so wie ihn Bayer 04 über viele Jahre praktiziert hat. Mit dieser Spielanlage identifizieren wir uns. Wir wollen die Zuschauer im Stadion begeistern, ihnen glaubhaft vermitteln, dass wir wirklich alles geben, um erfolgreich zu sein. Dann wird der Funke überspringen.

Sie haben Ihren Spielern in der Vergangenheit auch mal Bibelverse in der Kabine vorgelesen. Wie kam das an und werden Sie das auch in Leverkusen tun?
Herrlich: Ich nehme mir das nicht prinzipiell vor. Aber wenn es in bestimmten Situationen passt, werde ich es sicherlich tun. Allerdings nicht aus missionarischen Gründen. In der Bibel findet man viele Stellen, die dir im Alltag ein guter Wegweiser sein können.

Welche Bedeutung hat der Glaube an Gott für Sie? Entdeckt haben Sie den ja in Leverkusen über Ihren Mitspieler Jorginho, oder?
Herrlich: Ich hatte auch schon vorher einen Bezug zu Gott. Wenn ich als kleines Kind mal Bauchschmerzen hatte, habe ich mir immer vom lieben Gott gewünscht, dass er die Schmerzen vertreibt. Ich habe über die Jahre immer das Gefühl, dass da jemand ist, der aufpasst und es besonders gut mit mir meint. Nach Leverkusen kam ich damals etwas naiv und war mit 17 der jüngste Spieler. Die älteren haben mich hier und da schon mal hochgenommen. (lacht) Nach zwei Monaten kam dann Jorginho - und er behandelte alle gleich, egal ob Zeugwart, Putzfrau oder Mitspieler. Das hat mich sehr beeindruckt. Irgendwann waren wir Zimmerpartner. Da hat mich Jorginho gefragt, ob ich mal zum Bibelkreis mitkommen möchte. Die Menschen dort haben mich mit ihrem Vertrauen und Glauben in Gott angesteckt und bestärkt.

Haben Sie an Gott gezweifelt, als Sie 2000 von Ihrem Hirntumor erfahren haben?
Herrlich: Ja, die Zweifel gab es. Nach meiner Heilung verspürte ich dann aber wieder große Dankbarkeit, obwohl mein Weg zurück zu Gott nicht immer leicht war. Der Glaube ist nicht immer fest und gleich. Wenn ich weit weg war vom Glauben, war es bislang immer schwierig in meinem Leben. Und wenn ich fest verankert im Glauben war, lief es meistens gut. Im Moment bin ich sehr fest im Glauben. (lacht)

Wie groß ist nun Ihr Glaube an einen Sieg in München?
Herrlich: Ich vertraue meiner Mannschaft und traue ihr zu, dass sie den Bayern einen harten Kampf liefern wird. Wenn wir als Team alles hineinwerfen in dieses Spiel, dann haben wir auch eine Chance.

Das Interview hat unser Kooperationspartner abendzeitung-muenchen.de zur Verfügung gestellt.