Trainer über den Winter hinaus?

So plant der FC Bayern jetzt mit Hansi Flick


Hansi Flick musste gegen Bayer Leverkusen seine erste Niederlage als Cheftrainer des FC Bayern hinnehmen.

Hansi Flick musste gegen Bayer Leverkusen seine erste Niederlage als Cheftrainer des FC Bayern hinnehmen.

Von Tabitha Nagy

Der FC Bayern verliert gegen Leverkusen trotz absurder Überlegenheit. "Es war das beste Spiel der Saison", sagt Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge - und deutet an, dass Hansi Flick über den Winter hinaus Trainer bleiben könnte.

München - Der 1. Advent, der Auftakt zur - theoretisch - besinnlichen Zeit dürfte für Niko Kovac einen faden Beigeschmack haben, ihn ziemlich nachdenklich machen. Da verlieren die Bayern ein Bundesliga-Spiel, und was passiert? Dem verantwortlichen Cheftrainer wird nicht der Prozess gemacht, sondern eine längere Beschäftigung in Aussicht gestellt. Auf den Tag genau vier Wochen ist die Demission von Kovac an diesem Sonntag her - so schnell dreht sich die Welt.

Rummenigge lobt Hansi Flick

"Es war das beste Bundesliga-Spiel der Saison. Für uns leider mit dem falschen Ergebnis", sagte Karl-Heinz Rummenigge am Sonntagvormittag, und das gar nicht mal so schlecht gelaunt wie man nach einer Heimniederlage vermuten könnte.

Das 1:2 gegen Bayer Leverkusen unter Nachfolger Hansi Flick hatte rein spielerisch eben so gar nichts zu tun mit der 1:5-Demontage gegen Eintracht Frankfurt am 2. November. "Das Wichtigste ist der Matchplan, die Spielqualität - und die stimmt bei Hansi Flick", erklärte Bayerns Vorstandsboss und betonte demonstrativ: "Wir sind mit ihm sehr zufrieden. Es ist viel Empathie zu spüren und auch eben ein klarer Matchplan." Will sagen: Endlich wieder.

Heimpleite trotz 73 Prozent Ballbesitz: Die Bayern-Stars Pavard, Gnabry, Neuer und Alaba (v.l.) nach dem 1:2.

Heimpleite trotz 73 Prozent Ballbesitz: Die Bayern-Stars Pavard, Gnabry, Neuer und Alaba (v.l.) nach dem 1:2.

Mehr Zeit für den FC Bayern: Flick Trainer bis Saisonende?

Rummenigge verkündete am Tag nach der ersten Pleite von Flick im fünften Spiel sogar, dessen kurzfristiges Engagement in ein mittelfristiges umwandeln zu wollen: "Es ist wichtig, dass wir in ihm einen Trainer haben, der gut zur Mannschaft passt. Ich kann mir vorstellen, dass wir auch über den Winter hinaus mit ihm weitermachen."

Nach Ende der Hinrunde will man sich unterhalten, eine Zusammenarbeit mit dem von der Mannschaft so geschätzten Interimstrainer bis Saisonende scheint sicher.

Womit die Bayern noch mehr Zeit gewinnen. Erstens, sich ein Bild darüber zu machen, ob der 54-Jährige nicht doch vielleicht die Dauerlösung sein könnte. Dazu Rummenigge vieldeutig: "Das werden wir besprechen mit ihm. In aller Ruhe." Und zweitens, um mit potenziellen Nachfolgern des so furios gestarteten Lückenbüßers (vier Siege, 16:0 Tore) zu verhandeln.

So kann man abwarten, wie sich die Dinge bei Thomas Tuchel und Paris St.-Germain sowie Erik ten Hag und Ajax Amsterdam entwickeln. Und bei Mauricio Pochettino, vor zwei Wochen bei Tottenham Hotspur entlassen, die Bereitschaft eines möglichen Einstiegs abzuklopfen. Eine "große Lösung" mit einem prominenten Namen plus Flick als künftiger Bestandteil des Trainerstabes bleibt die Wunschlösung der Bosse.

Ziel: Tabellenführung an Weihnachten

Wie auch die Tabellenführung an Weihnachten - wird schwer. Die Konkurrenz ist zwar nicht so stark wie vor Jahresfrist Borussia Dortmund im Herbst, dafür zahlenmäßig recht groß. Borussia Mönchengladbach, am Sonntag mit einem 4:2 gegen den SC Freiburg, RB Leipzig und der FC Schalke sind alle vor Bayern, der BVB nur noch einen Punkt dahinter. Nächsten Samstag geht's nach Mönchengladbach.

Eine Weichenstellung im Titelrennen? "Wir müssen unaufgeregt weitermachen", fordert Rummenigge, "wenn wir so spielen wie gegen Bayer, werden wir die nächsten Spiele allesamt gewinnen."

Niederlage gegen Bayer Leverkusen

Wenn sie mit ihren Chancen derart fahrlässig umgehen und sie so "kläglich verwerten" (Leon Goretzka), dann nicht. Das wilde, aber höchst spektakuläre 1:2 gegen Leverkusen war aus Sicht der Bayern ein absurd überlegen geführtes Spiel mit 73 Prozent Ballbesitz sowie 23:11 Torschüssen, von den 23 klatschten drei an Latte oder Pfosten.

"So etwas habe selbst ich noch nicht erlebt", haderte Thomas Müller, der einzige, der traf - und nun seinen Rekord los ist. Erstmals verliert Bayern eine Bundesliga-Partie, in der Müller ein Tor erzielt, zuvor war das 87 Mal (82 Siege, fünf Remis) nicht der Fall. Flick nahm sein Team in Schutz: "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen."

Aus Hans Dampf wurde Hansi im Pech. Aber bitte, bei den Aussagen seines Chefs, bleibt Flick weiter Hansi im Glück.

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