Gewaltiger Andrang

Handball-Party in der Olympiahalle


Feierwütig und textsicher: Die Fans der isländischen Nationalmannschaft in München.

Feierwütig und textsicher: Die Fans der isländischen Nationalmannschaft in München.

Von Sven Geißelhardt

Nicht nur die Fans aus Island feiern die WM in München. Die AZ zu Besuch vor Ort.

München - Ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagt. Aber Handballer und ihre Fans sind bekanntlich hart im Nehmen. Schließlich gibt es in der Olympiahalle derzeit etwas zu sehen, das man in dem an hochkarätigen Sportveranstaltungen nicht eben armen München selten geboten bekommt: Weltklasse-Handball.

Mehr als 30 Weltmeisterschaften hat der Olympiapark schon erlebt, aber noch nie eine im Handball. Dabei hatte dieser so dynamische Sport 1972 in München seine olympische Geburtsstunde erlebt. Es folgten in den 80ern und frühen 90ern noch ein paar Jahre Bundesliga-Handball mit dem MTSV Schwabing und dem TSV Milbertshofen (mit Jahrhundert-Handballer Erhard Wunderlich), doch seitdem muss man als Handball-Fan eine Weile fahren, bis man Erstklassiges zu sehen bekommt: Bundesliga wird erst wieder in Erlangen gespielt. Kein Wunder also, dass der Handball-Hunger hier gewaltig ist, und nach den ersten Spieltagen der WM heißt die Erfolgsmeldung: ausverkauft! Nur für Mittwoch gibt es noch Restkarten. Unentschlossene sollten flott zuschlagen, denn: Man könnte was verpassen.

Handball-WM: Abwechslung auf dem Parkett

Da ist zunächst natürlich der Sport. Eiskalte Spanier, trickreiche Kroaten, bullige Mazedonier, stimmungsvolle Isländer, flinke Japaner und kantige Bahrainer: Für Abwechslung auf dem Parkett ist gesorgt. Wenn vergleichsweise schmächtige Japaner auf die routinierten Brocken des kroatischen Teams treffen, hat das schon seinen Reiz. Die Schützlinge des ehemaligen deutschen Bundestrainers Dagur Sigurdsson spielen in der japanischen Neuner-Liga bei Teams mit so schönen Namen wie Toyota Auto Body und Osaki Electric.

Nur Linkshänder Shinnosuke Tokuda ist bei einem Erstligisten unter Vertrag, in Ungarn. "Am Anfang war das ein Schock für die Jungs", sagte Sigurdsson über die ersten Minuten, als es schnell 7:1 für Kroatien stand, "wir wissen schon, dass diese WM eine Nummer zu groß für uns ist. Aber wir haben unser bestes Spiel noch nicht gezeigt." Am Donnerstag gegen die Underdog-Kollegen aus Bahrain könnte ein Sieg rausspringen.

Die isländischen Fans können ordentlich feiern!

Doch auch wer mit den Feinheiten des Sports nicht vertraut ist, wird Spaß haben. Die gute Laune der Gäste-Fans ist ansteckend, vorneweg die der feierwütigen Isländer. Mehrere Hundertschaften haben Stunden vor dem Spiel den kleinen Biergarten am Eingang West in Beschlag genommen, stehen auf den Bänken und singen lauthals sehr isländisch klingende Lieder. In der mit 12.000 Zuschauern ausverkauften Halle läuft zum Klatschpappenlärm La Ola minutenlang Runde um Runde, und Maskottchen Stan schert sich nicht weiter um sein gewöhnungsbedürftiges Äußeres, sondern gibt in Sachen Motivation alles, tanzt in seinem Roboter-Outfit zu "I'm sexy and I know it". Humor hat er, der Stan.

In der Pause zwischen den Spielen kann man sich an zig Ständen austoben: werfen, dribbeln, hüpfen, jonglieren - alles immer mit Ball, logisch. In den Gängen fliegen die frisch gekauften Bälle durch die Gegend, der Nachwuchs kann gar nicht genug bekommen. Und an einem Stand kann man gleich den nächstgelegenen Verein ausfindig machen. Wäre doch gelacht, wenn München nicht bald auch Profi-Handball könnte!