Nach der Heim-WM

Wie kann die Region den Handball-Boom für sich nutzen?


Die Handball-Stars wie DHB-Kapitän Uwe Gensheimer präsentierten sich bei der Weltmeisterschaft fannah und bodenständig.

Die Handball-Stars wie DHB-Kapitän Uwe Gensheimer präsentierten sich bei der Weltmeisterschaft fannah und bodenständig.

Die Handball-Weltmeisterschaft hat in Deutschland viele Leute begeistert. Kann der Sport den Hype nun nachhaltig nutzen? Wir haben in der Region nachgefragt.

Knapp 900.000 Zuschauer sahen die Spiele der Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark in den Hallen. Viele Millionen sahen sich die packenden Duelle vor dem TV-Bildschirm an. Die WM hat gezeigt: Handball kann begeistern! Neben der sportlichen Leistung war es vor allem das Auftreten der Akteure, das faszinierte. Werte wie Teamgeist und Fairness stehen ganz oben auf der Liste. Auch dadurch konnten Gesichter wie Andreas Wolff oder Kapitän Uwe Gensheimer wieder in den Vordergrund rücken. Sie wirken nahbar.

Doch nun ist die Weltmeisterschaft vorbei. Und die große Frage lautet: Gelingt es der Sportart, die WM-Euphorie beizubehalten und sie für einen Aufschwung zu nutzen? Dass dies im Fußballland Deutschland nicht einfach ist, hat nicht zuletzt das Eishockey gespürt. Rund ein Jahr nach Olympia-Silber ist zumindest in der Spitze von der Euphorie von damals nicht mehr viel übrig geblieben.

Besser machen als 2007

Der Handball will es nun besser machen. Besser auch als 2007 nach dem Wintermärchen. "Die WM gibt natürlich einen Schub. Da haben wir inzwischen die nötigen Formate, die es 2007 noch nicht gab. Es muss schneller möglich sein, aus diesem WM-Effekt der hervorragenden sportlichen Leistung, der großartigen Stimmung in den Hallen und der großen Medienpräsenz Wirkung erzielen", sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann.

Doch wie sieht es an der Basis aus? Können auch die Vereine in der Region vom Boom profitieren? Jürgen Frank, Abteilungsleiter bei der TG Landshut Handball, sieht es als Fehler, sich nur auf den kurzen Hype zu konzentrieren. Denn einen solchen habe es auch nach dem Wintermärchen 2007 gegeben oder nach dem EM-Titel vor zwei Jahren. "Aber das ist auch relativ schnell wieder verpufft", sagt er. In Landshut geht man deshalb schon seit sechs, sieben Jahren einen anderen Weg. Der Verein geht schon in die Kindergärten und bietet ein Bambini-Training mit Spielen für Drei- bis Sechsjährige an, um schon die Kleinsten an den Handballsport heranzuführen und sie für ihn zu begeistern.

"Entwicklung von unten nach oben"

Ohnehin ist Frank der Meinung: "Jede Entwicklung muss von unten nach oben kommen." Deshalb bringe es nichts, beispielsweise nur in eine erste Mannschaft zu investieren. Auch die Basis des Vereins mit kompetenten Jugendtrainern müsse passen. "Ein Boom ist toll. Aber man hat nichts davon, wenn plötzlich 30 Kinder mehr vor der Halle stehen, man aber keine passenden Bedingungen oder Trainer hat." Deshalb wünscht sich der Abteilungsleiter auch mehr Anerkennung für die Arbeit der Jugendtrainer.

Frank selbst spielte früher Fußball und Volleyball. Den Bezug zum Handball hat er inzwischen, weil seine Tochter spielt. Gepackt hat ihn die Sportart, als er 2007 in Köln beim Finale der Weltmeisterschaft war. So wie Frank damals, ging es auch heuer vielen Sportfans. "Man merkt einfach, dass Handball in 60 Minuten deutlich mehr Emotionen bietet, als zum Beispiel Fußball in 90 Minuten", so seine Einschätzung.

Euphorie spürbar

Auch bei den Adlern Regensburg hat man die WM intensiv vor dem TV verfolgt und war in München vor Ort. "Man merkt schon eine kleine Euphorie, die ausgebrochen ist", sagt Geschäftsführer Hermann Reiß. Alleine im Januar habe es im Nachwuchsbereich einige Neuanmeldungen gegeben. "Die Abteilung und der Nachwuchsbereich wachsen immer weiter", so Reiß.

Ob man die entfachte Euphorie nun auch nachhaltig nutzen kann? "Man kann sicher den Schwung mitnehmen, muss aber auch etwas dafür machen", glaubt Reiß. Weil der Fußball weiter eine sehr dominante Rolle einnehmen werde, müsse man im Handball aktiv und präsent sein, um auch regional länger von der WM profitieren zu können. "Prinzipiell", ist sich Reiß sicher, "hat diese Heim-WM der Sportart gut getan. Die vollen Hallen, die zahlreichen TV-Zuschauer und die packenden Spiele haben den Leuten gezeigt, dass es sich lohnt, sich auch für andere Sportarten zu interessieren. Die Begeisterung dafür ist da."