Überblick

FC Bayern Basketball: Wunderwerk und Vulkan

Bayern-Boss Hainer hat mit Blick auf die aktuelle Saison seiner Basketballer "gemischte Gefühle". Auch die Trainer-Frage ist nicht geklärt. Fixpunkte sind zukünftig der SAP Garden und Kontinuität im Kader.


Zukünftige Eckpfeiler der bayerischen Basketball-Erfolgsgeschichte: Leistungsträger wie Andreas Obst (l.) und Kapitän Vladimir Lucic - und natürlich der neue SAP Garden.

Zukünftige Eckpfeiler der bayerischen Basketball-Erfolgsgeschichte: Leistungsträger wie Andreas Obst (l.) und Kapitän Vladimir Lucic - und natürlich der neue SAP Garden.

Von Ruben Stark

Es war ein besonderer Anlass, der Herbert Hainer nach Oberottmarshausen geführt hatte - für die Basketballer des FC Bayern zudem auch ein perspektivisch wichtiger. Die Bernd Siegmund Gruppe, ihres Zeichens der Weltmarktführer in Sachen Schweißtische, bleibt bis mindestens 2025 Hauptsponsor der Korbjäger. Hainer erläuterte nicht nur die Bedeutung der Partnerschaft, er sprach auch über:

Den bisherigen Saisonverlauf: Ein bisschen gemischte Gefühle. Auf der einen Seite sind wir in der Euroleague nicht so gut, wie wir es gerne hätten. Das ist aber auch den ganzen Verletzungen und Erkrankungen geschuldet. Wir haben die ersten fünf Spiele alle verloren, das aufzuholen ist schwierig. Im Pokal haben wir gezeigt, wozu wir in der Lage sind. Und ich glaube, dass wir in der Meisterschaft ein ganz gehöriges Wörtchen mitsprechen.

Die Playoffs in der Euroleague und ab sofort mehr Fokus auf die Bundesliga: Es sieht schwierig aus, die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass wir es nicht schaffen. Wir haben am Sonntag gegen den MBC die Halle voll gehabt, auch viele Kinder, die wir heranführen wollen. Denen jetzt aus taktischen Gründen nicht die beste Mannschaft hinzustellen, das würde ich nicht fair finden. Wir wollen auch in der Euroleague nach wie vor mit dabei sein, wir haben noch große Spiele, um den Fans zu zeigen, wozu wir in der Lage sind.

Das Playoff-Aus im Hinblick auf das Titelrennen in der BBL: Wenn wir nicht in die Playoffs kommen, dann haben wir mehr Zeit, um zu regenerieren, und ich glaube, es war im Umkehrschluss der Punkt, an dem wir in den letzten beiden Jahren gescheitert sind. Wir haben so viel Kraft in den Playoffs der Euroleague gebraucht, dass sie uns im Kampf um die deutsche Meisterschaft ausgegangen ist.

Die Notwendigkeit des SAP Gardens, um die Lücke zu den Top-Klubs in Europa zu schließen: So gerne wir den Audi Dome haben, er hat Limitationen sowohl von der Zuschaueranzahl her als auch von den Vermarktungsmöglichkeiten. Der SAP Garden wird eine der modernsten, wenn nicht die modernste Arena in Europa. Das ist beinahe ein Wunderwerk der Technik im Hallenbau, das wird uns ganz andere Möglichkeiten geben mit bis zu 12 000 Zuschauern. Wir werden die Jugend durch die digitalen Möglichkeiten nochmal stärker ansprechen können.

Die aktuelle Situation im Vergleich zum FC Barcelona oder Real Madrid und anderen: Wir haben es in den letzten Jahren zweimal in die besten Acht in Europa geschafft. Das heißt, wir sind schon nah dran. Aber wir brauchen schon noch ein bisschen von den Rahmenbedingungen her. Wir entwickeln uns Stück für Stück weiter. Barça und Madrid haben höhere Etats wie wir, das müssen wir durch Kreativität ausgleichen. Ich bin sehr zuversichtlich.

Die Zukunft von Trainer Andrea Trinchieri: Wir warten erstmal die Saison ab, um das alles genau zu analysieren und zu hinterfragen. Dann werden wir die richtige Entscheidung treffen. Andrea ist ein Vulkan, wenn sie ihn sehen an der Seitenlinie. Er hat einen unheimlichen Basketball-Sachverstand. Ich denke, er hat die Mannschaft auch weiterentwickelt.

Die geplante Kontinuität im Kader: Wir sind dabei, mit einigen deutschen Top-Spielern eine Mannschaft aufzubauen und die drumherum mit internationalen Spielern zu bestücken. Wir hatten dieses Jahr wirklich Pech, Lucic war drei Monate verletzt, Harris verletzt, Rubit seit dem Pokal weg. Das hat uns natürlich alles nicht geholfen. Prinzipiell wollen wir schon einen Stamm an Spielern haben. Wir haben mit Lucic um drei Jahre verlängert, wir haben Isaac Bonga geholt, wir haben gerade mit Andi Obst drei Jahre verlängert, einer der besten deutschen Spieler. Von dem Weg bin ich absolut überzeugt.

Die Sportart Basketball als Nummer zwei hinter Fußball: Es gibt hinter den Kulissen viele Gespräche: Was muss man tun, um Basketball in den Hauptmärkten in Europa noch attraktiver zu machen. Dazu gehört die Abstimmung der Spielpläne. So wie es heute ist, funktioniert es nicht mehr. Wir spielen in den nächsten zehn Tagen fünf Mal mit Reiserei und, und, und. Das hältst du auf die Dauer nicht aus. Wir brauchen vernünftige TV-Unterstützung, auch da gibt es Gespräche. Das wird nicht von heute auf morgen passieren. Der Fußball ist sehr dominant, aber Basketball hat eine unheimlich gute Chance, in Europa die Nummer zwei zu werden. Meiner Meinung nach sollte jede Großstadt in Deutschland einen Basketballklub haben.