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Olympiasieger Franz Klammer erinnert sich an Mittermaier (†72): "Rosi war immer irrsinnig positiv"

Abfahrts-Olympiasieger Franz Klammer erinnert sich im AZ-Interview anseine Weggefährtin.


Olympia-Gala in München, v.li.: Evelyn Ashford (USA), Franz Klammer (Österreich) und Rosi Mittermaier (BR Deutschland)

Olympia-Gala in München, v.li.: Evelyn Ashford (USA), Franz Klammer (Österreich) und Rosi Mittermaier (BR Deutschland)

Von Thomas Becker

AZ: Herr Klammer, beim größten Triumph Ihrer Karriere, dem Olympia-Abfahrts-Gold 1976 in Innsbruck, hat Sie Rosi Mittermaier sogar noch übertroffen, mit Doppel-Gold. Wussten Sie überhaupt, dass Sie so schwer krank war?

FRANZ KLAMMER: Überhaupt nicht. Die Nachricht von ihrem Tod hat mich vollkommen aus dem Blauen getroffen. Ich habe vorher überhaupt gar nichts erfahren, dass sie irgendetwas gehabt hätte. Aber genau so war die Rosi: Nichts groß breitreten. Sie hat das alles mit sich selbst ausgemacht.

Hatten Sie regelmäßig Kontakt?

Nein, das nicht, aber ab und zu haben wir uns schon immer mal wieder gesehen, den Christian Neureuther, ihren Mann, habe ich öfter getroffen als die Rosi. Aber das letzte gemeinsame Treffen ist jetzt bestimmt auch schon wieder zwei, drei Jahre her.

Was für eine Frau war diese Rosi Mittermaier?

Die Rosi war immer irrsinnig positiv - und einfach freundlich. Sie war eine gute Sportlerin, hatte aber nicht diesen extremen Ehrgeiz wie viele andere. Sie hat es einfach genommen, wie es ist - Erfolg wie Niederlage, damit hat sie auch ihr ganzes Leben gelebt. Ich war neulich gerade in München beim Bayerischen Rundfunk, da hängt so ein großes Foto mit der Rosi und mir, als wir damals in Innsbruck die goldenen Weltmeisterschaftsmedaillen bekommen haben. Das war wirklich eine stimmige, eine sehr schöne Geschichte: Wir zwei oben, mit der Goldenen um den Hals - das war schon toll.

Zusammen gefeiert haben Sie die Goldenen aber nicht in Innsbruck, oder?

Schon! Klar haben wir gefeiert, drüben in Amerika. Beim Nationen-Cup und den NorAm-Rennen ist es nicht mehr ganz so seriös wie im Weltcup zugegangen, da hatten wir nach den Rennen dann schon diverse Feierlichkeiten. Die Rosi hat das Leben immer so genommen, wie es kam. Das war ihre Stärke. Ihr Tod ist wirklich ein herber Verlust. Sie war einfach auf und auch neben der Piste ein absolutes Riesen-Vorbild. Sie hat auch den deutschen Ski-Rennsport auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Nach der Rosi ist es bei den Deutschen im Rennsport ziemlich stark bergauf gegangen.