Überblick

Bayern sucht den Superstürmer

Im Sommer werden die Münchner reagieren - und endlich einen Lewandowski-Nachfolger verpflichten. Ex-Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß erklärt in der AZ, warum Osimhen oder Kolo Muani helfen würden


"Bei Kolo Muani sehe ich noch Potenzial, er hat noch gar nicht alles ausgereizt, was in ihm steckt": Der ehemalige Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß ist überzeugt, das der Frankfurter perfekt nach München passen würde.

"Bei Kolo Muani sehe ich noch Potenzial, er hat noch gar nicht alles ausgereizt, was in ihm steckt": Der ehemalige Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß ist überzeugt, das der Frankfurter perfekt nach München passen würde.

Von Maximilian Koch

München - Robert Lewandowski (34) erlebt beim FC Barcelona gerade seine erste persönliche Krise.

Beim 1:0-Erfolg der Katalanen am Wochenende gegen Atlético Madrid vergab der frühere Bayern-Star in der zweiten Halbzeit die große Chance auf das 2:0, er übersah dabei Mitspieler Raphinha - und musste sich anschließend mit Egoismus-Vorwürfen auseinandersetzen.

Lewandowski hat in den vergangenen zehn Partien nur zwei Tore erzielt. Eine solch schlechte Phase erlebte der Pole zuletzt 2016 beim FC Bayern. Trost für Lewandowski: Bei aktuell elf Punkten Vorsprung auf Real Madrid ist ihm seine erste Meisterschaft mit Barça kaum noch zu nehmen. Von einer solchen Ausgangslage ist sein Ex-Klub Bayern weit entfernt.

Ex-Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß.

Ex-Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß.

Bei der 1:3-Niederlage in Mainz wurde wie schon so oft in der Rückrunde ein echter Mittelstürmer vermisst. Eric Maxim Choupo-Moting musste erneut wegen einer Kniereizung passen, Sadio Mané und Thomas Müller setzten im Angriff kaum Akzente.

Die Überzeugung innerhalb des Klubs - auch bei Trainer Thomas Tuchel - ist inzwischen gereift: Ein neuer Superstürmer soll im Sommer her - und besonders drei Namen werden gehandelt: Victor Osimhen (24) von der SSC Neapel, der Frankfurter Randal Kolo Muani (24) und Harry Kane (29) von Tottenham Hotspur. Welcher Angreifer würde am besten zu Bayern passen?

Für Dieter Hoeneß, den früheren Bayern-Stürmer (1979 bis 1987), gibt es zwei Favoriten. "Victor Osimhen und Randal Kolo Muani sind beide exzellent, ich glaube, sie könnten Bayern weiterhelfen", sagt Hoeneß im Gespräch mit der AZ: "Bei Kolo Muani sehe ich noch Potenzial, er hat noch gar nicht alles ausgereizt, was in ihm steckt. Er spielt erst seit einem Jahr auf diesem hohen Niveau. Osimhen ist da schon ein Stückchen weiter. Aber klar: Beide sind technisch starke Stürmer, torgefährlich, schnell, sie können die Bälle gut festmachen. Das sind alles Merkmale von Topstürmern. Kolo Muani ist zudem ein sehr guter Vorlagengeber, das ist auch eine wichtige Qualität."

Eintracht-Stürmer Kolo Muani war in dieser Saison in 40 Pflichtspielen an 34 Toren direkt beteiligt (20 Treffer, 14 Vorlagen). Osimhen kommt auf 31 Torbeteiligungen (26 Treffer, fünf Assists) in 32 Partien. Das sind Top-Werte.

"Mit Osimhen oder Kolo Muani liegt man schon richtig", sagt Hoeneß: "Mit einem von ihnen wäre das Mittelstürmer-Thema für die nächsten sechs bis acht Jahre gelöst." Mit England-Superstar Kane (26 Tore, vier Vorlagen in 43 Partien) hingegen nicht. "Bei Harry Kane stellt sich die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis", erklärt Hoeneß weiter: "Kane wird im Sommer 30 - Bayern braucht aber einen Stürmer, mit dem sie mehrere Jahre planen können. So wie es in der Vergangenheit etwa mit Robert Lewandowski war. Dieser Punkt spricht für Osimhen und Kolo Muani, auch wenn Kane exzellent ist."

Bei allen drei Stürmern würde Bayern wohl an die 100 Millionen Euro Ablöse oder sogar noch mehr zahlen. Hoeneß: "Ein solcher Transfer ist mit enormen Kosten verbunden. Ich kann von außen nicht beurteilen, ob die Verantwortlichen bereit dazu sind."

Wenn man dem neuen Finanzvorstand Michael Diederich zuletzt so zuhörte, scheint ausreichend Geld vorhanden zu sein. "Es geht hier um zwei Aspekte: Können wir uns einen solchen Transfer leisten - und wollen wir uns einen solchen Transfer leisten? Grundsätzlich schließe ich im Leben nichts aus", sagte Diederich. Er wäre aber "immer der Mahner, der sagt: ,Freunde, Achtung! Wir müssen auch den zweiten Teil der Waage, unsere Wirtschaftlichkeit, im Blick behalten.'"

Angesichts der enttäuschenden Saison wird Bayern nichts anderes übrig bleiben, als ins Risiko zu gehen.