Snowboardcrosser aus Adlkofen
Martin Nörl geht als Favorit in die WM

Valentin Flauraud/dpa
Drei Podestplätze in vier Rennen: So lautet die Bilanz von Snowboardcrosser Martin Nörl (links) in diesem Winter. Bei der WM geht der Adlkofener damit als Favorit ins Rennen.

Mit den Trophäen ist es im Hause Nörl so eine Sache. Die Kristallkugel für den Weltcup-Gesamtsieg in der vergangenen Saison "ist gut verpackt in dem Koffer, in dem ich sie bekommen habe", berichtet Martin Nörl und fügt lachend hinzu: "Das macht sich besser mit zwei kleinen Kindern."
Vor den drei und vier Jahre alten Töchtern des besten deutschen Snowboardcrossers ist (fast) nichts sicher - eine WM-Medaille aber könnte Nörl unerreichbar für den Nachwuchs an die Wand hängen. "Ich will da vorne dabei sein", sagt er jedenfalls über den Wettkampf am heutigen Mittwoch (7.30 Uhr) im georgischen Bakuriani, "das ist das wichtigste Rennen des Jahres, da will man seine beste Leistung zeigen." Ursprünglich sollte die Entscheidung übrigens erst am Freitag fallen, die Qualifikation war für Donnerstag geplant. Nun soll der Wettkampf wegen der schlechten Wetterprognosen für Ende der Woche schon am Mittwoch und ohne Quali durchgeführt werden. Nörl, der aus Adlkofen im Landkreis Landshut kommt, ist nach der Nullnummer der erfolgsverwöhnten Racer um Ramona Hofmeister die letzte realistische Medaillenhoffnung von Snowboard Germany. Ein Sieg, ein zweiter und ein dritter Platz lautet seine starke Bilanz aus den ersten drei Saisonrennen, nur bei der WM-Generalprobe verpasste der Gesamtführende nach einem Sturz das Podium. "Er fliegt in Gelb zur WM, er war der Beste in diesem Winter, also ist er auch WM-Favorit", sagt Sportdirektor Andreas Scheid. Nörl sieht sich nicht als "der Gejagte", aber auch er hat beobachtet, dass er "mehr wahrgenommen wird".
In den vergangenen beiden Wintern, in denen er vier seiner fünf Weltcup-Siege errang, hat der 29-Jährige "einen Riesenschritt" gemacht, wie er sagt. Durch eine Umstellung im Athletiktraining hat er seine Probleme im Rücken und bei den im Cross wichtigen Starts in den Griff bekommen. Seinen ungewöhnlichen Fahrstil hat er sich erhalten, er soll für den Olympia-Achten und -Neunten bei der fünften WM zum Erfolgsfaktor werden. Nörl knickt sein hinteres Knie tief ein, das verbessert die Aerodynamik und bringt ihm "einen ziemlichen Vorteil".
Ob es reicht zur Medaille? Zumindest die jüngere Tochter wäre vorbereitet: Sie sitzt beim Gespräch über die Ziele von Papa Martin auf dessen Schoß und hört mit. Ganz friedlich.