Präsident des FC Bayern tritt ab

Uli Hoeneß: Rummenigge-"Zwistigkeiten" kein Grund für Rückzug


Uli Hoeneß bei der Pressekonferenz am Freitag.

Uli Hoeneß bei der Pressekonferenz am Freitag.

Von Michael Schleicher / Online

Am Freitag hat sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß ausführlich zu seinem angekündigten Rückzug beim FC Bayern geäußert. Die von Edmund Stoiber beschriebenen "Zwistigkeiten" zwischen Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sollen aber kein ausschlaggebender Punkt gewesen sein.

München - Da saß Uli Hoeneß und strahlte. Der wohl schwierigste Tag in seinem Dasein als Mister FC Bayern geriet zu einem seiner glücklichsten Momente.

"Ich bin total entspannt", sagte der Patriarch des Vereins. Er machte am Freitagmittag auf der Pressekonferenz zum bevorstehenden Abschied aus seinen Ämtern einen gelösten Eindruck, gab intime Einblicke in die Welt des 67-Jährigen: "Seit ein, zwei Wochen schlafe ich sieben Stunden am Stück, bis ich auf die Toilette muss." Was das Sprungbrett in ein neues Leben so alles bewirkt.

Die Abschieds-PK wird zur großen Hoeneß-Show

Hoeneß nimmt Abschied von seinem Lebenswerk. Knappe drei Monate noch wirkt das für über 40 Jahre prägende Gesicht des Vereins als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender in Personalunion. Bei der Mitgliederversammlung am 15. November wird er nicht mehr kandidieren, beide Ämter in die Hände von Herbert Hainer (65), dem früheren Vorstandsvorsitzenden von Adidas, legen. Dem von Hoeneß auserkorenen und favorisierten sowie vom Verwaltungsbeirat vorgeschlagenen Hainer ist die Wahl durch die Mitglieder sicher.

Doch der Freitag gehörte Hoeneß. Die Pressekonferenz, aufgrund der Dimension der Öffentlichkeitswirkung in der Allianz Arena und nicht an der Säbener Straße abgehalten, wurde zur großen Uli-Show.

"Meine Frau konnte es bis gestern nicht glauben. Der wird schon noch einen Weg finden, davon zurückzutreten, dachte sie sich. Aber das würde ich Herbert Hainer nie antun", erklärte Hoeneß, der erstmals über die Gründe des Rückzugs sprach: "Meine Familie hat mich immer wieder beim Frühstück daran erinnert, dass sie mehr Zeit mit mir verbringen möchte." Vor allem um seine Enkel will er sich verstärkt kümmern. Natürlich nur einer der Punkte in der "lange gewachsenen Entscheidung", so Hoeneß.

Hoeneß: "Ich wollte durch das offene, das große Tor gehen"

Ein "Anstoß, kein ausschlaggebender Punkt", betonte er, sei die harsche Kritik aus den eigenen Reihen bei der Jahreshauptversammlung im letzten November, von einem Mitglied als persönliche Anklage ("One-Man-Show! Spezlwirtschaft!") vorgetragen, gewesen.

Wichtiger aber sind Hoeneß andere Dinge. Erstens: "Ich wollte den FC Bayern in einem super Zustand abgeben. Das ist mir gelungen. Die Geschäftszahlen waren zuletzt die besten in der Geschichte des FC Bayern, das war für mich immer wichtig." Und zweitens, ganz persönlich: "Ich wollte durch das offene, das große Tor gehen, wollte selbst entscheiden, wann Schluss ist, und das ist gelungen."

Sein Verein sei personell gut aufgestellt. Oliver Kahn hat einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben. Der ehemalige Bayern-Kapitän wird ab dem 1. Januar als neues Vorstandsmitglied der AG beginnen und spätestens Ende 2021 Karl-Heinz Rummenigge als Vorstands-Boss ablösen. "Es ist eine große Ehre für mich", so Kahn, "ich bin mit dem Verein tief verbunden. Er hat mein Leben sehr geprägt."

Karl-Heinz Rummenigge (r.) überraschte Uli Hoeneß.

Karl-Heinz Rummenigge (r.) überraschte Uli Hoeneß.

Wie Hoeneß seine Bayern. Dass "die Zwistigkeiten mit Kalle", wie von Edmund Stoiber, Chef des Verwaltungsbeirats, gestreut, mit ein Grund für den Rückzug seien, dementierte Hoeneß. Er sprach von "Meinungsverschiedenheiten in der Sache", von "gesunden Diskussionen, bei denen es auch mal etwas lauter wurde". Und Reibung bringe doch Erfolg, so Hoeneß. Am Ende der Pressekonferenz tauchte Rummenigge auf, überreichte dem Weggefährten der vergangenen 45 Jahre als Dankeschön ein gerahmtes Bayern-Trikot mit seiner Nummer 11 und vier gemeinsame Fotos aus Hoeneß' erstem Manager-Jahr 1979/80. Er habe von Hoeneß "wahnsinnig viel gelernt, auf dem Platz und später außerhalb", so Rummenigge.

Doch was wird aus Hoeneß, der zwar als Präsident am 15. November Geschichte sein wird, jedoch sein Mandat als Mitglied des Aufsichtsrats behält, nach dem Rückzug light? "Ich werde zum ersten Mal seit 40 Jahren ohne Plan sein, ohne große Verantwortung - völlig neu für mich", gestand der Workaholic, "aber wer mich kennt, weiß, dass ich kein Zigarre rauchender und Golf spielender Rentner werde." Schlusswort Hoeneß: "Sie werden schon noch von mir hören." Glauben wir aufs Wort.

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