Arnschwang

Zwei Tote und eine Schwerverletzte bei Streit in Asylunterkunft


Ein Großaufgebot an Polizei und Rettungsdienst war in das ehemalige "Waldcafe" in Wöhrmühle ausgerückt.

Ein Großaufgebot an Polizei und Rettungsdienst war in das ehemalige "Waldcafe" in Wöhrmühle ausgerückt.

Dramatischer Vorfall in der Asylunterkunft Wöhrmühle (ehemals "Waldcafe") bei Arnschwang: Gegen 17 Uhr gerät ein 41-jähriger Afghane mit einer 47 Jahre alten Russin in Streit. Dabei verletzt er eines der Kinder (einen fünfjährigen Buben) mit einem Messer tödlich.

Den eintreffenden Polizeibeamten bleibt offensichtlich nichts anderes übrig, als ihre Schußwaffe einzusetzen, da der Täter genau in diesem Augenblick anscheinend auf die 47-Jährige einstach. Ein weiteres Kind der Russin musste alles mit ansehen und erlitt einen schweren Schock. Zudem erlitten laut Rettungsdienstleiter Michael Daiminger vier weitere Bewohner der Asylunterkunft sowie der Polizeibeamte, der den Schuss abgefeuert hatte, einen Schock.

Polizei blieb keine andere Wahl

Wie von Marco Müller, Pressesprecher der Kriminalpolizei Regensburg, vor Ort zu erfahren war, hatte dieses Drama gegen 17 Uhr ihren Lauf genommen. Mehrere Bewohner der Asylunterkunft hatten den Notruf gewählt. Nach bisherigem Ermittlungsstand war ein 41 Jahre alter Asylsuchender aus Afghanistan mit einer 47-jährigen Russin sowie deren beiden Buben, fünf und sechs Jahre jung, in Streit geraten. Was die Ursache war und in welcher Beziehung die Beteiligten zueinander standen, konnte Müller am Samstagabend noch nicht sagen.

Als die erste von zwei Polizeistreifen der PI Furth im Wald ein Einsatzort eintraf, war das Kind bereits sehr schwer durch Messerstiche verletzt. Der Täter hatte im Flur des ersten Obergeschosses der Unterkunft die Mutter in seiner Gewalt, ebenso den zweiten Jungen. Beim Eintreffen der Polizeibeamten war der Afghane laut Kripo-Sprecher gerade dabei, auf die Frau einzustechen. Aus diesem Grund gaben die Polizisten in dieser Notsituation ("er hatte auf die Frau eingewirkt; um ihn zu stoppen, haben sie von der Schusswaffe Gebrauch gemacht") einen Schuss ab. Dieser traf den Täter tödlich. Die Russin hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Messerverletzungen erlitten, so Müller. Das LKA wurde verständigt, um die Rechtmäßigkeit dieses Schusswaffeneinsatzes zu dokumentieren beziehungsweise zu prüfen.

Polizist und Zeugen unter Schock

Neben starken Polizeikräften wurde auch ein Großaufgebot an Rettern des Bayerischen Roten Kreuzes zusammengezogen, da die Lage zunächst unklar war. Wie von Rettungsdienstleiter Michael Daiminger zu erfahren war, mussten - neben den beiden Verstorbenen - insgesamt sechs weitere Personen medizinisch versorgt werden. Sie wurden in die Krankenhäuser von Cham und Bad Kötzting eingeliefert. Dabei handelt es sich zum einen um die schwer verletzte Mutter, die laut Daiminger zum Glück nicht in Lebensgefahr schwebt. Zudem erlitt der sechsjährige Bub einen schweren Schock. Ebenso fünf Bewohner der Asylunterkunft, die Zeugen dieser Tragödie wurden, und der Polizeibeamte, der den Schuss abgeben musste.

Allein das Bayerische Rote Kreuz war mit 18 Einsatzfahrzeugen vor Ort. Zudem hatte man zwei Rettungshubschrauber angefordert, von denen jedoch einer noch auf dem Anflug abbestellt wurde. Auch der zweite Helikopter musste nach rund einer Stunde ohne einen Patienten wieder den Nachhauseweg antreten. Neben Polizei und BRK war die Notfallseelsorge eingebunden.

Die Polizei hatte über zwei Stunden lange eine Nachrichtensperre verhängt. Warum, das erläuterte Marco Müller auf Nachfrage wie folgt: "Das sind die Richtlinien bei uns, da es eine Sache der Kriminalpolizei ist. Natürlich kann der Leiter der Polizei-Inspektion das machen, aber ob er es macht, liegt in seiner Entscheidung..."

Gelände bleibt vorerst abgesperrt

Aufgrund des massiven Polizei- und Rettungsdienstaufgebots sowie nicht zuletzt der Nachrichtensperre verbreiteten sich schnell die wildesten Gerüchte, unter anderem in den sozialen Netzwerken des Internets. Auch viele Arnschwanger zeigten sich aufgrund der Ungewissheit verunsichert. Bürgermeister Michael Multerer, der durch einen Bekannten auf die Vorgänge aufmerksam gemacht worden war, kam ebenfalls zum Tatort. Ihm war es zu verdanken, dass ein heimkehrender Asylsuchender, dem der Zugang zum Gebäude versperrt wurde, überhaupt eine Auskunft darüber erhielt, ob seine Frau und seine Kinder betroffen waren. Erst auf Nachdruck von Bürgermeister Multerer ("ihr könnt doch den Mann so nicht stehen lassen") fragte ein Beamter nach und konnte diesen beruhigen, dass seine Familie nicht betroffen ist. "Das ist bedauerlich", kommentierte Müller später diesen Vorgang.

Vorerst bleibt das Gelände abgesperrt. Im Gebäude werden durch Experten die Spuren gesichert. Zudem schaltete BRK-Rettungsdienstleiter Michael Daiminger Landrat Franz Löffler ein, um für die restlichen Bewohner eine Notunterkunft zu finden, damit die Polizei in Ruhe ihre Arbeit machen kann. Das Rote Kreuz kümmerte sich um die Betreuung der Bewohner. Zudem war eine Dolmetscherin vor Ort, um den Asylsuchenden die weitere Vorgehensweise zu erläutern.

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Die Einsatzstelle ist abgeriegelt. Auch Bewohner der Asylunterkunft, die zurückkehrten, blieben lange im Ungewissen.

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Die Rettungskräfte konnten nur noch der schwerverletzten Frau helfen; ihr Zustand ist nicht lebensbedrohlich.

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Einer der beiden Rettungshubschrauber, die angefordert worden waren. Einer wurde bereits beim Anflug wieder abbestellt, der andere musste ohne einen Patienten den Nachhauseweg antreten.