Gebühren für Serviceleistungen

"Mit Karte" kann teuer werden - so schaut's bei zwei Münchner Banken aus


"Bar oder mit Karte?", werden Kunden an der Kasse oft gefragt. Dieser hier hat sich für Kartenzahlung entschieden.

"Bar oder mit Karte?", werden Kunden an der Kasse oft gefragt. Dieser hier hat sich für Kartenzahlung entschieden.

Von Daniel Gahn

Kostenlos war gestern. Vor allem für bestimmte Serviceleistungen steigen die Gebühren. Und manche Kosten fallen erst seit der Corona-Krise richtig auf.

Bargeldlos im Supermarkt oder Restaurant zu bezahlen, hat in der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen. Doch das kann ins Geld gehen, wie Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe von "Finanztest" berichtet. Bei einer Auswertung von 294 Kontomodellen von 125 Kreditinstituten in Deutschland wurden 55 Modelle gefunden, bei denen für jedes Bezahlen mit der Girocard (EC-Karte) Gebühren fällig werden.

"Diese Gebühren gab es bereits schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Sie fielen jedoch kaum auf, weil viele Menschen bar bezahlten", sagt "Finanztest"-Expertin Heike Nicodemus. Die Corona-Krise hat dem Bezahlen per Karte Studien zufolge einen Schub gegeben.

So gaben beispielsweise bei einer Anfang Juli veröffentlichten YouGov-Befragung 35 Prozent der Verbraucher an, zum Schutz vor möglichen Ansteckungen seit Beginn der Pandemie in Geschäften seltener bar zu zahlen.

Kartenzahlung kann teuer werden

Wegen der Pandemie bitten Handelsketten, Restaurants und Geschäfte verstärkt um Kartenzahlungen anstelle von Bargeld. Das kann für manche Bankkunden allerdings zu hohen Zusatzkosten führen. Denn je nach Tarif des Kontos lassen sich Banken jede einzelne Last- und Gutschrift bezahlen.

Bei der Münchner Stadtsparkasse sind es beispielsweise im Privatgirokonto-Tarif "Individual" 31 Cent pro Transaktion. Legt man zwei oder drei Zahlungsvorgänge am Tag zugrunde, käme man bei diesem Tarif auf 200 bis über 300 Euro Transaktionskosten bis Jahresende.

Wer wissen will, wie hoch die jeweiligen Preise in seinem Konto-Tarif sind, sollte im dazugehörigen Preisleistungsverzeichnis seiner Bank nachsehen, rät Susanne Götz, Rechts- und Finanzexpertin von der Verbraucherzentrale Bayern (VZ). "Das Verzeichnis finden sie im Internet. Und es hängt auch immer in der Bankfiliale aus." Diese Entgelte für Kartenzahlung sind meist etwas versteckt und unter Namen wie "Buchungsposten", "beleglose Buchungen" oder "Transaktionsgebühren" zu finden.

Fünf Euro für eine Überweisung

Oft sind es aber auch die Papierüberweisungen, die bei der Kontoführung hohe Kosten verursachen. "Das sind die sogenannten beleghaften Überweisungen", sagt Götz. "Diese Überweisungsträger, die man bei der Bank in den Kasten wirft. Das nutzen ja immer noch viele, vor allem ältere Menschen." Bis zu fünf Euro verlangen manche der von "Finanztest" ausgewerteten Geldhäuser für eine Papierüberweisung.

Für eine "Papier"-Überweisungen verlangen manche Banken eine Gebühr von bis zu fünf Euro.

Für eine "Papier"-Überweisungen verlangen manche Banken eine Gebühr von bis zu fünf Euro.

Auch Anrufe beim Telefonservice oder Geldabheben an einem Automaten, der nicht zum Pool der Kundenbank gehört, können teuer werden: Geldabheben am Automaten einer fremden Bank kann bis zu sechs Euro kosten. "Grundsätzlich stellen wir einen Trend zu mehr und zunehmend höheren Gebühren für Serviceleistungen fest", sagt "Finanztest"-Expertin Nicodemus.

Grund für die steigenden Servicegebühren sind unter anderem Niedrigzinsen und Kosten für strengere Regulierung, die die Finanzhäuser immer mehr unter Druck setzen. Parken Banken Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB), müssen sie zudem 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen.

Online-Konten oft kostenlos

Auch wenn es inzwischen Freibeträge für bestimmte Summen gibt, klagt die Branche über eine Milliardenbelastung. Die Kreditinstitute treten daher auf die Kostenbremse. So sinkt die Zahl der Filialen seit Jahren. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank verringerte sich ihre Zahl allein im vergangenen Jahr um 1220 oder 4,4 Prozent auf 26.667 Zweigstellen.

Für den aktuellen Test der Stiftung Warentest werteten die Experten 294 Kontomodelle von 125 Kreditinstituten aus. Die größten Chancen auf ein kostenloses Girokonto bestehen bei online geführten Versionen. Allerdings kommt bei den meisten noch eine Jahresgebühr für die Kreditkarte hinzu. Und Serviceleistungen wie Anrufe beim Telefonservice oder Überweisungen auf Papier kosten auch hier in der Regel extra. "Neben kostenlosen Girokonten haben wir 71 Kontenmodelle gefunden, die bis zu 60 Euro im Jahr kosten", sagt Nicodemus. "Diese Summe ist aus unserer Sicht in Ordnung. Es muss nicht immer kostenlos sein, schließlich steht eine Leistung dahinter." Jeder Verbraucher müsse entscheiden, welches Kontomodell für ihn passe. Auf jeden Fall aber sollten Verbraucher die jährliche Entgeltaufstellung genau überprüfen.

Bis zu 50 Cent pro Lastschrift

Die Münchner Stadtsparkasse verlangt von Kunden mit einem Privatgirokonto "Individual" (kostet 3,05 Euro Kontoführungsgebühr pro Monat) 31 Cent für jede Last- und Gutschrift. Die Kosten laufen unter dem Begriff "Buchungsposten". Überweisungen per Automat kosten 0,31, per Beleg 0,62 und per Telefon 1,55 Euro.

Wer hingegen ein Privatgirokonto "Komfort" (8,20 Euro/Monat) oder "Online" (kostenlos) führt, zahlt für Last- und Gutschriften keine Gebühren. Überweisungen per Online-Banking sind hier ebenfalls kostenfrei.

Im "Komfort"-Tarif gilt dies auch für Überweisungen per Automat, Beleg oder Telefon. Beim Girokonto "Online" hingegen würden für diesen Service 2,60 Euro fällig. Bei der Raiffeisenbank München-Süd sind beim Girokonto "Classic" (5,50 Euro/Monat) fünf Buchungsposten frei. Jeder weitere kostet 50 Cent - auch das Geldabheben zählt als Buchungsposten. Beim etwas teureren Girokonto "Komfort" (8 Euro/Monat) hingegen kosten die Buchungsposten nichts. Beleghafte Buchungen bei manuellem Auftrag sind jedoch mit 2,50 Euro in beiden Tarifen teuer.

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