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Trauer um Rosi Mittermaier (†72): "Der Himmel leuchtet"

Die Reaktionen auf den Tod Rosi Mittermaiers gehen weit über den Sport hinaus. "In Liebe und Dankbarkeit", schreibt Tochter Ameli.


Immer ein Lächeln auf den Lippen: So hat man Rosi Mittermaier in all den Jahren immer wieder erlebt, und genau so werden wir sie auch in Erinnerung behalten.

Immer ein Lächeln auf den Lippen: So hat man Rosi Mittermaier in all den Jahren immer wieder erlebt, und genau so werden wir sie auch in Erinnerung behalten.

Von Thomas Becker

Man mag sich diesen Moment gar nicht vorstellen. Gerade noch über den weichen Schnee am Gudiberg, das tapfere Werkeln der Pistenarbeiter und den Respekt der Startnummer 29 vor den hohen Wannen im Kurs gesprochen, und im nächsten Augenblick ist all das so unwichtig, wie etwas nur unwichtig sein kann.

In Minute 50 der ARD-Übertragung vom Weltcup-Slalom in Garmisch-Partenkirchen verstummt Co-Kommentator Felix Neureuther. Bernd Schmelzer kriegt irgendwie das Kunststück hin, weiterzureden. Über Startnummer 30, 31 und 32 und über die fantastische Ausgangsposition von Linus Straßer für den zweiten Durchgang.

Mit den Gedanken wird auch er längst kilometerweit weg gewesen sein. Bei Rosi Mittermaier.

Deren Sohn ist da wohl schon unterwegs, einmal quer durch den Ort, heim zur Mama, die im Sterben liegt. Seit Monaten wusste die Familie wohl, dass dieser fürchterliche Moment kommen würde, und nun sah es tatsächlich so aus, als hätte sich irgendjemand genau jenen Tag ausgesucht, an dem dort ein Skirennen stattfindet, wo die Neureuthers seit Jahr und Tag jeden Grashalm und jede Schneeflocke persönlich kennen, am Gudiberg.

Rosi Mittermaier ist tot. "Wir als Familie geben die traurige Nachricht bekannt, dass unsere geliebte Ehefrau, Mama und Oma am 04.01.2023 nach schwerer Krankheit im Kreise der Familie friedlich eingeschlafen ist", gaben Gatte Christian Neureuther und die Kinder Ameli und Felix in einer Stellungnahme bekannt.

Ein Fakt, den man auch Tage danach nicht wahrhaben mag, aber muss. "In ewiger Liebe und Dankbarkeit", schreibt Tochter Ameli auf Instagram zu einem Schwarz-weiß-Bild ihrer Mama. "Der Himmel leuchtet." Die Trauerbeflaggung am Rathaus im Ort ist nicht zu übersehen. Der Bayerische Rundfunk änderte am Freitag kurzfristig sein TV-Programm. Von 17.45 Uhr bis 23 Uhr wurden mehrere Sendungen rund um die Verstorbene gezeigt.

Die öffentliche Anteilnahme geht weiter über den Sport aus. "Wir haben einen fantastischen Menschen verloren. Rosi hatte ein Herz so groß wie ein Bus, sie war immer für jeden da - das war einzigartig", sagte Markus Wasmeier, Doppel-Olympiasieger von 1994 und Freund der Familie: "So einen Menschen findet man nicht wieder. Sie hinterlässt eine riesige Lücke."

Und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder meinte: "Rosi Mittermaier war ein Vorbild für uns alle. Ihr Einsatz für ihre Mitmenschen, ihr großes Herz und ihre unvergessliche Zugewandtheit wird uns allen fehlen. Bayern wird ihr immer ein ehrendes Andenken bewahren."

Mit Mittermaier sei "nicht nur eine herausragende Sportlerin, sondern auch eine große Persönlichkeit von uns gegangen", meinte Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg. "Das Besondere an Rosi war, dass die Menschen sie auch weit über ihre sportlichen Erfolge hinaus bewundert haben. Mit ihrem bodenständigen, authentischen Auftreten hat sie sich stets für alle Zeit genommen und viele Herzen für sich gewonnen." Sie wisse noch, "wie sehr sich Rosi mit mir über meinen Olympiasieg in Vancouver gefreut hat", so Rebensburg, "diesen herzlichen Moment mit ihr werde ich nicht vergessen, genau wie das kleine Präsent, das sie mir damals geschenkt hat. Voller Dankbarkeit werde ich sie für immer als diese fürsorgliche, herzliche und liebenswerte Frau in Erinnerung behalten."

Auch Slalom-Spezialist Linus Straßer, der mit Felix Neureuther einige Jahre zusammen im Weltcup unterwegs war, reagierte bestürzt auf Mittermaiers Tod. "Pfiat di, Rosi", schrieb der 30-Jährige bei Instagram. "In Gedanken bin ich bei ihrer Familie und natürlich insbesondere bei meinem ehemaligen Teamkollegen und Freund Felix."