Lothar Matthäus in der AZ

Loblied auf Bayerns Lieferheld: "Thomas Müller war noch nie so stark"


Thomas Müller ist beim FC Bayern aktuell in einer starken Verfassung.

Thomas Müller ist beim FC Bayern aktuell in einer starken Verfassung.

Von Christina Stelzl

Thomas Müller ist beim FC Bayern unersetzlich, doch in der Nationalelf hat er keine Chance mehr. "Man muss das akzeptieren", sagt Lothar Matthäus in der AZ, "aber Thomas war nie so stark wie jetzt".

München - Die nationale und auch die internationale Konkurrenz blickt derzeit schon ein bisschen neidisch auf den FC Bayern. Traumtore am Fließband, ein Sieg nach dem anderen: Im Team von Trainer Hansi Flick läuft im Frühsommer 2020 nahezu alles richtig. Das nötigt den Gegnern Respekt ab.

Interessant war nun zum Beispiel, was RB Leipzigs Coach Julian Nagelsmann nach dem 4:2-Erfolg beim 1. FC Köln sagte: Die "Benchmark in Sachen Kommunikation auf dem Feld" sei der FC Bayern, erklärte Nagelsmann. "Dort hört man vor allem Thomas Müller, aber auch viele andere." Joshua Kimmich (25) etwa oder Abwehrchef David Alaba (27), gerade in diesen Corona-Wochen vor leeren Rängen in den Bundesliga-Stadien.

Müller: Drei Torbeteiligungen nach der Corona-Pause

Bayerns größter Lautsprecher ist jedoch eindeutig Müller (30), der wie ein Trainer auf dem Platz das Pressing organisiert und seine Teamkollegen motiviert. Klar, dass Nagelsmann einen wie Müller gern in seinem Team hätte. Denn der Weltmeister von 2014 ist nebenbei auch noch torgefährlich wie zu besten Zeiten.

In den vier Spielen nach der Corona-Unterbrechung war der Ur-Bayer schon an drei Treffern direkt beteiligt (ein Tor, zwei Vorlagen). Insgesamt kommt Müller wettbewerbsübergreifend auf elf eigene Tore in dieser Spielzeit und 21 Assists, davon allein 18 (!) in der Bundesliga. Müller ist eindeutig Bayerns Lieferheld. Den Liga-Rekord hält übrigens der frühere Wolfsburg-Star Kevin De Bruyne (28) mit 21 Vorlagen in der Saison 2014/15. Machbar für Müller!

Wohl kein DFB-Comeback für Müller

Ein anderes Thema ist hingegen nicht mehr aktuell: die deutsche Nationalmannschaft. DFB-Direktor Oliver Bierhoff stellte im "kicker" abermals klar, dass es für Müller und dessen Bayern-Mitspieler Jérôme Boateng (31) keine Rückkehr ins Team von Bundestrainer Joachim Löw geben wird. "Ich freue mich sehr für Thomas, wie er gerade aufspielt", sagte Bierhoff: "Aber Jogi hat seine Entscheidung sehr deutlich gemacht, dass er den Spielern, die zuletzt dabei waren und bei uns überzeugt haben, die Stange hält." Übersetzt heißt das: Müller wird ziemlich sicher keine Chance auf eine EM-Teilnahme 2021 haben.

Löw hatte im vergangenen Jahr im Zuge des Umbruchs die Karrieren von Müller, Boateng und Mats Hummels (31) in der Nationalelf beendet. Im Februar hatte der Bundestrainer erklärt, dass die Wahrscheinlichkeit auf ein Comeback Müllers "relativ gering" sei, wenn alle Spieler fit seien. "Ich finde, dass man das anerkennen muss: Er hat sich für einen harten Schnitt entschieden, zu dem er steht, und er hat den jungen Spielern sein Vertrauen ausgesprochen", ergänzte Bierhoff. Müller, Bayerns Lieferheld, wird von den DFB-Entscheidern trotz Top-Leistungen abserviert. Muss man das verstehen?

Matthäus: "Müller ist in einer Weltklasse-Form"

Ja und nein - sagt Rekordnationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus im Gespräch mit der AZ. "Ich denke, man sollte diese Diskussion jetzt gar nicht mehr führen. Löw hat mehrmals klargemacht, dass er nicht mehr mit Spielern wie Thomas Müller plant. Ob das jetzt gerecht ist oder nicht, weiß ich nicht. Löw setzt eben auf jüngere Spieler, das muss man akzeptieren."

Zugleich hebt Matthäus Müllers Auftritte in dieser Saison hervor, speziell seit dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Flick. "Thomas ist in einer überragenden Form, in einer Weltklasse-Form. Ich glaube sogar, er war noch nie in seiner Karriere so stark wie jetzt", erklärt Matthäus: "Die Position, die er bei Bayern spielen darf, passt perfekt zu ihm. Im System von Flick ist er nicht wegzudenken und sehr wichtig mit seinen Toren und Vorlagen."

Deutschlands bislang letzter Weltfußballer: Lothar Matthäus

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Interessant: Für Matthäus liegt ein Erfolgsgeheimnis der Flick-Bayern gerade darin, dass der Trainer "die Weltmeister von 2014 hinter sich gebracht hat. Und die zahlen es mit Leistung zurück."

In der Tat: Müller, Boateng und auch Torhüter Manuel Neuer (34) agieren seit Wochen auf Spitzenniveau. Doch bei Löw ist nur noch Neuer erwünscht. Matthäus jedenfalls ist voll des Lobes für die Entwicklung bei seinem Ex-Klub: "Der FC Bayern ist gerade extrem gut drauf, das ist fast schon beängstigend. In dieser Form sind nicht nur die Mannschaften in der Bundesliga chancenlos, auch international kann da kaum jemand mithalten. Bayern ist das Aushängeschild der Liga. Und ich glaube, dass die europäischen Rivalen gerade nicht nur Respekt vor Bayern haben, sondern Angst."

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