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Die rebellische Neue: So tickt Bayern-Neuzugang Tuva Hansen

Bayern-Zugang Hansen ist nicht nur Verteidigerin - sondern auch eine meinungsstarke Frau.


Frischgebackene Meisterin mit SK Brann Kvinner: Tuva Hansen ist Bayerns jüngster Zugang.

Frischgebackene Meisterin mit SK Brann Kvinner: Tuva Hansen ist Bayerns jüngster Zugang.

Von Victoria Kunzmann

München - Vilja ist der ganze Stolz von Tuva Hansen. Mit ihr verbringt die 25-Jährige jede freie Minute. Vilja ist nicht etwa ihre Tochter, auch nicht ihre Mutter. Vilja ist ein Cockapoo - eine Mischung aus Cocker Spaniel und Pudel.

Hellbraun und flauschig. Man könnte fast meinen, dass Vilja ein Plüschtier ist mit pinkfarbener Schleife und Knopfaugen. Hansen ist so stolz auf ihre Hündin, dass sie sie mit der ganzen Welt teilen will: 134 000 Menschen folgen Vilja auf Instagram, auf der Videoplattform Tiktok hat sie sogar eine Million Follower. In den Videos bringt Hansen ihrer Hündin Tricks bei, kuschelt mit ihr, lässt sich Stifte und Spielsachen bringen - alles aus Sicht des Vierbeiners.

Die 25-jährige Norwegerin Tuva Hansen versteht es aber nicht nur, ihre Hündin in die Öffentlichkeit zu bringen. Sie selbst war kaum bei ihrem neuen Arbeitgeber FC Bayern angekommen, da sorgte sie bereits für Schlagzeilen. Dem norwegischen Sender NRK gab sie ein Interview, in dem sie Katar scharf kritisierte - den Ort, an den die Bayern-Frauen zu diesem Zeitpunkt für ein Trainingslager reisten.

Das Emirat, dessen Airline der Ärmelsponsor ihres Vereins FC Bayern ist und für den der potente Geldgeber immer mehr zum PR-Desaster wird. Sie seien in einer "schwierigen Situation", dass sie ins Trainingslager nach Katar fahren würden, sagte Hansen und: Sie wolle "wirklich nicht" Teil des Sportswashings sein. Ihre norwegische Landsfrau Emilie Bragstad hatte ebenfalls bei NRK ergänzt: "Wir können nicht einfach hingehen und sagen, wir wollen nicht mitfahren."

Deutliche Worte der neuen Spielerin, die offensichtlich keine Lust hat, sich erst einmal hinten einzureihen und zuzuschauen. Ein Selbstbewusstsein, das sie sich vor allem auf dem Platz erarbeitet hat. Erst im November feierte die Verteidigerin mit Brann Kvinner die norwegische Meisterschaft, war sogar Kapitänin der Mannschaft - obwohl sie erst ein Jahr zuvor zum Verein kam. Sie wurde im November als Spielerin des Jahres in der norwegischen Toppserie ausgezeichnet.

Bayerns Trainer Alexander Straus kennt sie bestens, er trainierte Brann bis zum Sommer.

Hansen ist studierte Ergotherapeutin und stammt aus einer Fußballerfamilie. Ihr Vater Hugo war Fußballer, auch ihr Bruder Cato und ihre Schwester Hege spielen Fußball. Ihr Freund ist Sportjournalist beim norwegischen Rundfunk NRK. Mit Schwester Hege bestritt Tuva Hansen ein gemeinsames Spiel in der norwegischen Nationalmannschaft: Es war Heges letztes - und Tuvas erstes.

Mit einem Traumtor gegen Belgien machte die 25-Jährige im September die Teilnahme an der Weltmeisterschaft klar - ihr erstes Tor für die Nationalmannschaft.

Ihre offensiven Qualitäten zeigt sie gern, obwohl sie Alleskönnerin in der Defensive ist. In der Nationalmannschaft etwa oft auf links, ihre eigentliche Position ist aber die Innenverteidigung. Die athletische, 1,65 Meter große Spielerin ist eine leidenschaftliche Zweikämpferin, die mutig zum Ball geht. Beim FC Bayern könnte sie als Linksverteidigerin mit Carolin Simon konkurrieren.

Sie ersetzt aktuell die verletzte Giulia Gwinn. Auch in der Innenverteidigung hat Straus durch sie mehr Optionen, kann Tainara ersetzen oder auf eine Dreierkette umstellen.

"Auf dem Platz bin ich kämpferisch und schnell und ich kommuniziere viel", sagt Tuva Hansen über sich selbst. "Neben dem Platz habe ich viel positive Energie und ich habe das Gefühl, etwas aus einem Team machen zu können." Beim SK Brann galt Hansen als Teamplayerin und als verlängerter Arm des Trainers. Eine Art Klassensprecherin also, aber eine der beliebten.

Beim FC Bayern könnte Hansen von Beginn an mehr gebraucht werden als ihnen vielleicht sogar lieb ist. Trainer Straus jedenfalls weiß, was er an seiner Landsfrau hat. Es könnte ihr Vorteil werden im Konkurrenzkampf.

Jetzt muss sie es nur noch beweisen...